... und wo studierst du? sowas wie kopfgeldjagd
mitte september: als mitglied der basisgruppe theater-, film- und medienwissenschaft – ja so wird unser studium bald heißen – habe ich es einige wochen vor beginn des semesters im rahmen der inskriptionsberatung mit studienanfängerInnen zu tun. angeblich gibt es im kommenden semester – nach dem rückgang der zahl der studierenden als folge der einführung der studiengebühren – wieder ein anmeldungshoch. für ausländische studierende, die bis dato durch vertragliche abmachungen von den gebühren befreit waren, schaut die situation so aus, dass autonome universitäten, die über die höhe der von ihren geforderten gebühren bestimmen können, von diesem recht dahingehend gebraucht machen, diesen vormals befreiten studentInnen gleich die doppelte summe zu verrechnen.
zwischen den universitäten und den fachhochschulen gibt es andererseits ein rennen um köpfe, um anmeldungen. denn je mehr studierende, desto mehr gelder. und fachhochschulen schossen in den letzten jahren sprichwörtlich wie pilze aus dem boden. der/die einzelne studentIn gefragter denn je, kann sich also aussuchen, wo er/sie die berufsausbildung absolviert. wer theater-, film- und medienwissenschaft studiert, wird in den meisten fällen weder regisseurIn oder dramaturgIn noch schauspielerIn. das studium bietet nun mal keine praktische ausbildung und schon gar keine berufsausbildung, nach der in der beratung meist als erstes gefragt wird.
das institut hat wenig geld und mit ausweitung der fachlichen richtungen um medien- und filmwissenschaft plötzlich einen joker im ärmel. aus dem vormals verschlafenen, zu 90 % von weiblichen studierenden frequentierten, meist unterschätzten institut ist ein viel zu kleines, hektisches, überlaufenes und ein bisschen filmschickes geworden, an dem der männer- und frauenanteil nun fast ausgeglichen ist. frau kann sie förmlich sehen, die künftigen film- und medienwissenschaftszampanos. und warum das ganze? weil sich die verantwortlichen vom institut aus wettbewerbsgründen eine liste von berufsfeldern ausgedacht hat aus der hervorgeht, dass wer dieses studium abschließt in ziemlich cool klingende berufe wie: dramaturgie, öffentlichkeitsarbeit, leitungsfunktionen, kulturmanagement und »user interface design im bereich der neuen medien« einsteigen kann.
das ist wahrscheinlich notwendig, damit studienanfängerInnen ihren eltern, von denen sie meist noch finanziell abhängig sind, von ihrer wahl des studiums überzeugen. interesse allein und eine gewisse leidenschaft für theater oder film reicht nicht mehr aus – denn das studium kostet was – und 380,- euro zwei mal im jahr aufbringen zu müssen, das veranlasst nach und nach mehr kollegInnen, ihr studium irgendwann zu schmeißen, wenn ihnen die geldbeschaffung nicht mehr möglich ist.
es entbehrt nicht einer gewissen komik, dass junge leute, die sich auf der homepage der thewi nur über die berufsfelder informieren zur beratung kommen und fragen. a) »ist das studium schwer? muss ich da viel lesen?« und b) »kann ich mit dem studium filmregisseur werden oder medienkritiker?« die kollegin meinte wahrscheinlich nicht medien- sondern theater- oder fillmkritikerin. zum lachen ist das leider nicht.
Christina Nemec