» Texte / Der produktive Park und die Produktiven im Park

Erik Meinharter


Der Emscher Landschaftspark ist weit mehr als ein Park. Allein seine Dimension von rund 300 km² innerhalb eines Gebietes von rund 800 km² ist außergewöhnlich. Er ist räumlich und thematisch seinem Anfangsstück Landschaftspark Duisburg Nord entwachsen. Dieser erste Teil hat im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park 1989 – 1999 durch die Gestaltung von Peter Latz einen Trend zur Behandlung von aufgelassenen Industriearealen losgetreten, der sich bis heute fortsetzt. Der Emscher Landschaftspark ist vielfältiger und größer – umfasst er doch 20 Städte im Ruhrgebiet und besteht aus vielen unterschiedlichsten Park-Bausteinen. Seine Rolle als Kitt der zusammenhängenden Gemeinden hat sich auch im Zuge der regionalisierten Kulturhauptstadt Ruhr. 2010 noch verstärkt.
Das Buch Der produktive Park, herausgegeben von Rudolf Scheuvens und Marion Taube, mit zahlreichen Fachbeiträgen wurde zum Abschluss des zweitägigen Zukunftskongresses zum Emscher Landschaftspark Unter freiem Himmel – Kulturlandschaft der Metropole Ruhr im Herbst 2010 in Essen vorgestellt. Es wurde im Auftrag des Regionalverbandes Ruhr produziert, die als übergreifende kommunale Organisation der kreisfreien Städte des Ruhrgebietes gleichzeitig auch für die Umwelt- und Freizeitförderung des Ruhrgebietes, also den Emscher Landschaftspark und auch die Route der Industriekultur zuständig ist. Insofern könnte die Veröffentlichung des Buches auch als Marketinginitiative für das Ruhrgebiet gesehen oder als Unterstützung eines Verwertungskonzepts für den Park interpretiert werden. Doch darauf lässt sich das Buch keinesfalls reduzieren.
Zahlreiche Fachbeiträge und Einblicke von fünfzig AutorInnen präsentieren vielschichtige Sichtweisen auf die Rolle und die weitere Funktion des Emscher Landschafts-parks. In sehr kurzen, aber prägnanten Statements, die dem Charakter einer Festschrift entsprechen, werden inspirierende Ansichten zu Tage getragen. Man könnte dieses Buch auch als Initiative für einen »Gemeinschaftlichen Fonds für kreative Ideen« im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung des Emscher Landschaftsparks bezeichnen. Die Frage nach der Produktivität des Parks stellt sich letztlich nicht, wenn die Produktion im Park, sei es Teilhabe, Erholung oder Aneignung, als produktives Element eines Parks definiert wird. Der Park produziert Aktivität, Anteilnahme und Interaktion. Er fungiert also auch als gesellschaftlicher Kitt innerhalb der Region. Und trotzdem, um mit Thomas Sieverts zu argumentieren, wird es unablässig öffentliche Mittel für öffentliche Parks brauchen und damit auch notwendig sein, auf die Funktionen und Werte dieser Räume zu verweisen.
Die Kombination aus Investitionen öffentlicher Hand und Aktionen der NutzerInnen ließe sich am besten mit dem Beitrag von Karo Architekten ELP 2.0 der Emscher Landschaftspark als Produkt seiner Nutzer ausdrücken, die die »öffentliche Hand als Arena der Teilhabe« definieren: »Bezogen auf die Stadtregion wäre das ein Park 2.0, dessen Raumproduktion sich aus den einzelnen Gliedern der Gesellschaft speist. Das wäre eine politische Utopie. Aber was sonst war der Emscher Landschaftspark, als seine Ideengeber Ihn aus der Taufe gehoben haben?«


Bestellungen an: rene.ziegler [at] ifoer.tuwien.ac.at oder als kostenloser
Download: http://www.ifoer.tuwien.ac.at/download/20100913_DerProduktivePark-webversion.pdf


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