Christina Nemec


wer zum böhmischen prater will, fährt am besten mit dem 6er zur absberggasse und wandert neben der ankerfabrik vorbei rauf zum vergnügungspark. am schönsten ist es dort unter der woche, wenn die rummelgeräte in der sonne vor sich hinschwitzen und köstlichen holzgeruch verbreiten. letzte woche hatte ich viel zeit dort verbracht. mit meiner freundin luka aus hamburg klapperten wir das gelände ab – es gibt nämlich viele kleine seitenwege zu erkunden –, stiessen auf einen vogelschutzpark und einen teich mit riesigen fetten karpfen. bei diesen spaziergängen lässt es sich naturgernäss gut diskutieren. und zu besprechen hatten wir viel. unseres letztes treffen lag fast ein jahr zurück. und luka war damals massgebliche mitstreiterin eine projektes, das sich top ten dj-kollektiv nannte. dj luka skywalker verfasste ein plädoyer für die notwendigkeit dieses ausschliesslich aus weiblichen top ten djs bestehenden kollektivs, das regelmässig den freitagabend im hamburger pudelclub rockte. »ist es nicht komisch«, fragten luka und ihre kolleginnen »dass die ganze stadt von männern aufgeteilt ist, und die paar frauen, die es gibt, einzelkämpferisch vor sich hinpuzzeln und nicht so richtig zu potte kommen? jede für sich war mindestens genauso gut wie ihre männlichen kollegen, hatte aber lange nicht so viele möglichkeiten wie sie.« (ähnliche diskussionen gab und gibt es derzeit auch in wien ua bei diskussionsveranstaltungen von electronic resistance, auf der homepage von electric indigo, ...) das hamburger dj-kollektiv arbeitete und alle schienen glücklich. jedoch nach und nach bröckelten einige ab – stiegen aus, zogen weg - verloren die programmierung des freitagabends aus den augen und kick! waren sie draussen. dazu kam sicher auch der frust, dass top ten, obwohl die freitagabende im pudel immer knallten, an den repräsentationsgeschichten (zb. pudelpartie im hamburger schauspielhaus) der pudelherren nicht eingeladen wurde. auch die letzte pudeltour (als benefit für mumia abu jamal) war fast reine männersache, das fällt aber komischerweise nie auf. ein wichtiger punkt blieb auch meist unerwähnt. der pudelclubliegt nämlich auf einem stückchen schräger wiese, die schon lange zur kommerziellen verwertung bestimmt ist und auch schon verbaut wäre, gäbe es nicht die vielen frauen und männer der initiative park fiction, die nunmehr seit jahren darum kämpft, dass dieses stück st. pauli zum park wird, den die wünsche der dortigen bevölkerung konzipieren. und es zieht sich. hinhalte ohne ende. eine aktuelle taz-meldung berichtet nun davon, dass die bezirksversammlung altona dem park grundsätzlich zugestimmt hat. lassen Sie sich überraschen (und ärgern Sie sich darüber, dass ein parkabschnitt nicht »leuchtender pfad« heissen darf und es die geplante filmleinwand nicht geben darf). aja zum dem wunderbaren projekt park fiction gibt es auch einen film, den margit czenki gemacht hat – dieser trägt den noch wunderbareren titel: die wünsche werden die wohnung verlassen und auf die strasse gehen. und einen wunsch möchte ich auch an dieser stelle äussern, an meine freundin luka, die ihre dj-karriere an den nagel gehängt hat. liebe luka, vielleicht entdeckst du wieder freude daran, parties zu rocken, und dann komm ich auch egal wo hin. deine christina.


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