Christoph Laimer

Christoph Laimer ist Chefredakteur von dérive.


Die neue Ausgabe von dérive ist wohl die »unwienerischste«, die es bisher gegeben hat; das ist zwar nicht unbedingt absichtlich passiert, aber nachdem die meisten AutorInnen von dérive zuerst einmal LeserInnen waren und diese vermehrt nicht nur aus Wien, sondern auch aus anderen Bundesländern kommen bzw. in Deutschland, in der Schweiz, in Italien, in England oder sogar in Japan wohnen, ist das eine nicht unlogische Folge. Einer aus diesem LeserInnen-AutorInnen-Kreis ist Kurt Handlbauer, der zurzeit einen Studienaufenthalt in Tokio absolviert und für diese Ausgabe einen Artikel über Obdachlosigkeit in Tokio verfasst hat. Er hat bereits angkündigt, auch künftig gerne als dérive-Japan-Korrespondent zu fungieren und uns seine Forschungsergebnisse, Eindrücke und Beobachtungen zu übermitteln. Da zwei bisher in Wien wohnende Mitarbeiter von dérive (Erik Meinharter und Andreas Fogarasi) ihre Zelte hier (vorübergehend) abbrechen und nach Paris bzw. Rotterdam ziehen, dürfen wir hoffen, künftig auch aus diesen Städten mit Texten versorgt zu werden. Margareth Otti hat sich im Rahmen eines Projektes intensiv mit dem Arizona-Markt in Nordbosnien beschäftigt und stellt diesen riesigen Schwarzmarkt, der rund 5000 Menschen beschäftigt, vor. Am 4. Juli wird sie um 20.00 Uhr in einem Vortrag anlässlich der Präsentation dieser Ausgabe in der basis wien (15. Fünfhausgasse 5) über ihr Projekt Arizona dérive berichten. Arizona dérive präsentiert die Verbindung der dokumentarisch- analytischen Untersuchung des städtebaulichen Phänomens Arizona-Markt mit dem Ort als Experimentierfeld für eine Übersetzung der Théorie de la dérive der Situationistischen Internationale. Die Identität des Ortes wird mittels der visuellen Kartographie des Arizona dérive erkundet – die Théorie de la dérive der Situationistischen Internationale wird in das Medium Video übersetzt. Der aus der differenzierten Umgangsweise mit den gesammelten Daten, Erfahrungen und Beobachtungen folgende architektonische Eingriff ist zurückhaltend, die Kartographie des Arizona dérive bietet jedoch eine veränderte Sichtweise – auch der architektonischen Möglichkeiten. Weitere Beiträge im Heft: Die italienische gruppo A12, deren Online-Wörterbuch parole wir in dérive Nr. 6 vorgestellt haben, hat uns ihren gemeinsam mit Maarten Loopmans verfassten Text über ihr Projekt Ph 7,0 in Antwerpen zur Verfügung gestellt. Christoph Gollner schreibt in seinem Beitrag über »ethnische Ökonomien« als endogenes Potenzial für die Stadtteilentwicklung am Beispiel des Ottakringer Brunnenviertels. Peter Hinterkörner stellt die neu gegründete IG Architektur vor. Thomas Northoff präsentiert die Geschichte der Graffiti als Ausdrucksform des Protests. Christiane Mennike antwortet auf Fragen zu Konzept und Programm der von ihr in Dresden kuratierten Veranstaltung City-Info-Boogie-Woogie im Info Offspring Kiosk. Weiters gibt es wie in jeder Ausgabe eine ganze Reihe von Projektpräsentationen, diesmal von Klub Zwei, vis plastica, logicaland, Musée du Point de Vue und Oliver Ressler, dazu Besprechungen und Kolumnen. Der zweite Teil der Serie Geschichte der Urbanität behandelt das antike Rom. Am 3. August werden wir gemeinsam mit unserem Herausgeberverein IWI und der hobbythek im Otto-Wagner-Café (Club U, Karlsplatz) nicht zuletzt unseren zweiten Geburtstag feiern. Über zahlreichen Besuch würden wir uns freuen.


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