Editorial dérive 1
Der Untertitel von dérive lautet Zeitschrift für Stadtforschung. Ein Untertitel der die Sache vermutlich nicht ganz trifft, weil er zu eng gefasst scheint, da es uns in erster Linie um gesellschaftliche Entwicklungen geht, die in der Stadt besser erkennbar sind, weil sie früher und konzentrierter auftreten. Die immer intensivere Überwachung des öffentlichen Raums, Zero-Tolerance-Politik, Rassismus, Erlebniswelten und Multiplexe, Gentrifizierung, Migration und Integration, Stadtplanung, Wohnbaupolitik und Obdachlosigkeit, die Privatisierung des öffentlichen Raums, Gated Communities, die Abschaffung des Sozialstaats und Standortpolitik werden einige der Themen sein, die wir in den nächsten Ausgaben anhand von konkreten Beispielen aufgreifen werden. Wichtig ist für uns aber auch, dass die Stadt immer wieder in der Geschichte als utopisches Gesellschaftsmodell diente und vielleicht nicht zuletzt deswegen auch in der Literatur und im Film eine wichtige Rolle spielt. Es wird in jeder Ausgabe ein bis zwei Schwerpunktthemen geben, die aus mehreren Perspektiven analysiert werden. In einem weiteren Teil werden Projekte, Bücher, Filme, Gruppen vorgestellt, die sich mit Stadt und öffentlichem im weitesten Sinn beschäftigen. Das reicht in dieser Ausgabe von einem Interview mit den RegisseurInnen des Dokumentarfilms Spiegelgrund, den man auch als Stadtgeschichte sehen kann, bis zu einer (teils verhinderten) Plakataktion im öffentlichen Raum von Klub Zwei und Maiz-Frauen. Die Kolumnen in dérive sind gewissermaßen der öffentliche Raum innerhalb der Zeitschrift. dérive wird ab nächstem Jahr vierteljährlich und, wenn es finanziell möglich ist, mit größerem Umfang erscheinen.
Christoph Laimer ist Chefredakteur von dérive.