Bildmachtbild Klick!
umdisponieren. ursprünglich wollten meine freundin und ich uns im kaffeehaus treffen. ich wollte ihr von meinem villachbesuch erzählen und wollte mich mit ihr darüber ärgern, dass der villacher fasching das böse zu relativieren scheint. ein starkes bild: haider mit baywatch-pam-perücke, haupt mit susi-style auf demselben und für gusenbauer fand sich auch ein wischmob. haarig. lustig. eine faschingsschweinerei möchte frau meinen. und plötzlich haben sich auch die anderen geeinigt. das pappnasenkabinett zieht zum bundespräsidenten und lässt sich angeloben. meine freundin und ich müssen erstmal den volksgarten umrunden. großzügige absperrungen schützen gut. von weitem sehen wir weiße schilder. zu weiß fast. verdächtig. wir erreichen sie. die trägerInnen dieser schilder und irgendwas stimmt da nicht. ich wundere mich, dass die demonstrantInnen so elegant aussehen. auch wenn es hieß und heißt: der widerstand gegen schwarz/blau vereinigt viele lager und ist bunt. dieser „widerstand“ hier ist nicht bunt. sprachlos werden wir beim lesen der schilder. wir sehen die ersten bezahlten berufsdemonstrantInnen unseres lebens? die övp hat dazugelernt bzw. die pragenturen haben gelernt. was im krieg längst üblich war (kosovo) soll auch vor dem ballhausplatz wirken. die linken als „hintergrundtapete“ für die rechten österreichfähnchenschwinger. rechts also die rechten und links der rest. leise ist es. als rotweißrote luftballons aufsteigen, wissen wir, dass es diesmal nicht durch den keller geht – auch wenn einige sich das lautstark wünschen. aja und in der mitte da steht die polizei. sie sind in der überzahl und wir stehen in der hundescheiße. klick! neu ankommende lachen. fotografen lachen. was für ein bild. ein prost auf die inszenierung. lei lei! schnell waren wir uns einig. der prinz aus kärnten will auch mitspielen. einige sehen ihn schon als vizekanzler. so billig will er es nicht hergeben. da gibt er eher der kronen-zeitung wieder einen grund, die parteikollegInnen vor ihm zu warnen. flachwurzler, das wort des monats. lei lei! lächeln. ein angelobungstag wie gemacht für christoph schlingensief, der auch in der stadt weilt. im rahmen der 45. und somit letzten solidaritätsveranstaltung wurde er vom viennaledirektor hurch ins depot geladen. das depot kämpft ums überleben. im wahrsten sinne des wortes. und schlingensief kommt und hilft. und bekommt eine show der extraklasse, wenn er nur hingeht zum ballhausplatz. als bekannt wird, dass schlingensief sich im depot inszeniert, steigt die zu erwartende promidichte. eine schöne leich. wie der/die wienerIn sagt. aber im fasching da ist’s lustig und da soll mir niemand schwarzmalen. schwarz ist eh immer. und bis auf ein paar fleckchen in wien, kärnten und burgenland fast überall. schöne bilder diesmal von der angelobung. schüssel weiter so. gestern noch in der oper heute auf der „demo“. blitz. blanke schuhe. klick. das foto zeigt: die grinsenden gewinnerInnen, die „begeisterten“ pro-schüssel-demonstrantInnen, viele polizistInnen und diejenigen, deren schilder kaum mehr lesbar sind. sie haben dazu-gelernt und lassen sich das bild nicht mehr versauen. triumphierend. die schmach von vor zwei jahren verblasst. der platz gehört uns, so wie die universitäten uns gehören und der rest sowieso. währenddessen versuche ich, mir die hundescheiße von der sohle zu wischen.
Christina Nemec