Miniconflicts
Kunstinsert von Anna MeyerBei Anna Meyers Bildern hat man manchmal den Eindruck gerade im Auto zu sitzen: Sei es, dass ihre Motive sehr häufig aus dem Straßenraum entnommen sind (Billboards, Passanten, Autos, Häuser usw.) oder weil ihre Bilder eine lockere Beiläufigkeit ausstrahlen, wie man sie nur im Vorbeifahren bzw. Vorbeigehen mit dem besessenen Blick der Wichtigkeit des Nebensächlichen bekommen kann. Der Inhalt der Bilder wird durch die Beziehung zwischen Vorder- und Hintergrund noch verstärkt, wo dann die Anonymität der direkten Konfrontation weicht. Manchmal, wie bei den für das dérive-Insert verwendeten Arbeiten, ergänzt sie ihr Bilder durch Statements wie Schlechte Malerinnen sind bessere Künstlerinnen oder Artsymposium in the crisis area increasing value at the artmarket, wo sie ganz direkt kritischen Bezug zum eigenen Diskurs nimmt.
Anna Meyer hat immer wieder den Anspruch an Malerei konterkariert, indem sie beispielsweise ihre im Außenraum bemalten Billboards der natürlichen Witterung aussetzt und bewusst die Zerstörung durch Regen und Schnee in Kauf nimmt.
Auch bei den beiden Arrangements auf der mittleren Doppelseite werden ihre Ölbilder bewusst als Material eingesetzt, welche dann gemeinsam eine größere Erzählung formulieren. In unserem Fall verdichtet sich diese um den Titel conflictmini: Ein Modellauto, der conflict-mini, suggeriert dabei eine thematische Verbindung zum modellhaften Außenraum. Die Arrangements bauen sich partiell über dasselbe Material auf, welches aber durch die Anordnung verschieden codiert wird. Bilder von Reisen in Konfliktgebiete, wie jenes mit der Aufschrift Artsymposium in the crisis area increasing value at the artmarket oder der Begriff Instrumentalisieren, werfen wieder Fragen des eigenen Diskurses und der eigenen Position auf und spannen einen inhaltlichen Bogen zur letzten Seite, wo über vier klar zusammenhängende Bilder Who´s ideas are best, now? And can stay integer die eigenen Zweifel abgerundet werden. Gleichzeitig wird man dann wieder auf eine andere Ebene des Außenraumes zurückgeführt, wo eine verhüllte Frau (Desaster Road 60) sich offenkundig umdreht und dann am gegenüberliegenden Bild weint... – conflictmini widmet sich hier einer beiläufigen Verzweiflung, die man sonst so nicht sieht.
Anna Meyer stellt zwischen 29.10 und 21.01 in der gfzk (Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig) aus. Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Katalog.
Anna Meyer
Barbara Holub ist Künstlerin und Mitglied von transparadiso, einer Platform für Architektur, Urbanismus und Kunst.
Paul Rajakovics ist Urbanist, lebt und arbeitet in Wien.