Hamburg Schill Out!
die szene hamburg – eine monatlich erscheinende zeitschrift, die sich dem lifestyle, dem ausgehen und dem konsum verschrieben hat – trägt schwarz und bekennt farbe. das bild von schill, auch richter gnadenlos, ist rot durchgestrichen. stopp! nach dieser wahl wird hamburg anders. kulturschaffende und aktivistInnen meldeten sich auf einladung des chefredakteurs zu wort – manche sagten ab, wie aus dem editorial zu entnehmen ist. zuerst abwarten und evenuell später reagieren – es gäbe ja von der stadt so einiges an finanziellen unterstützungen zu erwarten, und da wollen ein paar doch nicht leer ausgehen.
die szene hamburg – eine monatlich erscheinende zeitschrift, die sich dem lifestyle, dem ausgehen und dem konsum verschrieben hat – trägt schwarz und bekennt farbe. das bild von schill, auch richter gnadenlos, ist rot durchgestrichen. stopp! nach dieser wahl wird hamburg anders. kulturschaffende und aktivistInnen meldeten sich auf einladung des chefredakteurs zu wort – manche sagten ab, wie aus dem editorial zu entnehmen ist. zuerst abwarten und evenuell später reagieren – es gäbe ja von der stadt so einiges an finanziellen unterstützungen zu erwarten, und da wollen ein paar doch nicht leer ausgehen. bernadette hengst, musikerin und autorin: »Im Hamburger Wahlkampf haben sowohl zukünftige Oppositions- als auch Koalitionsparteien den Weg für den Rechtspopulismus der Schill-Partei geebnet, sie sind ihm sogar vorausgeeilt, um nicht in den Verdacht zu geraten, die Ängste der Bürger zu missachten.« das erinnert an oktober 99, als die FPÖ fast 27 % der wählerInnenstimmen für sich gewinnen konnte. schill, der mit seinen leuten quasi aus dem nichts kam, schaffte immerhin fast 20 % – und den größten zuspruch in jenen bezirken, die am wenigsten von sogenannter straßenkriminalität betroffen sind. auch da parallelen zu österreich. der kiez wird schon seit jahren umgekrempelt. schick gemacht. szeneüberbleibsel wie die besetzte rote flora bangen schon längst um ihre existenz. überall siedeln sich schicke cafés an, die von werbe-, marketing- etc. -agenturmitarbeiterInnen frequentiert werden. große veränderungen wollen aus dem hafenrand eine neue young-urban-professional-wohn- und -arbeitsgegend machen – glas und stahl – mit blick auf die containerschiffe, in denen asylbewerberInnen untergebracht sind. eine gegend, in die ab und zu ein bus fährt, die einen kleinen holzhüttenladen besitzt. tristesse pur. symbolisch außerhalb der stadt – auf wasser – und doch irgendwie drin. noch ist alles baustelle. schmutzig. doch einige der zukünftigen in-restaurants haben schon geöffnet. viele dinieren noch nicht dort. vom hafenrand die treppen rauf liegt altona. auch hier fehlen plötzlich häuser, und riesige baustellen machen sich breit. aus dem billigen supermarkt wurde ein schicker bio-markt. aus dem fetzentandler eine coole skaterboutique. eine halbe autostunde entfernt vom zentrum richtung bergedorf liegt neuengamme. das ehemalige KZ-gelände, auf dem sich zwei belegte justizvollzugsanstalten befinden, sollte als gedenkstätte in nächster zeit von zumindest einem knast befreit werden. geplant war die verlegung der JVA XII, die auf dem gelände der ehemaligen häftlingsbaracken steht. gleich nach regierungsantritt machte die neue mitte-rechts-koalition klar, dass diese entscheidung noch mal überdacht werden muss. letzter stand der diskussion: das umstrittene gefängnis wird verlegt. da haben die damen und herren doch angst vor ihrer courage (neubau wäre so was wie urlaub für häftlinge) – denn die öffentlichkeit will kaum verstehen, wieso es überhaupt so lange gedauert hat, bis das gefängnis der gedenkstätte platz macht. und vielleicht kann dann auch über die verlegung der zweiten haftanstalt – eines hochsicherheitsgefängnises ursprünglich für jugendliche – mit dem schön klingenden namen vierlande diskutiert werden. von »protest-aufbruchsstimmung« (vgl. wien 2000) ist in hamburg noch nicht viel zu bemerken. und die goldenen zitronen beschreiben das dilemma: was solln die nazis raus aus deutschland, was hätte das fürn sinn? die nazis müssen drinnenbleiben, denn da gehörn sie hin.
Christina Nemec