Jens S. Dangschat


1. Herausforderung für die Städte – Wettbewerbsfähigkeit und Standortsicherung

Wie schon in den 1920er-Jahren sind Städte seit den 90er-Jahren wieder im Gespräch: Städte sind Orte internationaler Events, Ziel von Massentourismus, sie haben ihren Platz auf den Feuilleton-Seiten; Stadtkultur ist das beherrschende Thema in Kulturkreisen – Musik, neue Medien, Festivals und Lebensstil. Es sind jedoch selten die Städte insgesamt, die neu ins Rampenlicht gerückt werden, sondern nur deren Innenstädte, die innenstadtnahen Wohngebiete, die historischen Kerne und die Inseln moderner und intensiver Entwicklungen – und mit ihnen eben auch die AkteurInnen, die dort auftreten und ihre Interessen wahren. Lange wurde gestritten, warum dieses Phänomen der »Wiederbelebung« der innenstadtnahen Wohnviertel seit den späten 70er-Jahren beobachtbar ist, das den bis dahin geltenden Regelhaftigkeiten der Stadtentwicklung so massiv widerspricht.
Liegt es einerseits an der neu entstandenen Nachfrage nach veränderten Wohnstandorten und deren guter Ausstattung mit Freizeitgelegenheiten aufgrund des demographischen Wandels (neue Haushaltsformen), an einem zunehmenden Wohlstand sowie den damit verbundenen Lebensstilen, oder anderseits an veränderten Strukturen der (Selbst)Organisation der Märkte, deren neue Formen staatlicher und kommunaler Politik eine flexiblere Form der Regulation notwendig machen? Viele sehen aufgrund der zunehmenden Dynamik den Beginn dieser Prozesse, die der (europäischen) Stadt ein modernes Gesicht gegeben haben, im letzten Jahrzehnt. Seither hat aufgrund der Globalisierung und des Endes der staatlich verordneten sozialistischen Experimente in Mittel- und Osteuropa eine Dynamik eingesetzt, welche die Städte zum Handeln zwingt. Die Globalisierung wirkt sich in unterschiedlicher Weise aus. Einerseits haben sich spezifische Märkte verändert – Finanzsektor, Informationstechnologie -, andererseits hat sich auch die Rhetorik über die »Herausforderungen der Globalisierung« gewandelt. Aufgrund zunehmender Lockerung der Bindung von Unternehmen, aber auch privater Haushalte an spezifische Standorte fühlen sich die Städte in eine Konkurrenz gedrängt – um Auslands-Direkt-Investionen, attraktive Headquarter, TouristInnen, MessebesucherInnen, Mitglieder der »neuen Dienstleistungsklasse«, moderne Architektur und aktuellen Städtebau, und schließlich um Systemführerschaften, industrielle Cluster und um mediale Aufmerksamkeit auf den Feuilleton-Seiten und in Beilagen zu überregionalen Zeitungen. Vermieden werden soll der Zuzug von Menschen, die zwar das Heil ihres Vorwärtskommens in diesem aufstrebenden Ambiente suchen, aber deren Kultur fremd ist und derenHaut mehr Farbpigmente aufweist. Diese Art des Beleges internationaler Stärke und Wettbewerbsfähigkeit ist unerwünscht.
Städte sehen sich zunehmend gezwungen, auf den Markt zu gehen, um die immer umfangreicher benötigten Mittelzuflüsse sicherzustellen. Dazu ist eine »Außenpolitik« notwendig sowie eine konkurrenzbetonte Positionierung im (europäischen) Städtesystem. Damit verschiebt sich jedoch die Aufmerksamkeit der Kommunalpolitik und der städtischen Verwaltung von der Zielsetzung der sozialen Integration hin zur Wettbewerbs- und Konkurrenzfähigkeit; das Gemeinwesen wird zum Unternehmen.
Um eine erfolgreiche »Unternehmens«-Politik zu machen, muss die Stadt in den internationalen Wachstumsmärkten gut vertreten sein: Hightechproduktion, unternehmensbezogene Dienstleistungen, Stadtkultur, Messen und Kongresse, Tourismus.
In diesem internationalen Standortwettbewerb nehmen die Citys und die zentralen Standorte innerhalb der Stadt eine besondere Bedeutung ein. Als Orte höchster Erreichbarkeit und in der Regel als Orte der historischen Bedeutung sind hier die kaufkraftkräftigen BesucherInnen und StadtbewohnerInnen konzentriert. Als Rückbesinnung auf die »europäische Stadt« (eine vor der »Amerikanisierung« zu bewahrende Vorstellung traditioneller Stadt, oftmals mit Vorstellungen der »nachhaltigen Stadt«, der »Stadt der kurzen Wege« und der »integrierten Stadt« verbunden) werden hier zentrale Orte für eine »neue Urbanität« konzipiert. Im Gegensatz zur traditionellen Vorstellung von Urbanität als (nicht immer positive) Vielfalt von Funktionen und sozialen Gruppen, sind diese Orte funktional und sozial eher homogen und werden in postmodernen Architektur-Gehäusen inszeniert.
Stadtplanung und Städtebau thematisieren die »neue Urbanität«, indem sie Stadtkultur inszenieren – Festivals, Events, Kultursommer, Sport, Openair und Entertainment. Dabei inszeniert die Stadt sich selbst, ihre Plätze und Gebäude, Straßen und Infrastrukturen, Kulturgebäude, Gastronomie und Klima. Zielgruppen sind StädtetouristInnen und die BürgerInnen, die hierzu ausreichend Zeit und Geld aufbringen können. Die Folge ist eine Zunahme des Interesses an zentralen Standorten, die nicht nur als Entertainment wieder in Wert gesetzt werden, sondern auch als Wohnstandort.
Wenn innerhalb der zentralen Standorte »Bühnen« aufgebaut werden resp. deren Aufbau akzeptiert wird, dann stellt sich die Frage, für wen und wo diese Möglichkeiten räumlicher Aneignung stattfinden können. Denn auf diesen Bühnen sollen die »guten« städtischen Lebensstile inszeniert werden. Wenn aber in den innenstadtnahen Lagen sich die Wege der »businessmen« und der BettlerInnen, der TouristInnen und der Obdachlosen, der »ErlebniseinkäuferInnen« und der DrogendealerInnen kreuzen, dann regiert auf der einen Seite Verunsicherung und Angst und auf der anderen Provokation, Gleichgültigkeit und Resignation. Aus den Augen, aus dem Sinn – Platz da, der Umsatz wartet! Kontrolle über den öffentlichen Raum (Kameras, Eingangskontrollen, »schwarze Sheriffs«), Privatisierung der Fußgängerzonen und Malls, Kommerzialisierung der Bahnhöfe und der U-Bahnen sind die Folge. »Urbanität« findet dann nur noch im schmalen Segment der jeweils wenig strapazierten und strapazierfähigen Toleranz statt und hat die Vielschichtigkeit und Spannungen, die Überraschung und den Tempowechsel verloren. An deren Stelle tritt eine eher aseptische und homogene Ästhetisierung der Urbanität.

2. Ökomische Aufwertung und kulturelle Umwertung der innenstadtnahen Wohnstandorte – Gentrification als Folge der »neuen Urbanität«

Eine Zunahme der Attraktivität innenstadtnaher Standorte – letztlich auch aus einer Veränderung der demographischen Strukturen (kleine, kinderlose Haushalte), der Wertvorstellungen (Wertewandel bezüglich der geschlechtsspezifischen Rollenaufteilung) und des Wandels der Erwerbsarbeit (unregelmäßige Arbeits- und Freizeit, Projekt- und Blockorientierung) – ist die Folge der veränderten Standorterwartungen seitens der »neuen« Haushalte.
Eine steigende Nachfrage nach innenstadtnahem Wohnen, steuerliche Begünstigung auch des Altbaubestandes sowie ein Paradigmenwechsel in der Stadtplanung (zugunsten der »Stadt der kurzen Wege«, der »nutzungsgemischten Stadt« etc.) haben den Wettbewerb um ruhige, zentral gelegene Wohnstandorte unterstützt. Über die Mietzahlungsbereitschaft resp. die Kaufkraft sortieren sich die Nachfragenden entlang der traditionellen Segregations- und Konzentrationsmuster aus. Grätzel des traditionellen Wohlstandes (»incumbent upgrading«) werden ergänzt durch die »neuen Eliten« der Dienstleistungen: die WerberInnen und die JournalistInnen, die InformationsbereitstellerInnen und -verarbeiterInnen, die Medienleute und die ArchitektInnen, die KünstlerInnen und die Freaks. Hier prallen – auf hohem gemeinsam verbindenden Einkommensniveau resp. einer entsprechenden Lebensart – die unterschiedlichen Zeitmuster, Lebensstile, Präferenzen und Wertvorstellungen aufeinander. Dies mag nach außen nicht dramatisch erscheinen, weil weder Wegzug (exit) noch Protest (voice) die Folgen sind. Aber die Infrastrukturen gehen verloren, die sozialen Netze werden brüchig, die »Anderen« überwiegen.
Doch auch am unteren Rand des Einkommensspektrums kommt es zu Verdrängungen aus dem Grätzel als Verlängerung des privaten Alltags. Alteingesessene weichen den ZuwanderInnengruppen aus dritten Ländern, während jene wiederum von den Studierenden, den Alternativen verdrängt werden, die ihrerseits den Sprung in die Gentrification-Gebiete vollziehen wollen. Auch hier – auf niedrigem ökonomischen Niveau – liefern die kulturellen Differenzierungen die Schließungsmechanismen der Gruppen gegeneinander.
Von einer wirklichen Gentrification spricht man aber erst dann, wenn die am unteren Ende der Bau-, Infra- und Sozialstrukturen sich befindenden Gebiete über den Umweg des anfänglichen Zuzugs der PionierInnen (die »unfreiwilligen SteigbügelhalterInnen«, die Studierenden und Alternativen, die AussteigerInnen und Freaks) auch ökonomisch aufgewertet werden (vgl. Friedrichs & Kecskes 1996). Dann steigen die Mieten und Pachten, Dachgeschosse werden ausgebaut, die Mietwohnungen werden aufwändig saniert oder in Eigentumswohnungen umgewandelt. Dabei werden die Einzel- und KleinbesitzerInnen immer seltener – Wohnungen werden immer mehr zum Renditeobjekt von anonymen KapitalanlegerInnen, die lediglich an einer hohen Rendite, nicht aber am Erhalt funktionierender Hausgemeinschaften oder langfristig gar des Hauses interessiert sind.
Kennzeichen dieser Aufwertung ist der Zuzug einkommensstärkerer Gruppen oder solcher, denen die SteuerberaterInnen den Kauf einer Eigentumswohnung anempfehlen. Sie verdrängen häufig die alteingesessenen MieterInnen oder aber jene PionierInnen, die zuletzt gekommen sind. Selbst wenn aufgrund einer mieterInnenfreundlichen Gesetzgebung (wie in Wien) der Besitz der Wohnung nicht unmittelbar gefährdet ist, so drohen jedoch oftmals nicht unerhebliche Mietpreissteigerungen; zumindest zerreißen jedoch die nachbarschaftlichen Netzwerke.
Dieser Effekt wird durch den »natürlichen Austausch« der Wohnbezirke verstärkt, denn die Gentrification-Gebiete weisen häufig sehr hohe Anteile älterer Menschen auf, sodass der Anteil der Wohnungsaufgaben besonders hoch ist. In diese frei werdenden Wohnungen ziehen überwiegend Jugendliche und jüngere Erwachsene ein, was binnen einer Dekade die »ältesten« zu den »jüngsten« Nachbarschaften einer Stadt macht.
Der Gentrification-Prozess verändert also die Zusammensetzung der Wohnbevölkerung in diesen Nachbarschaften erheblich: Die BewohnerInnen werden jünger, leben eher in nicht-familialen Haushalten und werden eher den hedonistischen und aufstiegsorientierten Milieus zugerechnet; sie sind in der Regel erwerbstätig (Nur-Hausfrauen/männer fehlen fast vollständig), auf hohem Bildungs- und Ausbildungsniveau, haben ein höheres Einkommen und ein umfangreicheres Vermögen – sie verkörpern das »Erfolgsmodell« der »neuen städtischen DienstleisterInnen«.

3. Hurra – es kommt der »neue Urbanit«! vs. Wem gehört die Stadt?

Die Rolle des »Gentrifiers«, des erfolgreichen, gut gebildeten und gut verdienenden Menschen, der in einem Dienstleistungsberuf seinen Management-Job mit Engagement macht, ist in vielerlei Hinsicht umstritten. Kinderlos, wenig auf die Nachbarschaft bezogen, mobil ist er ein Dorn im Auge jener, die auf Bodenständigkeit und Verlässlichkeit, aber auch Solidarität im Sinne des Generationenvertrages setzen. Seine Konsumorientierung und sein Hedonismus lösen Ambivalenzen bei denjenigen aus, die weniger Geld haben und ihre (Frei-)Zeit weniger demonstrativ nutzen. Er ist zugleich Vorbild, als einer, der aus seinem Leben etwas gemacht, der es geschafft hat, der unternehmerisches Denken an den Tag legt, der hart arbeitet und auch die Freizeit aktiv gestaltet (vgl. Alisch & Dangschat 1996).
Genau in dieser Rolle ist er aber die neue Leitfigur derer, die zur artifiziellen und instrumentalisierten »neuen Urbanität« passen. Er soll die Bühnen innenstädtischer Selbstdarstellung beleben, soll sie für seine Selbstinszenierung nutzen. Er dient »der Stadt« im Wettbewerb um internationale Aufmerksamkeit – deshalb hat die planende Verwaltung kaum Hemmungen, ihm die geeigneten Orte dafür auch einzuräumen. Das Problem ist, dass die Städte zu diesem Zweck nur zwei Möglichkeiten nutzen, den öffentlichen Raum durch Strategien der Inszenierung der »neuen Urbanität« in Wirklichkeit weniger urban zu machen oder neuen öffentlichen Raum zu schaffen. Letzteres geschieht gegenwärtig durch die Umwandlung der Brachen, welche die Industrialisierung, die Logistik der Vergangenheit und der »Kalte Krieg« hinterlassen haben. »Konversion« und »Revitalisierung« sind die beherrschenden Themen der Binnenentwicklung der Stadt – ob es nun nicht mehr benötigtes Bahngelände, alte Hafenanlagen, leer stehende Industriegebäude oder nutzlos gewordene Kasernen sind.
Die Bandbreite dessen, wie diese zentralen, wieder hinzugewonnen Flächen genutzt werden, variiert erheblich:

  • zwischen dem gelungenen Versuch, wieder ein modernes Stück funktional und sozialintegrierte, nach ökologischen Kriterien gebaute, Stadt entstehen zu lassen, wie in Tübingen (vgl. Feldtkeller 2001),
  • dem Versuch, einen Boulevard des nächsten Jahrhunderts zu entwickeln, aber gleichzeitig »soziale Partnerschaft« für ein benachbartes Armutsgebiet vorzusehen, wie in Frankfurt am Main,
  • einer Inszenierung einer »Kunstwelt«, die von TouristInnen und StadtbewohnerInnen zum Flanieren und/oder Einkaufen aufgesucht wird, wie der Potsdamer Platz in Berlin, die »waterfront developments« in London, Barcelona oder Oslo oder die zum »Einkaufszentrum mit Bahnanschluss« umfunktionierten Bahnhöfe (wie in Leipzig) oder
  • den »gated communities« und »edge cities« (wie beispielsweise Jubilee City des Walt-Disney-Konzerns), in denen soziale Selektionsprozesse garantieren, dass das Spektrum des Sozialen schmal und von denen tolerierbar bleibt, für welche diese Fluchtburgen erstellt werden.
    Nun ist es einfach, über das letztgenannte Beispiel aus europäischer Sicht herzuziehen. Das verstellt jedoch die Sicht auf die »Normalität der Segregation« auch hierzulande. Diejenigen Stadtteile, die als »problematisch« eingestuft werden (ob nun städtebaulich oder von der formalen Sozialstruktur her – wie AusländerInnen-Anteil oder Anteil an SozialhilfeempfängerInnen), sind es nur deshalb, weil sich diejenigen, die mehr Geld und/oder Mobilität aufweisen, sich aus dem Staub gemacht haben (vgl. Alisch & Dangschat 1998); die Oberschichten lebten eh nie in diesen Vierteln, die aufstrebenden Schichten zogen weg und die »wütenden KleinbürgerInnen« wichen, weil sie ihre eigene Intoleranz nicht aushielten.
    Besonders problematisch ist, wenn der bestehende öffentliche Raum privatisiert resp. mit »Sicherheitsmaßnahmen« überzogen wird. Kameras und Eingangskontrollen sind noch harmlos, Schwarze Sheriffs in ihrer Akzeptanz abhängig von der »Philosophie« des sie beschäftigten Sicherheitsdienstes resp. der individuellen Selbstsicherheit, mit dem Zuwachs an Ordnungsmacht durch eine Uniform auch zivil umgehen zu können.
    Zunehmend wird die »Ungetrübtheit des Einkaufserlebnis« dem unbeschränkten Aufenthaltsrecht im öffentlichen Raum für Jede und Jeden vorgezogen. Formale Kontrollen, polizeiliche Maßnahmen, das Aussprechen von Ordnungsstrafen und Platzverweisen, eine Stigmatisierung (Jugendliche, ausländisch, männlich – insbesondere wenn in Gruppen auftretend) ist die Folge. Der Trend der erfolgreichen »global cities« ist eben auch eine zunehmende Kontrolle über den öffentlichen Raum und eine Kriminalisierung unerwünschter Gruppen.
    Eine unmittelbare Folge der Gentrification selbst, d.h. der Veränderung der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung der innenstadtnahen Wohngebiete, ist das Verdrängungspotenzial, das von der ökonomischen Aufwertung, aber eben auch der kulturellen Umwertung ausgeht. Selbst wenn man in einem Gentrification-Gebiet das Nutzungsrecht der eigenen Wohnung behält (und auch die angehobene Miete zahlen kann), verändert sich das Umfeld – die Infrastrukturen, die Nachbarschaftskontakte, die Szene, die sich in den Kneipen und Gasthäusern trifft, die Menschen, die bei den GreißlerInnen und TrafikantInnen immer ein offenes Ohr finden – dies alles gerät unter Um- und Aufwertungsdruck, wenn die PionierInnen, die risikobewussten ErstbesitzerInnen und schließlich das sich selbst inszenierende Völkchen der modernen DienstleisterInnen anfangen, das Gebiet für sich zu entdecken.
    Niemand mag die Ein- und Umzugsentscheidung (im Wegziehen oder Zuziehen) der Einzelnen fällen – das ist gut so. Trends kollektiver Entscheidungen führen jedoch häufig zu solchen Segregationsstrukturen, die auch die aktiven BetreiberInnen in dieser Schärfe nicht wollen. Eine Stadt aber, die sich aus modischen Gründen und dem Gefühl der eigenen Ausweglosigkeit für die Forcierung der globalen Konkurrenz und deren Inszenierung und Attrahierung entscheidet, sollte aber aus der Verantwortung zur Minimierung der Nebenfolgen nicht entlassen werden.
    Es geht darum, diese Zusammenhänge zu sehen und zu akzeptieren. Es geht dann aber eben auch um eine Güterabwägung und eine Verantwortung »für das Ganze«. Momentan wird die Kerze an zwei Seiten angezündet: Man forciert sowohl den interstädtischen Wettbewerb und finanziert im Gegenzug mit den Programmen des Stadtteilmanagements (vgl. Alisch 1998), mit der »Hilfe zur Selbsthilfe« und den Ansätzen der »neuen Gemeinwesenarbeit« den Teil der Folgekosten, den man den BewohnerInnen (und WahlbürgerInnen) nicht zumutet – das Verhältnis zwischen den beiden Strategien ist jedoch so lange schlecht, so lange der soziale Ausgleich mit »peanuts« auskommen muss.

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Literaturliste

Alisch, Monika (Hrsg.) 1998: Stadtteilmanagement. Voraussetzungen und Chancen für die soziale Stadt. Opladen: Leske + Budrich.

Alisch, Monika & Dangschat, Jens S. 1996: Die Akteure der »Gentrifizierung« und ihre »Karrieren«. In: Friedrichs & Kecskes (Hrsg.) 1996: 95-129.

Alisch, Monika & Dangschat, Jens S. 1998: Armut und soziale Integration. Strategien sozialer Stadtentwicklung und lokaler Nachhaltigkeit. Opladen: Leske + Budrich.

Feldkeller, Andreas (Hrsg.) 2001: Städtebau: Vielfalt und Integration. Neue Konzepte für den Umgang mit Stadtbrachen. Stuttgart & München: Deutsche Verlags-Anstalt.

Friedrichs, Jürgen & Kecskes, Robert (Hrsg.) 1996: Gentrification – Theorie und Forschungsergebnisse. Opladen: Leske + Budrich.