manchesmal und immer wieder
wird man von dem gefühl verfolgt, der raum, in dem man sich befinde, beginne zu erstarren. immer schwieriger wird es, bewegungen in diesem raum durchzuführen; zeit verhält sich zähflüssig und gedanken verlaufen nicht ohne widerstand. umständlich errinnert man sich an die weit zurückliegende schulzeit, in der man in solchen Stunden der größten Langeweile (wenn zeit sich dehnt, wie ein alter Kaugummi), eine kleine Fläche des schultisches mit Klebstoff beschmierte und mit dem zeigefinger diese fläche solange antippte, bis ein elastisches kügelchen entstand ... diesesmal kann man sich des eindrucks nicht erwehren, die Verfestigung des Raumes nicht von Außen zu beobachten, sondern sich im Inneren des erstarrenden klebstoffraums zu befinden. jede rasche bewegung bedeute demzufolge eine verdunkelung der lage - es sei demnach erforderlich, sich behutsam zu bewegen. vorsichtig setzt man einen fuß vor den anderen, keine ahnung darüber, wohin man sich wenden könnte. in der folge wird es immer schwieriger, den körper bei laune zu halten; dieser beginnt sich gegen die drohende Bewegungslosigkeit eines gerinnenden Raums zu wehren. verzweifelt rudert man mit den Armen, um das zähflüssige Medium zu bekämpfen (und verschlimmert so seine situation). der raum beginnt sich beschleunigt zu verfestigen, die zeit scheint immer schneller abzulaufen und ganz deutlich nimmt der erstarrende körper wahr, wie sich der raum verdichtet.
wenn die zeit zur abstrakten geschwindigkeit gerinnt, verwandelt sich der raum, in dem sie stattfindet, zu einem geleeartigen Etwas. für die eigene person hat es den Anschein, als ob die elastischen Wände dieses raumes sich immer stärker zusammenziehen. geringfügige bewegungen seien zwar noch möglich, aber mit größter anstrengung verbunden. lange könne es nicht mehr dauern und der raum würde sich bis zur haut der eigenen person zusammengezogen haben; jene grenze die sonst den körper von der außenwelt trennt und verbindet, würde ihre funktion verlieren - was bleibt ist ein grenzenloser körper, der nicht mehr an die bewegung von füßen gewöhnt ist. die innenwelt der gedanken findet das ein wenig ungewöhnlich, könnten aber, wie üblich, ohnehin nichts dagegen unternehmen. gegen raum seien diese gedanken machtlos; es bleibt ihnen nur darauf hinzuweisen, dass mit der veränderung der konsistenz eines raums, sich auch die bewegungen eines körpers in diesem raum verändert. nur noch wenige momente und das man verliere die unterscheidung zwischen innen- und außenraum., es wäre durchaus anzunehmen, dass die bedeutung von Raum verschwindet, was dann mit der zeit der eigenen person geschieht, sei schlechthin unvorhersehbar ...
sorgfältig überprüft man einen gedanken nach dem anderen, um zu einer vorstellung zu kommen, wie man in diesen raum geraten sei. eines jedenfalls lässt sich feststellen: man befindet sich in einem Irgendwo, indem man zu weit gegangen war. an die Stelle, wo man jetzt getreten sei, war man bislang noch nie geraten. man zweifle auch daran, dass jemals irgendwer von ihr zurückgekehrt sei; das wäre allerdings noch kein grund beunruhigung zu zeigen, da man nun mal hier sei, könne man ruhig ein wenig verbleiben und sich später darüber gedanken machen, wie man wieder von hier fort kommt - die stimme, die das spricht, klingt ruhig und vernünftig. fast hätte man sich veranlasst gefühlt ihr zu vertrauen, wenn da nicht dieses leise knirschen gewesen wäre, das sie begleitet (...)
in der gewohnheit die eigene person als mittelpunkt des raums zu handhaben, werden ein paar der alten gedanken losgeschickt (jene, die mit der vorstellung eines körpers verbunden sind). einige von ihnen kehren auf der Stelle wieder, was darauf schließen lässt, dass sie nie woanders waren. andere kehren nie wieder - alles deutet darauf hin, dass die verlangsamung des raumes inzwischen zum stillstand geführt hat. zum zeitvertreib schickt man ein paar weitere gedanken los, die den auftrag erhalten, nach jenen gedanken zu suchen, die bis jetzt noch nicht zurückgekehrt waren. die wenigen gedanken, die auf der stelle zurückkehren, berichten von der vorstellung, dass sich die eigene person nunmehr in einem anderen raum befindet. dieser raum verfüge über keine körperliche ausdehnung. das Nirgens ereigne sich hier an der stelle des Überalls und umgekehrt.
ein wenig überrascht beginnt man nach der zeit zu suchen, die sich hier ereignet. es wird wohl ein wenig dauern, bis die eigene person sich an ihre neue umgebung gewöhnt hat. bis dahin sei geduld und zuversicht angesagt, die erzählung werde ihr ende schon erreichen. ein paar gedanken später muss man feststellen, dass man sich wieder am ausgangspunkt seiner überlegungen befindet: der vorstellung, wie man eigentlich in diesen raum geraten sei. eines lässt sich jedenfalls feststellen: man sei kein stück weitergekommen.
Jonas Marosi