Andreas Fogarasi

Andreas Fogarasi ist bildender Künstler und Redakteur von dérive.

Christoph Laimer

Christoph Laimer ist Chefredakteur von dérive.

Jochen Becker

Jochen Becker ist Autor, Kurator und Dozent in Berlin. Er ist Mitbegründer von metroZones – Zentrum für städtische Angelegenheiten.


Die Städtekonkurrenz Berlin-Hamburg zwischen Musikbiz und Widerstand.

dérive: Universal Music ist vor kurzem von Hamburg nach Berlin übersiedelt. Kannst du anhand dieses Beispiels die Strategien dieser Städte, sich als Standort für Cultural Industries zu positionieren, darstellen?

Jochen Becker: Die Universal Music Company (Universal Records, Motor Music GmbH, Strictly Rhythm, PolyGram, Seagram) – mit 13 Milliarden Mark Jahresumsatz die weltweit größte Plattenfirma – hat ihren deutschen Hauptsitz von Hamburg nach Berlin verlegt, nachdem der Berliner Senat sie mit Subventionen angelockt hatte. Universal Music zieht in einen vormaligen Eierspeicher an der Grenze zwischen Kreuzberg und Friedrichshain, der gerade renoviert wird. Eine der ersten Handlungen des neuen Berliner SPD-Bürgermeisters Klaus Wowereit war es, Tim Renner, den Chef von Universal Music, in Berlin zu begrüßen. Das hat auch in Hamburg einigen Aufruhr verursacht, so dass inzwischen eine Konferenz zwischen den Verantwortlichen von Berlin und Hamburg anberaumt wurde. Auf dieser wurde vereinbart, sich nicht gegenseitig Firmen abzujagen, sondern im Gegenteil verstärkt zu kooperieren, jetzt wo auch der Zug nur noch zwei Stunden für die Strecke zwischen den beiden Städten braucht. Mit Sony Music ist schon zuvor ein Global Player nach Berlin gezogen, und auch die Bemühungen, MTV Deutschland von München nach Berlin abzuwerben, deuten auf eine Tendenz hin, Berlin als neuen Standort in Sachen Jugendkultur-Events zu etablieren. Das hat natürlich auch sehr viel mit der Love Parade und mit Techno zu tun. Low Spirit, das große kommerzielle Techno-Label, ist hier gegründet worden, auch Tresor Records und andere bedeutende Techno-Labels kommen aus dem Kreuzberger Hinterhof. Def Jam – mit Run DMC, Public Enemy oder LL Cool J eines der legendären Hip Hop Labels – hat sein Deutschlandbüro ebenfalls hier in Kreuzberg. Dabei ist es auch interessant zu beobachten, dass nicht mehr so sehr Mitte, sondern Kreuzberg oder Friedrichshain, also die eher raueren Gegenden, die angesagten Bezirke sind.

dérive: Mitte war lange Jahre der Inbegriff für den Kreativstandort Berlin. Treten andere Bezirke jetzt seine Nachfolge an, oder ist ihre Positionierung eine andere als in Mitte vor ein paar Jahren?

Jochen Becker: Ich glaube, dass Mitte langsam uncool wird und man sich wieder billigeren Terrains widmet. Selbst der unsägliche Ben Becker findet ja, dass Mitte öde geworden ist, weil so Leute wie er halt da immer abhängen. Insofern zieht die Karawane weiter. Schräg gegenüber vom Eierspeicher wird der MTV-Lesezirkel produziert. Das ist die Fernsehshow von Benjamin von Stuckrad-Barre, der in Deutschland als großer Popliterat gilt. In der Phuelstraße ist ein altes Gewerbegebäude – ich kenne Leute, die in diesem Haus in einer großen linken WG gelebt haben und dann ausziehen mussten. Im Innenhof hatte ein türkischer Autohändler seine Werkstatt, doch inzwischen ist das ein Platz für cooles Loft-Living und Musik/Media-Produktion. Offensichtlich ist es schicker, in solchen Häusern zu arbeiten und zu wohnen als in den Mitte-Neubauten. Viva in Köln etwa arbeitet im Mediapark, also einem Neubaukomplex am Innenstadtrand. Davon setzt man sich in Berlin wohl lieber ab und hat den authentischen Charme alter Gebäude, die allerdings über eine perfekte technische Innenausstattung verfügen.

dérive: Ist die Anwerbung von Universal und die Renovierung des ganzen Gebäudekomplexes auch als Initialzündung gedacht, um das umliegende Gebiet zu beleben?

Jochen Becker: Das glaube ich schon. Ganz in der Nähe war das Narwa-Glühlampenwerk, das im Zuge der massiven Deindustrialisierung vor allem Ostdeutschlands zu einer Brache gemacht und dann renoviert beziehungsweise umgebaut wurde. Da ist jetzt zum Beispiel die Pixelpark AG hingezogen, das ist die berühmteste Berliner Internet-Schmiede. Pixelpark ist kurz vor dem Umzug von Bertelsmann aufgekauft worden. Die aktuelle ökonomische Situation ist aber keineswegs stabil, nun werden über ein Viertel der MitarbeiterInnen entlassen. Im Zuge dessen wurde bei Pixelpark auch ein Betriebsrat gegründet. Das hat für viel Furore gesorgt, denn zum ersten Mal ist es der Gewerkschaft gelungen, einen Fuß in einen New-Economy-Betrieb zu bekommen, d. h. in Betriebe, in denen es sonst heißt »Der Chef ist mein Kumpel«. Wenn es kriselt, organisieren sich die Leute dann doch in der good old ArbeiterInnenvertretung.
Der jüngst fusionierte Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain wird stark mit ehemals besetzten Häusern und kulturellen Orten assoziiert. Im Übergangsbereich zwischen Friedrichshain und Kreuzberg an der Oberbaumbrücke siedeln sich jetzt New-Economy-Betriebe an. Die ganze Spreeachse, überhaupt die Wasserfront lag bislang weitgehend brach und soll nun betont und entwickelt werden. So hat nicht weit davon die Allianz-Versicherung am Treptower Park ihr Trep-Tower-Verwaltungshochhaus hochgezogen. Wasserfronten werden ja jetzt in vielen Städten wiederentdeckt und entwickelt, das zeigen z. B. auch Frankfurt oder Wien. Im Spreespeicher direkt neben dem Eierspeicher ist das Stadtmodell des Berliner Stadtentwicklungssenats untergebracht, wo das Planwerk Innenstadt die historische Rekonstruktion der Stadt propagiert. Eine »Königsstadt« soll wieder entstehen, von der niemand wusste, dass es sie überhaupt jemals gab. Der Eierspeicher im alten Industriehafengebiet ist eine komplett geschlossene Kiste, an der aus Denkmalschutz-Gründen eigentlich nichts verändert werden durfte. Doch jetzt bekommt der Eierspeicher eine Glasfassade, auf die der historische Fassadenrhythmus appliziert ist. Dazwischen wurde nun eine Skulptur von Olaf Metzel aufgestellt. Das ist ein Bildhauer, der aus Berlin kommt und jetzt in München an der Akademie lehrt. Die Skulptur wurde 1987 zur 750-Jahr-Feier von Berlin auf dem Ku'damm aufgestellt und besteht aus lauter übereinandergekeilten Absperrgittern. Die Skulptur heißt »13. 4. 1981« und erinnert an eine militante Demo. Jetzt steht die Skulptur völlig deplatziert und kaum sichtbar zwischen den Häusern, der Ausfallstraße und der Spree als eine Art »Wild-waren-die-Zeiten«-Erinnerung.

dérive: Im Gegenzug muss Hamburg verstärkte Anstrengungen unternehmen, um den weiteren Abzug von Creative Industries zu verhindern. In welcher Form passiert das und welche Widerstände gibt es dagegen?

Jochen Becker: Einerseits hat Hamburg auf höchster Ebene reagiert und sich von Senat zu Senat mit Berlin verständigt, künftig in Dialog zu treten, anstatt das Städtewettrennen weiter zu betreiben. Dennoch werden Unternehmen mit Förderungen gelockt, wobei es oft weniger um die Arbeitsplätze als ums Image geht. Bei MTV ging es um ganze zwölf Arbeitsplätze. Speziell im Medienbereich haben andere Städte die berechtigte Angst, dass viele Arbeitsplätze nach Berlin verlagert werden. Die Leben-Redaktion von der Zeit ist beispielsweise schon übersiedelt, die Berliner Seiten der FAZ bilden hier eine Art Teststrecke mit Stuckrad-Barre als anfänglicher Chefreporter heraus, und Die Welt ist sogar komplett von Bonn herübergezogen. Berlin ist attraktiv, weil es aus der Hauptstadt viel zu berichten gibt, aber auch, weil dort eine Aufbruchsstimmung herrscht, bei der man dabei sein will. Das strahlt natürlich auf alle Kreativfirmen ab. Die Firmen merken, dass sie eher gute Leute gewinnen können, wenn sie in Berlin sind als zum Beispiel in Frankfurt/Main oder Stuttgart.
In Hamburg kann man die Wirtschaftsförderung in all ihrer Widersprüchlichkeit am Beispiel Klausmartin Kretschmer darstellen. Kretschmer ist ein Immobilienunternehmer, der auch kulturell interessiert ist. Er hat von der Stadt zwei zentrale Orte in Erbpacht übernommen beziehungsweise gekauft. Das ist zum einen die Rote Flora im Schanzenviertel, ein Revue-theater, wo die Stella Entertainment das Musical Phantom der Oper aufführen wollte. Dagegen gab es Widerstand, das Vorhaben wurde schließlich nicht realisiert, und das Theater ist von Leuten aus dem autonomen Spektrum besetzt worden. Jetzt gibt es dort einen Veranstaltungsraum, und vor der Roten Flora ist auch ein geduldeter, nicht erlaubter kleiner Druckraum. In einem kleinen Anbau können blickgeschützt Spritzen gesetzt werden. In Hamburg gibt es keine Drogenplätze, doch im Schanzenviertel wird relativ viel gedealt, was auch schon zu Hetzkampagnen gegen Menschen mit dunkler Hautfarbe geführt hat, weil viele BewohnerInnen das »Drogenproblem« mit schwarzen Dealern in Verbindung bringen.[1]
Der zweite Ort sind die Riverkasematten am Hafenrand direkt bei der Hafenstraße. Die Hafenstraße ist das Synonym für eine Reihe besetzter Häuser, die ständig von Räumung bedroht sind und wo immer wieder Neubauten diskutiert werden. Gegen die Okkupation durch Kretschmer gibt es eine breite Widerstandskoalition: Die Initiative Park Fiction, die sich dort für eine andere Form der Parkanlage und für die Nichtbebauung engagiert: Leute von der Roten Flora und dem Golden Pudel, einem Club im Umfeld der Band Die Goldenen Zitronen, Ex-Hafenstraße-BesetzerInnen, AktivistInnen aus dem Popmusik-Umfeld wie z B. dem Butt-Club, politische Gruppen wie das unabhängige Internet-Nachrichtenmagazin Indymedia und die linke Web-Plattform Nadir.org, aber auch GastronomInnen. Die Umsetzung der Pläne Kretschmers würde die weitere Existenz der Roten Flora verunmöglichen und andererseits den Hafenrand gastronomisch verwerten Zugleich hat die Stadt damit zwei potentielle »Unruheherde« an die Privatwirtschaft abgegeben. Zugleich wurde im April vor den Riverkasematten die so genannte MediaNight inszeniert. Die Stadt Hamburg investierte in dieses Projekt eine halbe Millionen Mark und errichtete hierfür ein temporäres Glashaus am Hafenrand, wofür sie Kretschmer Miete zahlten. Dort wurden Medien- und E-Business-Leute zu einem repräsentativen Come-Together eingeladen, was ein Dorn im Auge derer war, die sich gerade mit der Debatte um die Neuverwertung und Neupositionierung dieser Gegend herumgeschlagen haben.
Gegen die Initiative der Stadt formierte sich eine Demonstration, die von einem riesigen Polizeiaufgebot – komplett mit Kampfuniformen ausgestattet – »begleitet« und mit Schlagstöcken weggeprügelt wurde. Die BesucherInnen der MediaNight mußten sich wie bei Protesten gegen den Opernball an den Protestierenden vorbei durch Polizeiketten[2] hindurch ins Glashaus begeben. Seitdem gab es immer wieder kleinere Demonstrationen gegen diese Entwicklungen.

dérive: Was bedeutet das für eine subkulturelle Szene, die ja teilweise das Image einer Gegend mitbegründet hat, auf der so eine Verwertung aufbaut?

Jochen Becker: Das wird inzwischen stark reflektiert, etwa dass man immer auch Teil und Pionier einer Gentrifizierungsbewegung ist. Ted Gaier von den Goldenen Zitronen meinte etwa, dass man die Funktion des Trockenwohnens einnimmt – ein Begriff, der in der Gründerzeit geprägt worden ist, als Leute, die kein Geld hatten, in gerade frischgebaute Wohnungen eingezogen sind, bis diese ausgetrocknet waren. Was zum Teil tödlich, in jedem Fall aber relativ ungesund war. Wenn dann die Wohnungen ausgetrocknet waren, zogen die eigentlichen Mieter ein. Im Schanzenviertel, also in der Gegend um die Rote Flora, hat sich ein linkes alternatives Milieu mit all seinen Lokalitäten und Szeneläden angesiedelt, das aber in den letzten Jahren immer bürgerlicher und offiziöser wurde. Das Schanzenviertel hat ein ähnliches Image wie Kreuzberg oder Friedrichshain. Dieser »Charme« des Umkämpften, des Unruhigen, des Nicht-ganz-so-geleckten wird offensichtlich von Unternehmen goutiert. Jetzt entwickelt sich das Schanzenviertel mehr und mehr zu einem neuen Businessquartier, was an den Gründerzeitfassaden gar nicht ablesbar ist. Es werden nicht viele Neubauten errichtet, sondern die Gebäude werden von innen heraus verändert. Die (Sub-)kultur-szene hat die Pionierfunktion erfüllt, jetzt ziehen Business- oder Wohn-Gentrifier nach.

Capital of Talents (Lyrics):

»Mit dem Plakat »Partner für Berlin begrüßt Universal Music« werden die 500 Mitarbeiter von Universal Music, einem Unternehmen des weltgrößten Musikkonzerns Universal Music Group, an ihrem neuen Standort in der Hauptstadt willkommen geheißen. Am 1. Juli 2002 wird das Unternehmen seine Deutschland-Zentrale von Hamburg nach Berlin verlegen und in ein ehemaliges Kühlhaus an der historischen Oberbaumbrücke direkt an der Spree ziehen. Das ehemalige Kühlhaus hat acht Etagen und wird zur Zeit denkmalgerecht saniert. Die Gesamtnutzfläche wird 17.000 qm betragen. Etwa 500 Universal -Mitarbeiter werden hier arbeiten. Dazu entstehen Räume für Foto- und Videoproduktionen, Tonstudios und externe Dienstleiter wie z. B. Multimediafirmen. Für die Mitarbeiter sind u. a. ein Restaurant und ein Kindergarten geplant.«
Pressemitteilung »Partner für Berlin – Gesellschaft für Hauptstadt-Marketing-GmbH«

»Universal ist ein Top-Unternehmen der Musikbranche und für Berlin natürlich sehr wichtig. Der Umzug ist ein unübersehbares Zeichen für die neue deutsche Musikmetropole. Der Senat steht zu allen Verabredungen, die mit Universal getroffen worden sind. Wir freuen uns auf 2002.«
Klaus Wowereit, Berlins regierender Bürgermeister

»Wir haben uns für das Kühlhaus an der Oberbaumbrücke entschieden, weil es für das Unternehmen Universal und seine Mitarbeiter die besten Bedingungen bietet: Es ist groß, hell und am Wasser gelegen. Das war uns als Hamburgern wichtig. Und: Man hat einen wunderbaren Blick die Spree hinunter. Bewusst wollten wir nicht dem allgemeinen Trend in die Neue Mitte folgen. Dort, wo sich heute Touristen auf den Füßen rumstehen, wollen wir nicht arbeiten. Wir glauben an das Potenzial der Gegend Friedrichshain-Kreuzberg: Hier wird auch und gerade in der Zukunft viel Kreatives aus dem Untergrund entstehen. Universal zieht dahin, wo Szenen noch eigene Räume erobern, wo noch nicht alles durchgeplant und ausgebaut ist – dafür die Zukunft aber umso spannender...«
Tim Renner, President und Chief Executive Officer Universal Music

»Berlin ist schon jetzt die Capital of Talent und strebt an, auch die Hauptstadt der Medien- und Kommunikationswirtschaft zu werden. Nicht nur im Namen der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie, sondern auch im Namen aller Musikfreunde der Stadt heiße ich Universal Music herzlich willkommen. Ich bin sicher, dass Universal gemeinsam mit Berlins kreativem Potenzial nicht nur einen Hit produzieren wird.«
Juliane Freifrau von Friesen, Senatorin für Wirtschaft und Technologie

»Hamburg hat da etwas Besonderes. Im Schanzenviertel, einem dieser sich entwickelnden innenstadtnahen Räume, denen man diejenige Urbanität wünscht, die keine Verlierer kennt, hat sich mit dem achtundvierzigjährigen Emmanuel Mertens einer der besten holländischen Köche niedergelassen.«
Jürgen Dollase auf der Stil-Seite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 28.11.01

»Am 23. April wurde der öffentliche Raum um Kretschmers Kasematten am Hafenrand von der Polizei abgeriegelt, Besucher von Pudelklub und Amphore am Ausgehen gehindert und Anwohner verprügelt und verhaftet, weil sie nach Hause wollten. Das alles wegen einer 500.000-Mark-NewMedia-Party als Teil der Imagepolitik der Stadt Hamburg. Denn die hat etwas zu verlieren: Schließlich soll der gewinnbringende Verkauf der HafenCity an Unternehmen aus der NewMedia-Branche die milliardenschwere Hafenerweiterung finanzieren. Neu ist das Zusammenspiel aus traditionell-autoritärer Politik einerseits und Unternehmern mit Sinn für die geschichtliche Aufladung durch (sub-)kulturelle und soziale Bewegungen andererseits. Eine Konstellation und eine Dimension, die neue Formen der Antwort, der Bewegung erfordert und analysiert werden will.«
Pressemitteilung »wemgehoertdiestadt«(Golden Pudel Klub, Hafenstraße, Rote Flora, Park Fiction, Amphore)

Fußnoten


  1. Diese Situation hat sich durch den Tod des Asylbewerbers und Kleindealers Achidi J. weiter verschärft. Nach einer Razzia wurde ihm zwangsweise per Nasensonde das Brechmittel Ipecuanha verabreicht. Der 19-Jährige erbrach sich und spuckte dabei 41 Crackkugeln aus. Danach sackte er in sich zusammen. Bei der Untersuchung schlug und trat der Mann aus Kamerun um sich, schrie immer wieder: »I will die!«. Der Herzstillstand hatte tödliche Hirnschäden zur Folge.
    Der neugewählte Innensenator Ronald Schill von der reaktionären ‚Rechtsstaatlichen Offensive‘ wie auch der ebenfalls neue Justizsenator Roger Kusch (CDU) wollen auch weiter Brechtmittel zwangsverabreichen lassen, um so an heruntergeschluckte Drogenbeutel zur Beweissicherung zu gelangen. Schills Vision: Er will nun die Drogenszene in den abgelegenen Freihafen abschieben, wohin ein Shuttlebus pendeln soll. ↩︎

  2. Dabei kamen die selben Polizeigitter zum Einsatz, welche sich in Olaf Metzels Skulptur zwischen den Berliner Speicherhäusern stapeln. ↩︎


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