Rozafa Elshan

Rozafa Elshan hat an der School of Graphic Research und der École Supérieure des Arts de l’Image in Brüssel studiert, wo sie heute lebt und arbeitet.

Stephanie Stern

Stephanie Stern lebt und arbeitet in Wien. Sie hat an der Akademie für Bildende Künste in Wien (Martin Guttmann) und an der Slade School of Fine Art – UCL in London im Fachbereich Skulptur, sowie an der Schule Friedl Kubelka studiert.

Barbara Holub

Barbara Holub ist Künstlerin und Mitglied von transparadiso, einer Platform für Architektur, Urbanismus und Kunst.

Paul Rajakovics

Paul Rajakovics ist Urbanist, lebt und arbeitet in Wien.


Rozafa Elshan und Stephanie Stern haben wir durch ihre derzeit laufende Ausstellung Love Letters in der Galerie Senn kennengelernt. In dieser Ausstellung, die von Paul Feigelfeld und Kathi Senn kuratiert wurde, werden sehr ähnliche Themata wie jene dieser Ausgabe von dérive künstlerisch verhandelt. Dabei sei erwähnt, dass das Konzept von Love Letters sich spielerisch den digitalen Sehnsuchtsräumen auf sehr unterschiedlichen Ebenen nähert: »Die Schau bringt eine völlig heterogene Gruppe von Künstler:innen und Werken verschiedener Medien zusammen, um ein komplexes Spektrum (nicht-)menschlicher Emotionen zu eröffnen und über Formen des Zusammenseins zu reflektieren«, so der Ausstellungstext von Paul Feigelfeld.
        Das in dieser Ausgabe vorgestellte kollaborative Projekt behandelt das Thema einer künstlerischen Fernbeziehung. Dieses gemeinsame Projekt der beiden Künstlerinnen entstand erst wenige Wochen vor der Eröffnung von Love Letters. Im Gegensatz zu den vielfach im digitalen Bereich angesiedelten Positionen wird hier eine analoge Gegenposition formuliert. Dies spielt eine umso größere Rolle, da die beiden Künstlerinnen in der Erarbeitung auf die digitale Kommunikation angewiesen waren, und der analoge Raum dadurch umso mehr zum infrapräsenten Sehnsuchtsraum wird. Das haptische Gegenüber in der Ausstellung ist eine Speisetafel, eine Versuchsanordnung, die für ein Modell von Begegnung in der Zukunft stehen könnte. So wird rasch klar, dass das ›Feiermaterial‹ fast eine Gegenposition zu Daniel Spoerris Fallenbilder darstellt, die die Spuren eines vorangegangenen Festes als ›gefundene Situationen‹ festhalten.
        Und trotzdem knüpft das Insert für dérive genau hier an: Es startet auf der ersten Seite mit tagebuchartigen sprachlichen Sequenzen, die auch auf die darunterliegenden Ebenen der Arbeit verweisen. So steht am Anfang »Wird es wieder einen Kuchen geben?« bzw. am Ende »Wie kommt es aus einem Heraus«. Auf der mittleren Doppelseite finden sich zwei Seiten aus einem Skizzenbuch mit den Untertiteln »Pass und Aufschlag«. Vermutlich ist es nebensächlich, ob man den Tisch oder die Skizze überhaupt genau erkennt. »Pass« und »Aufschlag« sind aber durchaus Teil unserer täglichen Kommunikationsstrategien. Auf der letzten Seite sieht man dann die gesamte Tischskulptur und darunter dieselbe als Art Montage mit einem Bild von zwei Ameisen, die möglicherweise gerade etwas (zer/geteilt haben). Darunter steht wieder in eckiger Klammer: »Solange der Kuchen in seiner Komplexität nicht erkannt werden kann, ist man in der Arbeit wohl zu wenig weit gegangen, sodass der andere gar nicht auf die Idee kommt, dass dies nur ein Kuchen sei.«

Barbara Holub / Paul Rajakovics


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