Neighbours & Citizens / Grannar och medborgare
Kunstinsert von Apolonija ŠušteršičNeighbours & Citizens ist ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum von Gävle, einer Stadt nördlich von Stockholm, das 2015 von Apolonija Šušteršič begonnen wurde und dessen Prozess sich bis heute fortschreibt. Šušteršič wurde beauftragt, ein Projekt auf dem Gelände der neuen Sportarena zu realisieren. Die Künstlerin beschloss, den Ort nicht nur als Treffpunkt für Sportprofis und Sportliebhaber:innen zu betrachten, sondern vielmehr als (sub)urbanes Verbindungselement in einer wachsenden Stadt. Ausgehend von einer Zusammenarbeit mit dem örtlichen Pomologen (Obstkundler) Sylve Rolandsson und drei nahe gelegenen Grundschulen entwickelte sich eine wachsende Gruppe von Bewohner:innen der umliegenden sozialökonomisch recht unterschiedlichen Viertel. In Workshops und während Spaziergängen kam es vielfach zu Diskussionen über die Zukunft des Viertels, über Solidarität, Zusammenarbeit und Fürsorge. Diese waren Ausgangspunkt für die Realisierung von drei Projektideen:
a) Eine Obstwiese mit 21 Apfelbaumsorten, die als Commons für die Menschen in der Umgebung ganzjährig Äpfel anbietet.
b) Eine Sandgrube als Ort für verschiedene Aktivitäten und Nicht-Aktivitäten, die ihren Charakter zwischen Sommer und Winter verändern kann entsprechend der Entscheidungen der Nutzer:innen. (z. B. im Winter als Eislaufplatz)
c) Eine Treffpunkt-Bank (Meeting Bench) mit drei Apfelbäumen, die mit der Sorte jenes riesigen (historischen) Apfelbaums veredelt wurden, der im Rahmen des Baus einer Siedlung leider gefällt wurde. Dieser Apfelbaum gilt als jener mit der »größten Apfelbaumkrone der Welt«. Zum Schutz der drei neuen großen Bäume entwarf die Künstlerin eine runde Bank, die nunmehr als Treffpunkt fungiert. Jedes Jahr am 25. September findet dort die Feier zum ›Apfeltag‹ statt, bei der ursprünglich der Verlust des großen Apfelbaumes betrauert wurde. Der Pomologe Sylve Rolandsson und Apolonija Šušteršič haben seither in der ganzen Welt weitere Apfelbäume gepflanzt und mit der Sorte des legendären Baums aus Gävle veredelt, umd dadurch symbolisch »eine Krone über die ganze Welt zu spannen«. Schließlich wurde mit den drei Schulen und und dem Pomologen eine Apple Agreement verfasst, das verpflichtet, so viele Apfelbäume wie möglich von der Sorte des legendären Baumes wo auch immer zu setzen.
In Zusammenhang mit diesem Projekt hätte Apolonija Šušteršicˇ zuletzt auch ein Projekt in Chemnitz im Rahmen von WE PARAPOM! – Europäische Parade der Apfelbäume (kuratiert von Barbara Holub) realisieren sollen. Leider wurde dieses für die Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 geplante zentrale Kunstprojekt im Mai 2023 abgesagt.
Barbara Holub / Paul Rajakovics
Apolonija Šušteršič studierte ursprünglich in Ljubljana Architektur, bevor sie beschloss, als Künstlerin und Forscherin zu arbeiten. Sie lebt, arbeitet und unterrichtet derzeit vorwiegend in Oslo, hat aber immer noch ein Atelier in Ljubljana.
Barbara Holub ist Künstlerin und Mitglied von transparadiso, einer Platform für Architektur, Urbanismus und Kunst.
Paul Rajakovics ist Urbanist, lebt und arbeitet in Wien.