Physical Disorder oder Urban Culture?
Ein ethnographischer Essay über Architektur, Graffiti und ÜberwachungIm folgenden Text geht es um eine historisch und städtebaulich typische Situation Wiens – das Vor- und Zurückspringen alter Gebäude einer Häuserflucht. Das Phänomen wird mit kriminologischen Theorien über öffentliche Ordnung und soziale Kontrolle in Beziehung gesetzt. Dabei wird klar, dass sich (neoliberale) Konzepte der Kriminalprävention ihrem Wesen nach tendenziell gegen das historisch gewachsene Stadtbild richten und kulturanthropologischen Erscheinungen des Urbanen den Kampf ansagen. Unübersichtliches Gassenwerk, Spuren menschlicher Nutzung und Graffiti werden als Sicherheitsproblem wahrgenommen – sterile Glasfassaden, Bewegungsmelder und videoüberwachte Zonen hingegen zum kulturstiftenden Element einer neuen Urbanität stilisiert.
Robert Rothmann