Christina Nemec


gegen manche dinge kann frau scheinbar nichts tun? gesammelte vorfälle, die sich in der letzten zeit ereigneten, bieten anlass, darüber nachzudenken, wie es möglich ist, »selbstverständlichen überwachungen und kontrollen« auszuweichen. es beginnt schon damit, dass frau z. b. ein bankkonto haben muss, um honorare bzw. auch in meinem fall studienbeihilfe oder davor gehalt beziehen zu können. gut. also als besitzerin keines kontos und somit auch keiner bankomat/kreditkarte – weit entfernt – sind wege und konsumationen über meine abhebungen bzw. plastikgeld-zahlungen nicht nachvollziehbar, offizielle einnahmen sind irgendwo registriert. im alltag sieht es meist so aus, dass beim einkaufen gefragt wird: kundenkarte? da sagt frau dann nein und damit basta. am geschäftsausgang stoppt mich jedoch ein securitymensch und meint, das recht zu haben, meine tasche zu kontrollieren. aber da geht nichts. da lass ich es drauf ankommen, dass die polizei gerufen wird. seitdem hab ich offiziell hausverbot in dem geschäft. zuhause angekommen – in letzter zeit auch öfter in der u-bahn kontrolliert – klopft es an der wohnungstür. meist mach ich gar nicht auf – wer soll schon spontan in den 10. bezirk fahren und uns besuchen? selten – gerade einmal zu halloween – da waren es kinder, die süßigkeiten wollten oder saures geben. letztens jedoch weckten mich die mitarbeiterInnen vom GIS (gebühren info service gmbh – 100% im besitz des ORF). wobei sich bei mir statt info das wort inkasso etablierte. sie wollen sich in der wohnung umsehen und im falle dass .... gleich mit mir ein formular ausfüllen. halt, sagte ich, das ist nicht meine wohnung, daher kann ich Sie auch nicht reinbitten und schon gar nichts unterschreiben. lassen Sie doch das formular da. das war ähnlich als die leute von der volkszählung darauf bestehen wollten, beim ausfüllen des fragebogens behilflich zu sein. zu den handybesitzerInnen zähle ich bis heute noch nicht. es liegt mir nichts daran, jederzeit erreichbar zu sein. wahrscheinlich sind meine netzaktivitäten auch leicht zu überwachen, but i dont care – scheint mir noch zu abstrakt. ärgerlich ist es, wenn frau sich verwählt und von fremden menschen zurückgerufen wird. komisch peinliche situationen und missverständnisse resultieren daraus. eine absurde form der kontrolle erlebte ich letztens am schottentor, als ich die öffentliche toilette aufsuchte. an den klotüren ist ein zähler eingebaut, der jedes öffnen und schließen derselben aufzeichnet. auch wenn es noch nicht möglich ist, zu messen wie schnell das klopersonal die kundInnen abfertigt – wie z. b. das personal im handel oder bei fastfoodketten –, gratis oder unregistriert aufs klo gehen gibt’s da nicht mehr. und da die tarife sowieso so unverschämt teuer sind, wird’s mit trinkgeld auch nicht gerade lukrativ. zu einem »vermittelten gefühl von sicherheit« sollen die grimmigen mitarbeiter sämtlicher securityfirmen beitragen, die in bahnhöfen und manchmal auch in einkaufszentren patroullieren. männer, die in polizeiähnlichen uniformen, mit angedeuteten waffen und handschellen ihr ego aufwerten und manchmal auch hunde mitführen. furchterregende menschen, die plötzlich nach fahrkarten fragen. viele der maßnahmen, die in der letzten zeit den öffentlichen raum verändern, scheinen mich vor mir selbst schützen zu wollen, denn offensichtlich bin ich das gefährlichste, was mir passieren kann. ja und damit ich nicht aus der straßenbahn rausfalle oder einen arm verliere oder mir den kopf abschlage, lässt sich zu meinem schutz das fenster nicht mehr öffnen. so bleib ich wenigstens in einem.


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