Immer wieder Henri Lefebvre
Besprechung von »Rights to the City« herausgegeben von Doris Wastl-Walter, Lynn A. Staeheli und Lorraine DowlerDer Band Rights to the City versammelt die bei der gleichnamigen von der International Geographical Union in Rom veranstalteten Konferenz im Mai 2002 gehaltenen rund 30 Referate. Ausgangsthese der Konferenz war die Feststellung Henri Lefebvres, dass der Diskurs über die Differenzen der Raumansprüche an die Stadt als ein Diskurs über die (Verfügungs-) Rechte an der Stadt gelesen werden kann. Die Artikel kreisen um Fragen nach der städtischen Form von Recht, nach der Veränderung der einer Stadt zugrundeliegenden Zusammenhänge und den diesen Strukturen folgenden Spannungen zwischen Integration und Exklusion sowie den sich daraus ergebenden neuen Fragen der Raumpolitik.
Im ersten Teil des Buches werden die Theorien Henri Lefèbvres, die sich vor allem um die möglichen Potenziale im Hinblick auf Demokratisierung, die Definition der Rechte der StadtbewohnerInnen und die Rechte in Bezug auf die räumliche Umwelt drehen, auf deren Wirksamkeit und Anwendbarkeit hin diskutiert. Die Frage, wie die StadtbewohnerInnen, in einer Zeit der Fragmentarisierung der Gesellschaft, mehr Rechte und Kontrolle über die Produktion von Raum in der Stadt gewinnen können, steht hier im Vordergrund. Drei Kapitel behandeln beispielhaft die Prozesse der Restrukturierung der Stadträume und deren Folgen, wie die Politik der Differenz und der Exklusion, sowie deren Auswirkung auf die neue Politik im und vom Raum. In diesen Kapiteln finden sich die vielfältigsten Beispiele der Manifestationen von Verfügungsrechten von Raum: Von der Untersuchung des Systems der Produktion von öffentlichem Raum in Syracuse, N.Y. (Richard Van Deusen) über die Stadterneuerung in São Paulo (Lima Zeuler, Vera Pallamin) und Wien (Dagmar Grimm-Pretner, Philipp Rode) und Betrachtungen über eine örtliche Benachteiligung in der (auto-)mobilen Stadt Adelaide (Martin Bickl) bis hin zur Diskussion politischer Realitäten in Grenzstädten (Andrea Kofler) und Beispielen nachbarschaftlicher Initiativen (Sarah Elwood, Kristina Gibson) tragen die Untersuchungen zum Einblick in die Entwicklung des Raumes im Verhältnis zu dessen rechtlicher und faktischer Verfügbarkeit bei.
Die Stärke des Buches liegt vor allem in seinen thematisch differenzierten internationalen Beiträgen. Sie zeigen mit unterschiedlicher Qualität eine Vielschichtigkeit der Ansätze wie auch eine Vielseitigkeit der Interpretationen auf und verhindern damit, dass Henri Lefèbvres Thesen als eine Metatheorie missverstanden werden könnten.
Erik Meinharter