Christoph Laimer

Christoph Laimer ist Chefredakteur von dérive.


Diese Ausgabe von dérive errreicht ihre LeserInnen mit einiger Verspätung. Das hat verschiedene Gründe, aber nicht zuletzt liegt es daran, dass wir mit dérive nicht genug Geld verdienen, um einen Arbeitsplatz bezahlen zu können. Die Arbeit für dérive passiert zum größten Teil unbezahlt und in der Freizeit, und manchmal ist abseits verschiedener Erwerbsarbeiten einfach nicht mehr genug „Freizeit“ da, um alles rechtzeitig zu erledigen. Also bitte dérive abonnieren und weiter empfehlen, damit irgendwann ein fixer Arbeitsplatz und damit eine Kontinuität der Heftproduktion finanzierbar wird. Dann wird dérive unter Garantie noch viel besser, schöner und umfangreicher.

Nach der Jammerei nun die gute Nachricht: dérive bietet diesmal acht Seiten mehr und einen spannenden Schwerpunkt: Wiederaufbau des Wiederaufbaus? Bis in die siebziger Jahre wurden Großsiedlungen, deren hauptsächlicher Zweck es sein sollte, möglichst schnell möglichst vielen Menschen möglichst billigen Wohnraum zu bieten, reihenweise aus dem Boden gestampft. Mittlerweile haben sich die Bedürfnisse und Ansprüche und teils auch – Stichwort schrumpfende Städte – die Anzahl der BewohnerInnen geändert, und die oft schlechte Qualität der Bauten erfordert Lösungen: Rückbau, Umbau oder Abriss?

Erik Meinharter hat den Schwerpunkt konzipiert und redaktionell betreut. Zu lesen gibt es neben seinem einleitenden Artikel zwei Beiträge über die Situation in den Niederlanden. Der eine stammt von Michelle Provoost (Crimson Architectural Historians) über die Siedlung Rotterdam-Hoogvliet, der andere ist von André Thomsen (TU Delft) und fasst seine Studie Demolition of Social Dwellings in the Netherlands zusammen. Der Stadtsoziologe Peter Arlt erzählt im Interview von seinem aktuellen Forschungsprojekt Kioskisierung, das Kioske in Großsiedlungen in Halle/Neustadt, Bratislava, Lódz und Moskau untersucht. Die Architektin Maja Lorbek stellt in ihrem Artikel Bestand Re-Modernisieren. Baustelle: Nachkriegsmoderne u. a. die Frage: Was verändert sich am Bauen, wenn Bautätigkeit am und im Bestand stattfindet? Der Raumplaner Christoph Gollner stellt die Wiener Plattenbausiedlungen samt ihren Spezifika dar und klopft die gängigen Klischees, die über diese Siedlungen und ihre BewohnerInnen kursieren, auf ihren Wahrheitsgehalt ab. Oliver Schrader hat anhand der Wiener Siedlung Am Schöpfwerk die (Un-)Möglichkeiten der Partizipation der BewohnerInnen bei der Gestaltung ihrer Wohnumwelt untersucht.

Völlig ungeplant hat sich eine neue Serie ergeben, die wir zumindest in loser Folge fortsetzen wollen: Stadtportraits. Manfred Russo hat die Serie im letzten Heft mit einem Beitrag über Kathmandu eröffnet. Evelyn Eder setzt sie in dieser Ausgabe mit ihrem Artikel über Lima fort. Die nächste Ausgabe von dérive erscheint sehr, sehr wahrscheinlich Anfang Juli und bietet einen Schwerpunkt zum Thema Olympische Spiele und Stadtplanung.


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