Ljubomir Bratić

Ljubomir Bratić lebt als Philosoph, Sozialwissenschaftler, Publizist, Aktivist und Flüchtlingsbetreuer in Wien.


Der Mexikoplatz ist ein urbaner Raum in Wien, von dem niemand erwartet, dass er sich einem der bürokratischen urbanistischen Konzepte beugen wird. Obwohl diese Urbanität durch das Gefüge verschiedener Weltvorstellungen bestimmt wird, bleibt dieser Platz, in der Nähe der aus dem Wiener Stadtbild vertriebenen Donau, was er immer war: ein pulsierendes Kommunikationszentrum Wiens.
Wenn es wahr ist, dass die öffentlichen Plätze den zufälligen BesucherInnen nur selten ihren Charme zeigen, vor denjenigen aber, die dort leben, ihre ganze Verführungskraft ausbreiten, dann trifft das auf Mexikoplatz nicht zu. Dieser Platz begegnet einem Stadtstreicher mit einer Offenheit, die man nur aus der idealisierten Literatur kennt. Ohne einen Finger zu rühren, beginnt sich beim ersten Schritt aus einer der unfunktionalsten U-Bahn-Stationen Wiens, vor einem ein dialektische Spiel der Offenheit und Verdeckung zu ereignen. Kein Ereignis ist notwendig, kein spiritueller Zugang und vor allem keine Mitbetätigung: es genügt abseits zu stehen und zu beobachten. Schon beim ersten Schritt sind wir mitten drin. Das Warten auf Spektakel erübrigt sich durch die dargebotene Auswahl an An-, Aus- und Überblicken. Architektonisch ist da nicht sehr viel zu sehen; eine der hässlichsten Kirchen Wiens dominiert den Raum. Aber durch eine geschickt platzierte Baum- und Grünfläche wird niemand gezwungen, nur einen einzigen Blick auf die Kirche zu werfen. Ton und Aktion geben vor allem auf der Straße gegenüber dem Monumentalgebäude die kleinen Mischwarengeschäfte, das Gasthaus »Reichsbrücke«, die Kellerbäckerei, ein Kiosk und die ewig anwesenden Männer an, die einen ununterbrochen fragen, ob etwas gebraucht wird. Sie scheinen alles zu haben. Die gesamte Atmosphäre ähnelt einem Spielplatz, der die TeilnehmerInnen des Spiels befähigt, neue Zusammenhänge untereinander und miteinander zu erschließen. Rhythmisch wäre der passendere Begriff als atmosphärisch. Auch deswegen, weil sich das Atmosphärische in unseren Vorstellungen (Köpfen) mehr mit Stille, Stillstand und Kälte vermischt als mit Lärm, aufdringlichen Blicken, Angeboten.

Mosaik der Geschichten

Um die Systematik dieses Raumes zu begreifen, müssen wir uns im Klaren sein, dass es vor allem keine zentrale Stelle, von der aus man mit der Erzählung beginnen könnte, gibt. Er ist ein Teil eines größeren Platzes, der durch die Autobahn in zwei Weltvorstellungen (Weltrhythmen) geteilt wurde. Wie jeder Platz ist auch der Mexikoplatz ein Mosaik aus einzelnen Geschichten seiner BewohnerInnen und BesucherInnen. Allein die Zweiteilung hat es geschafft, diese in zwei Welten zu trennen. Die linke Hälfte ist grün, wird regelmäßig begossen, und weist täglich als ständige BesucherInnen eine Gruppe Obdachloser auf, die ihr Reich inmitten der Intimitäten seltener anderer BesucherInnen, die ihre Hunde »Gassi führen«, lautstark zu behaupten wissen.
Die rechte Hälfte ist diejenige, die mich mehr interessiert: die Hausfront gegenüber der Kirche besteht aus Geschäften, die sich jeden Morgen mit einer enormen Warenmischung am Trottoir ausbreiten. Die VerkäuferInnen sitzen auf der dem Geschäft gegenüberliegenden Seite auf kleinen Stühlen und mustern jedeN potentielleN KäuferIn. Gibt es keinen, dann reden sie von Stuhl zu Stuhl, miteinander. Es sind Türken, Serben, Vlachen, Albaner, Polen, osteuropäische Juden, Roma und viele andere dort, die einem begegnen und miteinander ewig andauernde Diskussionen führen. Wenn sie nicht mit Münzen-am-Strich-Werfen beschäftigt sind. Derjenige, der am nähesten ist, nimmt alle andere Münzen an sich. Auch eine Form der Umverteilung.
Die andere Seite der blinden Gasse dient als Erholungsgebiet; die Bänke sind voll mit Großmüttern, deren Enkeln Fußball spielen, die Kirchentreppen bevölkern die Jugendlichen, die gerade keine Lust haben, sich im nahe liegenden Jugendzentrum aufzuhalten (zu verweilen). Der offizielle Kinderspielplatz hat sich des großen Raumes bemächtigt: Es ist keine Trennung zwischen den Generationen mehr zu beobachten. Zwischen den Generationen und zwischen den MigrantInnen nicht. Alle tun das ihre, und keineR stört die Anderen. An diesem Platz spielt jedeR seine/ihre Kinder- und Erwachsenenspiele, ohne den Anderen auf die Nerven zu gehen. Es ist ein reizvolles Wechselspiel: Die Hausfront mit den Geschäften, die auf der anderen Seite des Gehsteiges Waren anbietenden Männer, die Blindgasse mit den falsch geparkten Autos und dann das Gebiet der Gemeinsamkeiten als Freizeitvergnügungs- und Diskussionsraum vor der Kirche, die von niemand besucht wird; ein Sinnbild des möglichen Wiens, das es in dieser Form vielleicht noch am Brunnenmarkt (ohne Spielraum) anzutreffen gibt. Alle Gesichter lassen eine bewegte Geschichte erahnen; doch die Gegenwart hat sich hier weitgehend befreit und breit gemacht. Die Erzählungen aller dieser Menschen werden von niemanden geschrieben. Sie gehören zu denjenigen, deren Sprache das offizielle Wien nicht spricht.

Obwohl der Mexikoplatz außer dem Rhythmus der Welten keinen Komfort zu bieten hat, und die umliegenden Häuser mit ihren BesitzerInnen, die jeden ihrer MieterInnen alle sechs Monate bis drei Jahre in eine andere Wohnung eines anderen Stocks desselben Hauses übersiedeln, ist dieser Platz derjenige, dem es nie an Menschen fehlt. Zur jeder Tageszeit. KeineR weiß zu sagen, wie viele von diesen PlatzbewacherInnen auch die umliegenden Häuser bewohnen. Und ich frage mich, ob ein Organismus dieser Intensität in so farbenfroher Verfassung überhaupt noch zu beschreiben ist. Der Mexikoplatz und das Stuwerviertel, in dem er liegt, war seit jeher ein Armenviertel. Früher der ärmere Teil des »Judenbezirkes« Leopoldstadt, in der Nähe zum »Würstelprater«, einem Allround-Jahrmarkt, war das ein Platz, wo diejenigen, die sich nicht registrieren wollten, einen Unterschlupf fanden. War und ist. Es sind die MigrantInnen, die illegalisiert werden; die heutzutage diese Rolle in der österreichischen Gesellschaft zu erfüllen haben. Das Gemisch der Sprachen versteckt eine Einheit dahinter: alle diese Menschen sind unerwünscht in Österreich und das wissen sie. Also bilden sie ihre Kolonien, in denen sie sich mit einem ständigen Informationsaustausch gegenseitig helfen und unterstützen. Nicht deswegen, weil sie miteinander solidarischer sind als local people, sondern weil sie auf diese Art der Gegenseitigkeit angewiesen sind. Ich weiß nicht, wie sie sich verhalten würden, wenn sie genügend Geld hätten, in einem Wiener Elite-Bezirk zu wohnen. Die Stadtverwaltung duldet dieses Durcheinander (aus bürokratischer Sicht) und die Unkontrollierbarkeit, weil sie nicht bereit ist, diesen Menschen mehr als eine Überganglösung zu bieten; ein Übergang als Arbeit, als Wohnung, als Kunde und als Mensch. Am Ende – so hofft die sozialdemokratische Regierung Wiens – werden wieder ethnisch reine Verhältnisse herrschen, die durch das Prinzip des »Sozialismus in einem Land« zu bewerkstelligen wären. Wer den Kürzeren in diesem Spiel zieht, wird die Zukunft zeigen; die Chancen der MigrantInnen, es nicht sein zu sein, stehen zurzeit, trotz allen Repressalien, gar nicht so schlecht.
Die Klagen über die Zustände am Mexikoplatz werden wahrscheinlich, wie dieser Platz selber, nie verstummen. Es sind viele Träume – nicht an letzter Stelle erotische – darüber verschwendet worden, was man dort nicht alles kaufen kann. Als Vermischung dieser sexistischen Träume mit der harten Realität des Rassismus stehen am und um den Mexikoplatz immer PolizistInnen als vermeintliche Herren der Situation. Von der Mimikry haben diese Menschen der Macht noch nichts gehört. Und es ist auch gut so, nur sie erahnen, dass das ihnen zugeworfene Lächeln und die Zustimmung einem anderen gelten, einem System, das sie eher ausschließen als einschließen würde, und deswegen schlagen sie manchmal bei den Legitimierungen härter zu: die PolizistInnen. Alle Maßnahmen sind wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Anfang der Neunziger, nach dem großen Aufbruch im Osten, gab es auch am Mexikoplatz einen Stimmungswechsel, mehr Euphorie und auch mehr Öffentlichkeit im Angebot. Das haben die PolizistInnen und die Stadtverwaltung erfolgreich eindämmen können. Seit damals spielt sich alles wie üblich in der Geschichte dieses Platzes im Halbverborgenen ab; wer sehen will und sucht, der kann auch finden. Die Polizeispitzel sind bekannt, die neuen werden schnell erkannt. Und wegen Zigarettenschmuggel oder Markenimitationen hat die Polizei auch keine große Lust, ständig neue Menschen in Einsatz zu schicken. Die Welt, das Alte, das Neue, alles ist da pulsierend vereinigt auf einem Platz in einer Stadt, die ohne MigrantInnen längst nur mehr aus kantigen alten Menschen bestehen würde.

Alltagswelt als neue zu entstehende Geschichte

Die BewacherInnen des Mexikoplatzes fühlen sich von diesem Raum ständig herausgefordert. Eine Fülle von Eindrücken, ein unübersichtliches Beziehungsgeflecht, dazu ein von Kontrollen geprägtes soziales Mikroklima und eine chaotische, teilweise für andere gesellschaftliche Schichten gedachte Architektur. Herumliegende Kartonschachteln, Kaffeetische an den Eingängen platziert, Bier aus der Dose trinkende Männer (in allen Weltsprachen) über Politik redend, Wohnungen, die seit ihrer Entstehung nicht renoviert wurden. Langeweile ist so gut wie unbekannt. Herumlaufend und flanierend beobachtet jeder die Jugend, die neuen Schönheiten, die stolz sind und Stolz zeigen. Denn ein Merkmal der MigrantInnenszene in Österreich – wie der MigrantInnen auf der ganzen Welt – ist eine selbstbewusste nächste Generation. Eine Generation von kämpferischer Durchsicht der Verhältnisse. Diejenigen Verhältnisse, die von ihren Eltern als normal empfunden wurden, werden jetzt von dieser Generation permanent und zunehmend in Frage gestellt. Der vermeintliche Widerstand basiert auf dem einfachen Prinzip des Wissens. Demjenigen, der weiß, kann man die Sprache nicht mehr verweigern. Egal wie still sich ihre Stimme anhört, sie sprechen und artikulieren und bestimmen schon damit die Zukunft. Die hegemoniale Identität ist gemeinschaftlich geworden, da können die Herrschenden dagegen wettern wie sie wollen. Der Modus des Zugangs ist es, der neben dem Rhythmus des Mexikolatzes die Textur der zwischenmenschlichen Beziehungen als Widerstandsprojekt bestimmt. Und damit ist der namenlose Rebell König.
Das Bewusstsein dieser Generation ist jedoch nicht bloß ein Übergangsmodus, sondern ganz entschieden geprägt durch eine ihnen von der Gesellschaft aufgezwungene Form der Perzeption. Die jungen Menschen haben gelernt, im Staate Österreich zu sehen. Und dabei offenbart sich Wien, der Mexikoplatz und auch die gesamte Gesellschaft, als Ort der Unterdrückung und Ausbeutung. Wo die MigrantInnen rücksichtslos mittels Gesetzen entrechtet und als nicht mehr brauchbar erklärt weggejagt werden, da wird zugleich ständig von vielen, vielen UniversitätsprofessorInnen, Intellektuellen, PädagogInnen über Integration geredet. Alles Fassade, potemkinsche Dörfer, Hollywood im Leben, das für andere gedacht wird. Liebevoll erzählt man im Bekanntenkreis über seine »bosnische Putzfrau«, »ägyptische Kolporteure« und »schwarze Bekannte«. Niemand bemerkt (scheinbar!), dass dies vor allem Menschen und nicht diese entwürdigenden Symbole in der Kommunikation der Mächtigen sind.

In der K&K-Zeit herrschte ein streng rationales Muster. Die Bürokratie beschloss, dem ewigen Jagdgebiet und Gelsensumpf an der Donau Herr zu werden, es auszutrocknen. Das Gebiet war schon zur dieser Gründerzeit von Gastarbeiterträumen geprägt: die Trockenlegung erfolgte durch eingewanderten Polen und Tschechen, denen man die Vorläufer der heutigen Arbeitercontainer zur Verfügung stellte; die Erde, in die sie ihre Wohnlöcher graben durften. So lebten sie, bis die nächste Schicht kam, um die Ersten – in Erdlöchern lebende, durch Seuchen gestorbenen Kameraden – zu beerdigen.
Nachher wurde die Kirche gebaut, zu Ehren der Kaiserin Elisabeth. Ihre Kapelle ist drinnen, den Anarchisten Luccheni, der sie mit Muranoglas erdolchte, ehrt man vor der Kirche. Die Ironie der Geschichte: Keiner von uns kann sich an diese zwei Gestalten unabhängig voneinander erinnern. Erst später, um die Jahrhundertwende herum, hat man begonnen, die umliegenden Häuser zu bauen. Um die Vorgartenstraße für die reicheren Schichten, sonst die Bassenahäuser mit Zimmer-Küche-Kabinett-Wohnung und Ordnung. Das waren auch die großen Wohnheime, in denen die galizischen Juden und Jüdinnen – in Großsäle gepfercht – kurz ihre trügerische Ruhe fanden.
Unweit davon baute man den Nordbahnhof im maurischen Stil, der vom hungrigen Uhrmacher Gerstl in die Luft gesprengt wurde, weil er es während der Wirtschaftskrise nicht mehr ertragen konnte, die Welt mit den Augen der Armen zu betrachten. Sogar nach seinem Todesurteil blieb er in Erinnerung als einer, der gesagt hatte, dass es ihm nicht Leid tut. Endgültig trug man dieses Gebäude erst 1974 ab, viel später, nachdem es im Zweiten Weltkrieg ein zweites Mal zerbombt wurde. Vorher hat es aber seinen unwürdigen Zweck erfüllt, indem die Nazis ab 1943 die Juden und Jüdinnen von dort nach Auschwitz und Theresienstadt deportierten.
Viele dieser Transformationen zeigen sich heute noch, wenn wir den Zeichen, die am Mexikoplatz herumliegen, nachgehen. Diese Geschichten konnte nur diese jetzige Form der Offenheit hervorbringen. Alles anderes wäre ein Trug. Ein Tatbestand bleibt und weist auf eine Struktur hin, die über diesen Raum in die österreichische Gesellschaft hineingreift. Denn in der Rhythmik dieses Platzes spiegelt sich, zeigt sich ein hegemonial abgestuftes soziales System, in dem es eine ununterbrochene Verzahnung von Aufnahmen und Ausgrenzungen gibt. Abgeschieden und doch aufeinander bezogen liegen Quartiere nebeneinander; Häuser, die einmal von den Reichen bewohnt waren neben solchen Bassenahäusern und noch niedrigeren Armenheimen. Das sind weit mehr als Wohngebiete. Sie stellen die Territorien dar, die nicht mehr da sind, genau so wie die Zeit, in der sie gebaut wurden. Wobei die sozial niedrigsten Klassen mitunter gemeinsam mit den damaligen MigrantInnen in den Erdlöchern untergebracht waren. Es sind die Sprachlosen, deren Geschichte sich in der Sprachlosigkeit der am Mexikoplatz wohnenden MigrantInnen fortsetzt. Einerseits folgte die Geschichte der sozialen Zirkulation der gesellschaftlichen Abstufung, andererseits gelingt es eben dieser einmal, dem gesondert gedachten Netz von Reich-Arm, von Segregation, doch entgegen zu laufen. Es entsteht ein Rhythmus, in den die Marginalisierten eingebettet werden und so wenigstens für einen kurzen Moment innehalten oder vergessen können.
Ich, als Fußgänger und Kunde, erlebe ein Miteinander, das in dieser Symbiose der Gegensätzlichkeiten im letzten Jahrhundert gewachsen ist. Es sind hier auch die ökonomischen und sozialen Beziehungen, die Abhängigkeiten schaffen und Geschichte schreiben. Die Quartiere, die ihre BewohnerInnen durch ständiges Umsiedeln aus einem Stock in den anderen über Jahre hinweg gründlich atmen hören, schaffen menschliche und verwandtschaftliche Beziehungen, die Verpflichtungen stärken und verkomplizieren. Das Familiäre, das Ethnische, das Ökonomische und das Kulturelle schließen die private und kollektive Nutzung dieser Räume in sich hinein und es scheint, als ob keineR dem zu entrinnen trachtet.

Alte und neue Traditionen

Es ist kein Schmelztiegel zu beobachten und auch keine Salatschüssel, wie die Theoretiker der Migration einst (dumpfer geht es nicht!) ihre eigenen Ideale für die Zukunftsgesellschaft schilderten. Hier herrscht Aufruhr. Ein Bewohner oder ständiger Besucher des Mexikoplatzes versteckt nicht die Bande seiner Herkunft. So gibt es dort Häuser, wo sich die ehemaligen NachbarInnen im Dorf wieder nebeneinander angesiedelt haben. Sie konservieren ihre Tradition, feiern ihre Feste und tragen das Landleben, dem sie entstammen, unbeirrt auf die Straße. Andererseits lässt die Umgebung die MigrantInnen sich nicht nur an die vermeintlichen mitgebrachten Traditionen klammern: die Anwesenheit anderer Sprachen, Küchen, Religionen, Verhaltens- und Organisationssysteme lässt diese Menschen auch erahnen, dass die Begegnungen in Zukunft unwiederholbare, nicht mehr zurückführende Welten mit sich bringen werden. Ein unvermutetes und niemand störendes Nebeneinander wird so zu einem rhythmischen Gefühl. Unvermeidbar und unbezwungen erleben diese Menschen gemeinsam die umringende, in sich eingebettete Urbanität.
Es scheint sich hier eine eigene Grammatik eingenistet zu haben. Diese differenziert zwar, wer in welcher Wohnung lebt und wohnt, diese Grenzen heben sich aber auf der Straße wieder auf. Somit steht hier die Straße, der öffentliche Raum, der für alle BewohnerInnen Antastbare im Mittelpunkt, ohne sich der Privatsphäre Einzelner zu berauben. Der Okzident gibt nach und wird weicher, um so die Machtverhältnisse besser festigen zu können, denn es ist klar, dass hier die »local people« noch immer die WortführerInnen sind, aber auch sie sind, ähnlich den PolizistInnen, nicht mehr so sicher, so konfrontiert mit der Realität des Einwanderungslandes.


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