Christina Nemec


du bist wertvoll. wähle mir. auch du darfst – sofern du die dafür erforderlichen ansprüche erfüllst. frausein ist kein hinderungsgrund mehr – und frei nach einem funktionär der mittlerweile siegerpartei: besser die stimme einer frau als keine – gibt ja so viele. und viele davon haben gewählt. und viele scheint’s haben schwarz gewählt. wer soll das verstehen? oder wie kann das verstanden werden? als danke für die abschaffung des frauenministeriums? braucht ja eh keine mehr. zur verhinderung der von den grünen zu errichtenden haschischtrafiken, die sich über ihre kinder hermachen wollen – diejenigen, die nicht mehr dem kindergeldalter unterliegen, für das vielleicht auch einige knapp danke kreuzen? böse menschen haben keine lieder. und am sonntag den schweinsbraten – den echten, nicht den aus tofuirgendwas – auf dem tisch. danke sagt auch die jugend zur einführung der studiengebühren. klarerweise sind nicht alle, die jung sind, studierende oder bauern – aber viele studierende wählten diesmal schwarz. weniger ist mehr – wohin? mehr gebühren, weniger kommilitonInnen, mehr platz, bessere bedingungen – der sehnsuchtsvolle blick nach dem campus us-amerikanischen typs, unterhaltungsprogramm inkludiert. das cello liegt bestimmt bereit. den gottesdienst gibt es fast gratis. jedes kind muss sich zur jesusgeschichte sein bildchen machen und bekommt ein paar cent (früher groschen) für den klingelbeutel. so arm auch – die familie vom jesus. schön, dass das schon so lange her ist, dass dazu nichts mehr getan werden kann. nicht nur halloween hat in favoriten einzug gehalten. auch weihnachten verändert das bild der gemeindebauten seit neuestem. und es scheint ein spannender konkurrenzkampf zu werden. ein balkon gegen den anderen. mehr lichter und muster und sterne und weihnachtsmänner und bunter. jeden tag schließt sich eine familie an. jeden tag wird’s also bunter hier. auch die küchenfenster machen mittlerweile mit. ein paar kleine sterne am kinderzimmerfenster, das sind wir ja schon gewohnt. aber das rentier von familie x. ist zur zeit noch unübertroffen. die alte nachbarin meint dazu: »so eine stromverschwendung, aber bitte, die jungen, die habens ja.« da wär ich mir gar nicht so sicher. in bauten wie diesen wird ja oft vieles über versand und damit auf pump gekauft. bis nichts mehr geht. und die zeitungen voll sind mit sogenannten familientragödien und frustberichten. im rahmen der vorbereitung eines referats versuchte ich vom innenministerium zahlen über gewalttaten in österreich zu bekommen – wenn’s geht nach geschlechtsangehörigkeit getrennt. ist fast nicht gegangen, denn das ergebnis ist für jeden innenminister und für jeden frauenminister katastrophal – nicht nur für diese. der einzelfall schafft es oft auf die titelseiten – als eben genau jener. über den rest breitet sich der schwarze mantel aus – mit welchen sprengseln oder flecken er künftig bemustert sein will – bis dato ungeklärt. ist es diesmal egal wenn schwarz/blau? wie blau blau dann auch sein mag. mit den haschischtrafikantInnen wär’s ja auch ganz passend – gefakte petitionen dafür finden sich schon im netz. ein paar zugeständnisse. und lächeln. lächeln. lächeln. man leistet sich ja sonst nichts.


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