Rekonstruktion und Dekonstruktion
Eines der Phänomene, die im Schwerpunkt Rekonstruktion und Dekonstruktion: Zur soziologischen Analyse des aktuellen Städtebaus vor allem aus einer gesellschaftstheoretischen Perspektive thematisiert werden, ist die Welle an Rekonstruktionen von Kirchen, Schlössern und ganzen Stadtquartieren, die speziell in Deutschland heftige und emotional geführte Debatten auslösen und als Rückfall in vormoderne Zeiten scheinen – am prominentesten dabei wohl die Diskussion rund um das Stadtschloss in Berlin. Andererseits wird die gesellschaftliche Grundlage für die von Kritikern oft als Spektakelarchitektur bezeichnete und von den Marketingabteilungen von Konzernen und Kommunen favorisierte Architektur von StararchitektInnen untersucht. Delitz dazu in ihrem Einleitungsartikel: „Soziologisch dringt dann der Konflikt zwischen Destruktion und Rekonstruktion, Architektur und Öffentlichkeit tiefer als bis zu Geschmacksfragen. Es zeigt sich darin mehr als das provozierende Geschäft, die Distinktionsleistung der Avantgarde. Die Frage ist, warum unsere Gesellschaft gerade jetzt auf gerade diese Gestalten ihrer selbst kommt.“ Der Magazinteil bringt drei sehr unterschiedliche Beiträge: Christoph Luchsinger, der seit kurzem eine Professur am Städtebauinstitut der TU Wien inne hat, legt mit seinem Beitrag zur Krise der klassischen Raumplanung seine Vorschläge für neue Rahmenbedingungen dar und eröffnet damit vielleicht eine Debatte, für die dérive gerne als Forum zur Verfügung steht. Daniel Kalts lose Serie über Kunst im öffentlichen Raum widmet sich diesmal der für Österreich wegweisenden Arbeit von Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich. Im dritten Beitrag stellt Thomas Ballhausen einige Ausschnitte aus dem von ihm und Verena Bauer übersetzten Buch Scharfe Zähne von Toby Barlow vor.