Philipp Rode


Die 48. Konferenz der IFLA – International Federation of Landscape Architects – fand an drei sommerlich heißen Tagen in Zürich statt und übertraf in quantitativer Hinsicht alle Erwartungen: acht Keynote-Vorträge internationaler LandschaftsarchitektInnen und ArchitektInnen; 28 parallele Sessions, 35 technische Exkursionen, zwei Round Tables zu den Themen Partizipation und Freiheit, eine Forschungsplattform und zwei Preisverleihungen stellten das zu absolvierende Programm dar. Schweißtreibend und schwer überschaubar, was durch die ausschließlich digital vorhandene Programmübersicht nicht gerade erleichtert wurde. Dass die 540 Seiten der Proceedings für die 1.350 TeilnehmerInnen aus 74 Ländern nur auf CD ausgegeben wurden, war dagegen nachvollziehbar. Die drei Tage der Konferenz waren um thematische Schwerpunkte gruppiert – urbane, peri-urbane und rurale Landschaften. Vom Organisationsteam wurde den Keynote-Vorträgen mit den Vormittagen ein eindeutiger Schwerpunkt eingeräumt, während sich die Session-Vorträge und Exkursionen an den Nachmittagen überlappten und die Qual der Wahl noch verstärkte. Schon aufgrund dieser organisatorischen Rahmenbedingungen kann eine Momentaufnahme globalen landschaftsarchitektonischen Schaffens und Wirkens – für das die IFLA-Kongresse schließlich auch stehen – nur bruchstückhaft und in Teilaspekten erfolgen.
Der Maßstab ist entscheidend – eine der wiederholten Grundaussagen der Veranstaltung – und auch diese waren höchst unterschiedlich. Vom landschaftlichen Maßstab in der Betrachtung von Agglomerationen bis zu Interventionen im Mikro-Maßstab reichte die Bandbreite der Präsentationen. Dabei wurden die zeitgenössischen Debatten um Landscape Urbanism und nachhaltige Stadtentwicklung ebenso behandelt wie die Themenkomplexe historische Gärten und Nationalparkplanungen.
Die Session mit dem Titel Food Urbanism beispielsweise kontextualisierte die Konjunktur vom städtischen Gärtnern hierzulande mit der Nahrungsmittelproduktion in außereuropäischen Metropolen. So arbeitete das Forschungsprojekt Urban Agriculture Casablanca (http://www.ua-m.org) mit Szenarien an den Schnittstellen zwischen Stadt und Land und entwickelte daraus auf unterschiedlichen Ebenen Handlungsstrategien. Ebenso wie der konzeptive Gestaltungsrahmen für den »Slum Barruncho in Lissabon« (S. Benedito, Harvard University) wurde dabei die Verknüpfung mit den lokalen Verhältnissen als entscheidend erkannt. In den Big Foot Landscapes von Kongjian Yu /(Turenscape) wurde eindrucksvoll die chinesische Interpretation von Landschaft als Infrastruktur dargestellt, die europäische Dimensionen nicht nur in den Projektvolumina, sondern auch in der zeitlichen Bearbeitung sprengt – drei Monate Bauzeit für 20ha Parkfläche! Die EELS (Ecologically Emergent Leisure Landscapes) positionierten sich dagegen auf lokaler Ebene in vernachlässigten Gebieten der Randstad (NL) und demonstrierten die Verknüpfung von sozialen, ökologischen und gestalterischen Aspekten in der Landschaftsarchitektur (http://groundcondition.wordpress.com/).
In Erinnerung bleiben neben dem erfrischenden Schwimmvergnügen in den Flussbädern der Limmat vor allem die Worte der heurigen Preisträgerin des Sir Geoffrey Jellicoe Awards – Cornelia Hahn Oberlander: Land is a ressource, not a commodity!


Scales of Nature
48th IFLA World Congress
Zürich
27. — 29 Juni 2011 \ http://www.ifla2011.com.


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