Aussicht auf
eine archiv-lounge für »wien umgehen«eine archiv-lounge war gefragt. die recherchen, die in den bezirken, im urbanen raum, als projektskizzen oder künstlerische interventionen jedweder art von den 23 künstlerInnen / -gruppen entwickelt wurden, sollten in samstagabendlichen salons der öffentlichkeit präsentiert und zur diskussion gestellt werden.
in »aussicht auf« sollte die transferierung von projekten, die im urbanen raum und in der auseinandersetzung mit dem urbanen raum entstanden sind, nicht auf die hermetik einer konventionellen archiv-präsentation im tanzraum reduziert werden. so wird die aura des tanzbodens mit spiegelwand und schwarzen vorhängen von 17 überdimensionalen maulwurfshügeln (11 einzel- und 6 doppelhügel mit je einem bzw. zwei löchern) als be-sitz-bare repräsentanten der 23 bezirke gebrochen. die erfahrungen der künstlerInnen und ihre recherche-produkte könnten in ein offenes system eingang finden, das noch ein geheimnis bewahren kann und gleichermaßen das potential temporärer interventionen im stadtraum als nicht-kalkulierbare störungen im system aufspüren läßt.
entgegen der großen geste der präsentation eines allumfassenden archivs sollten die maulwurfshügel anlass sein, die rolle als künstler-In/ stadtforscherIn im spiel zwischen anmaßung und auftragserfüllung zu hinterfragen.
die maulwurfshügel entwickelten dann genau dieses potential auch in bezug auf die präsentationswünsche der künstlerInnen. sie wichen (wie erwartet) in andere räume im tanzquartier aus, wo sie ungestört ihre projekte in bekannter weise inszenieren konnten. die idee des salons entwickelte sich so zusehends zu dramaturgisch perfekten präsentationen vor publikum zwischen powerpoint und
videobeam. die maulwurfshügel wurden umgangen.
Barbara Holub ist Künstlerin und Mitglied von transparadiso, einer Platform für Architektur, Urbanismus und Kunst.