Christoph Laimer

Christoph Laimer ist Chefredakteur von dérive.


Im Konflikt rund um die Errichtung einer Sportanlage für den jüdischen Sportverein Hakoah ist – lange nachdem wir beschlossen hatten, einen kleinen Schwerpunkt in dérive dazu zu machen – nun nach jahrelangen Diskussionen eine Entscheidung gefallen. Wir haben kurz überlegt, ob das ein Grund ist, das Thema zu streichen, dann aber beschlossen, die geplanten Artikel trotzdem zu bringen. Die jetzt gefundene Lösung – eine Sportanlage im Prater – ist sicher keine ideale, auch wenn die ursprüngliche Hakoah-Anlage im Prater lag. Der Sportplatz hätte im Augarten weit mehr Sinn gemacht, weil er von den SchülerInnen naheliegender jüdischer Schulen hätte benutzt werden können; und die Bedenken bezüglich einer Verringerung der freien Parkfläche hatten zudem keine objektive Basis. Im Heft gibt es neben einem Rückblick auf den Konflikt um den Hakoah-Sportplatz und einer Geschichte des Augartens auch einen Artikel, der auf die weitgehend unbekannte Tradition jüdischer Einrichtungen in und um den Park verweist.
Dem zweiten Wiener Gemeindebezirk, in dem der Augarten liegt, ist gleich noch ein Artikel gewidmet. Er präsentiert eine Studie zur Raumwahrnehmung in der Praterstraße. Eine ganz spezielle Raumwahrnehmung, nämlich diejenige von sehbehinderten Menschen, ist Thema eines weiteren Artikels im Projektteil.
Das Heft ist jedoch keineswegs ein Schwerpunktheft zum zweiten Wiener Gemeindebezirk: Frank Roost, der im November sein Buch »Disneyfizierung der Städte« im Rahmen einer dérive-Veranstaltung präsentiert hat, schreibt über Entwertung, Abriss und Wiederentdeckung der Plattenbauten in Berlin. Ruby Sircars Artikel portraitiert Manchester als Migrationszielstadt. Im Interview mit Georg Franck, dem Autor des Buches »Ökonomie der Aufmerksamkeit«, geht es um die Anwendung der darin aufgeworfenen allgemeinen Thesen auf den Stadtraum – eine urbane Ökonomie der Aufmerksamkeit. Yvonne P. Doderer analysiert Perspektiven feministischer Planung. Darüber hinaus gibt es wie immer zahlreiche Buchbesprechungen und Projektpräsentationen.
Aus Platzgründen mussten wir diesmal gleich mehrere Artikel zurückstellen. Die mediale Aufmerksamkeit, die dérive in den letzte Wochen zuteil wurde (z. B. der Beitrag in der Ö1-Sendung Diagonal), hat nicht zuletzt auch dazu geführt, dass wir vermehrt Artikel zugeschickt bekommen haben. Wir freuen uns darüber, auch wenn es noch mehr Arbeit bedeutet – können aber klarerweise nicht alle Artikel abdrucken. Die Kolumne von Antonia Ramirez gibt es diesmal aus den erwähnten Platzproblemen nur auf unserer Website zu lesen, und den Beitrag über die »Kulturstadt« Salzburg haben wir in zwei Teile geteilt. Teil zwei veröffentlichen wir in der nächsten Ausgabe. Neu im Heft ist eine Serie über die Entwicklung der Urbanität von Manfred Russo, deren erster Teil die »hellenische Entdeckung der Urbanität« zum Thema hat.
Neu ist auch, dass wir uns ins millionenschwere Merchandising-Geschäft stürzen und hiermit die erste dérive-Frühjahrskollektion präsentieren. Näheres dazu auf der letzten Seite. Schwer bevorzugt werden dabei wieder einmal dérive-FörderabonnentInnen.


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