Die Zukunft der Städte im Kontext der Globalisierung
Besprechung von »Consuming Cities« herausgegeben von Brendan Gleeson, Ingemar Elander, Nicholas Low und Rolf LidskogNicholas Low, Brendan Gleeson, Ingemar Elander and Rolf Lidskog
Consuming Cities. The Urban Environment in the Global Exolomy after the Rio Declaration.
London/ New York 2000 (Routledge)
315 Seiten, Ats 576
»Five years after Rio we do not have Rio plus five but Rio minus five« (Shiva, forthcoming)
Bis vor kurzem gab es über die Rolle von Städten in Zusammenhang mit der globalen Umweltentwicklung kaum oder gar keine Diskussionsgrundlage. Der erste zusammenfassende bzw. umfassende Beitrag, der diesen Themenkomplex thematisierte, war der Output der Konferenz von Rio im Jahre 1992, die so genannte Agenda 21. Diese Agenda 21, die von Linder als blueprint for sustainable development bezeichnet wurde, befasst sich in 40 Kapitel mit der Thematik der Nachhaltigkeit. Obwohl für die unterzeichnenden Staaten nicht bindend, wird sie von Ingemar Elander und Rolf Lidskog doch als erste Grundlage eines Umdenkprozesses gesehen, der erst in den nächsten Dekaden fruchten wird.
Consuming cities soll für die Autoren und Autorinnen zum einen die urbane Dimension im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung fokussieren. Zum anderen soll der Erfolg oder der Misserfolg der Agenda 21 als ein denkbarer Weg für politische und ökonomische Entscheidungen evaluiert werden und in weiterer Folge die Frage aufwerfen, inwieweit und mit welchen institutionellen und politischen Mechanismen einer globalen Entwicklung entgegenzutreten ist.
Anhand von verschiedenen Staaten die für die Autoren und Autorinnen beispielhaft für verschiedenste Entwicklungstendenzen im sozialen wie im ökologischen Bereich sind, werden Szenarien auf Grundlage nationaler Forschungsergebnisse durchgespielt:
Die USA, Japan, Deutschland und Großbritannien als global players, China und Indien als giant states sowohl in demographischer als auch in ökonomischer Hinsicht, Schweden und Polen als zwei kleinere Staaten des Nordens sowie Australien und Indonesien als Staaten des Südens.
In allen Fällen haben die betreffenden Autoren und Autorinnen direkte Erfahrung mit dem Versuch der Umsetzung der Agenda 21 auf den verschiedenen politischen Levels.
In einem abschließenden Kapitel werden für eben diese Staaten so genannte Leitbilder entworfen, die sich unter Leitbild A und Leitbild B subsumieren lassen, wobei fließende Übergänge möglich sind:
Leitbild A wird als raw capitalism bezeichnet, bei dem freier Wettbewerb und Privatisierung bestimmend sind.
Leitbild B besteht aus unterschiedlichen Komponenten: ein auf Immateriellem basierendes Wertebild, das Regulierungen des freien Marktes als legitim und wichtig ansieht und das für eine Bekämpfung der Armut und für Gleichberechtigung eintritt.
Aufbauend auf diesen zwei Leitbildern sieht das Resümee für diese Beispielsstaaten folgendermaßen aus:
Die USA sind und werden auch in Zukunft die Bummler bezüglich der Umsetzung von Agenda 21 und somit einer nachhaltigen Entwicklung sein. Sie werden immer stärker Leitbild A, dem ungebremsten Kapitalismus, folgen.
Großbritannien, Deutschland und Japan gehören zu den kapitalistisch orientierten Staaten mit einem geringen öko-sozialen Einschlag. China und Indien driften mit ihrem ungebremsten ökonomischen Wachstum in immer größere ökologische Probleme und zeichnen sich durch einen zentralistischen autoritären Kapitalismus aus. Australien zeigt eine Rückwärtsentwicklung von einer öko-sozialen Marktwirtschaft zu einem aggressiven Kapitalismus.
Indonesien weist ebenfalls Tendenzen zu einem politisch-militärisch motivierten Kapitalismus auf. Polen befindet sich im Übergang zur freien Marktwirtschaft bzw. zum Kapitalismus und Schweden wird schließlich als Musterbeispiel für eine öko-soziale Politik dargestellt.
Die Prognose ist eine finstere und die entscheidenden Weichen werden zum einen von den Globalplayer-Staaten, zum anderen aber auch von den giant states wie Indien und China gestellt - diese Schlussfolgerungen ziehen die Autoren und Autorinnen von Consuming Cities.
Consuming Cities ist eine umfassende Zusammenstellung der wichtigsten Ansätze zur Umsetzung der Agenda 21. Ein interessanter Lesestoff für alle, die eine differenzierte und ausführliche Darstellung dieses Themenkomplexes wollen, höchst empfehlenswert.
Nicholas Low, Brendan Gleeson, Ingemar Elander and Rolf Lidskog
Consuming Cities. The Urban Environment in the Global Exolomy after the Rio Declaration.
London/ New York 2000 (Routledge)
315 Seiten, Ats 576
Daniela Hohenwallner