Christoph Laimer

Christoph Laimer ist Chefredakteur von dérive.


24 Ausgaben lang hieß der Medieninhaber und Verleger von dérive Verein IWI, ab dieser Ausgabe ist der Zeitschriftentitel mit dem Namen des Medieninhabers und Verlegers ident. Aus dem Verein IWI wurde der Verein dérive und der ist nun kein „normaler“ Kulturverein mehr sondern ein Verein für Stadtforschung. Das wird zwar an der Zeitschrift dérive nichts Großartiges verändern, schließt aber für einen Teil des dérive-Umfeldes doch ein Kapitel sozusagen offiziell ab, das eigentlich bereits vor Jahren beendet wurde und dem diese Zeitschrift einiges zu verdanken hat. IWI war eine Zeitschrift, die es in rund 3,5 Jahren auf ca. 180 Ausgaben gebracht hat und kaum einen Leser oder eine Leserin hatte, die nicht irgendwann selbst einen Beitrag verfasst hatte. IWI veranstaltete großartige Feste mit grandiosen Konzerten, die meist von den damaligen IWI-Haus- und Hofbands Die Antwort auf alles andere und Thilges 3 bestritten wurden. Selbstverständlich gab es auch ein IWI-eigenes Musiklabel, das eine Reihe von Kassetten und eine CD veröffentlichte. Gelegentlich gab es auch Ausstellungen und Modeschauen und es gab die Forschungsreisen durch Wien der IWI-Neigungsgruppe Stadtforschung, die sich den Namen laboratoire dérive verpasste und erste Überlegungen anstellte, eine neue Zeitschrift zu gründen. Dass nun ausgerechnet in dieser Ausgabe einige Fotos dieser Forschungsreisen verwendet werden, ist ein genauso reiner wie schöner Zufall. Auf dem Cover sind der Herausgeber und der Schwerpunktredakteur dieser Ausgabe zu sehen, wie sie sich irgendwann Ende der 1990er Jahre durch Wien treiben lassen.

So nun genug des nostalgisch (verklärten?) Blicks in die Vergangenheit. dérive ist seit dieser Ausgabe Mitglied bei Eurozine, einem Netzwerk europäischer Kulturzeitschriften, das auf seiner Website Artikeln der Mitgliederzeitschriften veröffentlicht. dérive wird nun von jeder Ausgabe einen Artikel für Eurozine zur Verfügung stellen, ebenso wie die rund 50 anderen Zeitschriften aus fast allen europäischen Ländern. Ein Blick auf die Website http://www.eurozine.com wird hiermit nachdrücklich empfohlen.

Ein weiterer Partner von dérive ist die Web-Architekturplattform nextroom (www.nextroom.at). In Heft 21/22 haben wir bereits kurz über die Kooperation berichtet: dérive beliefert die internationale nextroom-Fachbibliothek regelmäßig mit Beiträgen. nextroom feierte unlängst sein zehnjähriges Bestehen – wir gratulieren.

Der Schwerpunkt dieses Heftes hat den Titel Stadt mobil und thematisiert, wie Schwerpunktredakteur Erik Meinharter in seinem Einleitungstext schreibt, „nicht Verkehr, Verkehrspolitik, Verkehrsplanung, Verkehrsrecht, etc. ..., sondern die zentral beim Menschen situierte Mobilität in all ihrer städtischen Differenzierung.“ Das Spektrum der Beiträge reicht von Sándor Békésis Beitrag über die politische Geschichte des Stadtverkehrs, Manfred Russos Artikel über Bahnhöfe als Passagenraum und Stefan Bendiks Betrachtungen über die Stadt auf der Straße bis zu Anja Simmas Analysen vom Verhältnis von Raumstruktur und Verkehrsverhalten, Christoph Gollners ganz persönlichen Anmerkungen eines passionierten U-Bahn-Fahrers und Erik Meinharters Abschlusstext Gehen als urbane Strategie und urbanistische Praxis. Mehr dazu im Einleitungsartikel.

Im Magazinteil gibt es diesmal ein Interview mit Yona Friedman und eine Fortsetzung der unangekündigten Streetart-Serie von Daniel Kalt – diesmal stehen die Schablonengraffiti von Banksy im Mittelpunkt. Besonders freut uns, dass wir nun endlich einen Essay von Stefan Römer veröffentlichen können, der schon seit Jahren geplant war. Peter Neitzke berichtet vom Symposium City Sharing, das im Mai in Bukarest stattgefunden hat. Volker Eick interviewte Tobias Singelnstein und Peer Stolle, die beiden Autoren des Buches Die Sicherheitsgesellschaft. Soziale Kontrolle im 21. Jahrhundert, und liefert damit einen Nachtrag zum letzten Schwerpunkt Sicherheit: Ideologie und Ware. Manfred Russos Serie über die Geschichte der Urbanität widmet sich diesmal Gérard de Nerval, dem Erfinder der urbanen Abschweifung. Am Ende des Heftes gibt es wie immer eine Reihe von Besprechungen.

Christoph Laimer


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