Heute sind wir die Radioten
Auf den Spuren der oesterreichischen RadiopionierInnen der 1920er Jahre2. Juni 2014
dérive - Radio für Stadtforschung spürt anlässlich des 13. Kulturfestivals SOHO-Ottakring den Anfängen des Radios in Österreich nach, als deren wesentliche Akteurin die Arbeiterschaft in Erscheinung trat. 1922 war das Radio in Österreich eine absolute Neuheit, der sich vor allem die ArbeiterInnen mit Begeisterung widmeten. Innerhalb weniger Jahren entstand die Arbeiterradiobewegung - ohne Zutun der sozialdemokratischen Parteiführung - als Bottom-up-Bewegung. Rückblickend kann sie als soziale Bewegung per se verstanden werden. In allen rundfunktechnischen Belangen trat sie, ähnlich der österreichischen Siedlerbewegung, für Selbstermächtigung ein. Den technischen und ökonomischen Herausforderungen begegnete sie mit einer genossenschaftlich organisierten Hilfe zur Selbsthilfe. Inhaltlich erhob sie eine zentrale Forderung: der Rundfunk als demokratisches Kommunikationsmittel der Massen.
Ansprüche, die zu dieser Zeit keinesfalls selbstverständlich waren: Denn so rege das Interesse und der Einsatz der ArbeiterInnen war, an dem neuen Medium teilzuhaben, so wenig spiegelte sich ihre Wirklichkeit in dem 1924 gegründeten ersten österreichischen Rundfunk wieder, dessen Management sich aus Mitgliedern von Banken und Schwachstromfirmen zusammensetzte. Die RadiopionierInnen wurden fortan vor die Entscheidung gestellt: Kampf durch die Institution oder Piratensendebetrieb.
Eine Reportage mit Originaltönen aus den Anfängen des Radios, Zeitzeugenstimmen und Musik der 1920er Jahre.
Erstausstrahlung: 2. Juni 2014 auf Radio Orange o94.at
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Gestaltung: Sandra Voser, Shenja von Mannstein, Heidi Lacroix, Stefanie Simic und Dominik Hoelzl
Moderation und Sendungsverantwortung: Shenja von Mannstein
Information und Kontakt: radio [at] derive.at
Dank an:
Österreichische Mediathek Wien
für die zur Verfügung gestellten historischen Tondokumente:
"Ravagiana" (1931)
"Die schöne Adrienne" (1925)
RAVAG-Pausenwecker
sowie ORF-Radio/Ö1 für die Senderechte an:
»Einmal werden wir am Sender stehen. Die österreichische Arbeiterbewegung in der 1. Republik«, 1984
Weiterführende Literaturhinweise:
Braunbeck, Joseph/Schlögl, Reinhard: Sturm- und Drangzeiten des Radios. In: Godler, Haimo et al. (Hg.): Vom Dampfradio zur Klangtapete: Beiträge zu 80 Jahren Hörfunk in Österreich. Böhlau Verlag, Wien/Köln/Weimar 2004, S. 11-30.
Brunner-Szabo, Eva: »Medien im Widerstand«. Vom Arbeiter-Radiobund in der ersten Republik bis zu den Freien Radios und Piratensendern heute oder Möglichkeiten eines demokratischen Gebrauchs von Massenmedien. Diss. Uni Wien 1989.
Dokumentationsarchiv Funk: Die historische Entwicklung des Rundfunks in Österreich. Österreichische Rundfunkgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Online im Internet unter: www.dokufunk.org.
Ergert, Viktor: 50 Jahre Rundfunk in Österreich. Band I: 1924 – 1945. Residenz Verlag, Salzburg 1974.
Illustrierte Radiozeitung Nr. 1, Programme vom 13-19. März 1932, Wien 1932.
Melinz, Isolde: Zwischen Werkstatt und Welt. Die österreichische Radioamateurbewegung 1924-1935. Dipl.-Arbeit Uni Graz 2008.
Radio-Woche Nr. 21, 27.05.1925.
Wolf, Helga Maria (Hg.): Auf Ätherwellen. Persönliche Radiogeschichte(n). Teil der Reihe „Damit es nicht verloren geht“. Böhlau Verlag, Wien/Köln/Weimar 2004.
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