Diamanten und Orthodoxie?
Ein historischer Blick auf jüdisches Leben in AntwerpenWer nach einer knappen Umschreibung des jüdischen Lebens in Antwerpen fragt, wird zweifellos Diamanten und Orthodoxie zur Antwort bekommen. An ihrer schwarzen Tracht und ihrer Kopfbedeckung (Kippa, Fedora oder Streimel) erkennbar, sind die orthodoxen Juden und Jüdinnen in der Tat im Diamantenviertel in der Nähe des Antwerpener Hauptbahnhofs und entlang der Eisenbahnlinie nach Berchem sehr präsent. Aber ist es richtig, sie in Antwerpen generell mit Diamanten und Orthodoxie zu assoziieren? Die Idee dieses Beitrags ist es, über jüdische Zeichen in der (ganzen) Stadt zu schreiben und damit auch die Klischeebilder vom jüdischen Diamantenhandel in Frage zu stellen. Ziel ist es, die Entwicklungen sowohl im Diamantengeschäft als auch der jüdischen Orthodoxie aus historischer Perspektive, vom 19. Jahrhundert bis heute, zu beschreiben. Diese zeitliche Begrenzung wurde gewählt, weil erst seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts sowohl die jüdische Präsenz in Antwerpen, als auch die wirtschaftliche Bedeutung des Diamantensektors an Bedeutung gewonnen hat.
Veerle Vanden Daelen ist die stellvertretende Direktorin, Kuratorin und Leiterin der Abteilung Archiv & Forschung von Kazerne Dossin.