Michael Ashkin

Paul Rajakovics

Paul Rajakovics ist Urbanist, lebt und arbeitet in Wien.


Die derzeit in der Wiener Secession laufende Ausstellung von Michael Ashkin zeigt gleich neben dem Eingang ein Kartonmodell (Prison No.4), welches typologisch leicht erkennbar ein Gefängnis darstellt. Das Gefängnis als institutioneller Ort gesellschaftlicher Auslagerung und deren Kontrolle ist eines der Themen, denen sich Michael Ashkin immer wieder neu annähert. In der Arbeit für dérive verweist Ashkin auf die immense Ausdehnung von Rikers Island in New York. Diese seit 1933 ständig erweiterte Gefängnisinsel hat mittlerweile die fünffache Ausdehnung von Alcatraz und gehört zum nördlich davon liegenden Stadtteil Bronx, obwohl sie schon fast selbst die Größe eines eigenen Stadtteils hat. Auf Rikers Island werden jährlich auf einer Fläche von fast 1,7 km2 bis zu 130.000 Gefangene registriert. Michael Ashkin verwendet die Luftaufnahmen von Rikers als Material, welches die Superlative dieses Gefängnisses nur erahnen lässt. Immer wieder sprechen die Arbeiten des an der University of Cornell lehrenden Künstlers von den ausgelagerten, ja oft dystopisch anmutenden Orten unserer Gesellschaft.

Dabei verfolgt Michael Ashkin gezielt den Blick von oben, der eine gewisse Distanz erzeugt und gleichzeitig Szenarien von Überwachung wachruft, und sorgt damit erst für ein Verständnis von Größenordnungen und Zusammenhängen. Diesen Blick verfolgt der Künstler auch in seinen Recycling-Kartonmodellen, wie etwa bei Adjnabistan 2005, wo eine Siedlung aus Containern das Temporäre und Abgeschobene suggeriert. Seit der documenta 11, bei der Ashkin vertreten war, finden sich bei ihm immer wieder Arbeiten aus Kartonmodellen ohne Titel, wo sich raumfüllend eine Weite von ebener Landschaft mit wuchernden Siedlungsstrukturen ergänzt. Das „Untitled“ wird dann durch Untertitel ergänzt, welche die unterschiedlichen Fragestellungen konkretisieren. Bei der Arbeit in der Secession ist dies „where each new sunrise.....“, bei anderen Arbeiten verwendet Ashkin zumeist eine Unzahl von Untertiteln, die die Verinnerlichung der Orte immer neu präzisieren.

Die Ausstellung von Michael Ashkin in der Wiener Secession ist noch bis 24. Jänner 2010 zu sehen.


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