Die grüne Nachkriegsmoderne 2
»WIG 64. Die grüne Nachkriegsmoderne«, Ausstellung im Wien MuseumEin Park, ein Raum. Aus Anlass ihres 50-jährigen Geburtstags wird der Wiener Internationalen Gartenschau 1964 eine Ausstellung im Wien Museum gewidmet. Die Geschichte und Gegenwart der WIG 64, welche mit dem Donaupark einen der größten Parks Wiens hinterlassen hat, wurde in einem Raum verdichtet. Aufgrund der Vielfältigkeit der Exponate und Medien erschließt sich jedoch selbst in diesem kleinen Raum die vielschichtige Vergangenheit eines der größten Freiräume Wiens. Die Runde im Uhrzeigersinn führt vom Gestern ins Heute. In einem Pult präsentierte Exponate aus dem Archiv des Wien Museums und des Gartenbaumuseums ergänzen die historischen Informationen mit sehr persönlichen Eindrücken. Originaldokumente – wie die Brettldorfer Zeitung – zeigen die Situation der BewohnerInnen des Brettldorfes, einer informellen Siedlung, welche sich nach 1945 in direkter Nachbarschaft einer Müllhalde befand. Das ausgestellte Typoskript der Ansprache des damaligen Bundespräsidenten Schärf zeigt, wie selbst diese für damalige Zeiten nüchterne Parkgestaltung auf einer Müllhalde für den Vergleich mit dem religiösen Ideal des Paradieses in Gebrauch genommen werden konnte. Die WIG 64-Bierdeckel und der Donauturmkugelschreiber vermitteln die bis heute angewandten Strategien der Vermarktung von Großprojekten. In der Mitte des Raumes geben Originalmöblierungen wie die Bogenleuchte von Carl Auböck einen Eindruck der durch diese Gartenschau vermittelten Modernität. Die bespannten Metallgartenmöbel, welche sich seit kurzem auch wieder in den Katalogen der Gartenmöbelhersteller präsentieren, verweisen auf die derzeitige Aktualisierung des Designs der 60er Jahre. Die gezeigten Filmdokumente verbinden auf intelligente Weise die Zeitabschnitte. Sie reichen von Werbefilmen über Found-Footage-Aufnahmen damaliger BesucherInnen bis zu einer extra für die Ausstellung produzierten Dokumentation der gegenwärtigen Nutzungen. Dieser Film bietet ausgewählte Einblicke in den Alltag im Park. Die nach 1964 vorgenommenen Adaptierungen, z.B. im Bereich der Sportangebote, werden so sichtbar. Deutlich wird, dass der bestehende Park aufgrund seiner Größe unterschiedlichste NutzerInnen, vom 90-jährigen Schachspieler bis zum mit Langzeitarbeitslosen Tennis spielenden Investmentbanker Raum zur Begegnung bietet. Welche Veränderungen der Park auch in den 50 Jahren seines Bestehens durchlaufen hat und noch werden wird, ob die zukünftigen Veränderungen geplant – wie mittels Parkpflegewerken in aktuelleren Beispielen der Bundesgartenschauen in Deutschland (München, Berlin, Potsdam) – oder als Stückwerk erfolgen werden, ist noch offen und wird den BesucherInnen als offen stehende Frage präsentiert. Die NutzerInnen werden ihren Raum im Park finden und die BesucherInnen der Ausstellung werden angeregt aus dem Raum im Museum auch wieder den Donaupark zu besuchen und dort selbst im Raum tätig zu werden.
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Ausstellung
WIG 64 — Die grüne Nachkriegsmoderne
Kuratiert von Martina Nussbaumer, Lilli Lička, Ulrike Krippner und Nicole Theresa Raab
Wien Museum
10. April 2014 bis 31. August 2014
Erik Meinharter