Same, but different
Erik Meinharter über die Landschaftsarchitektur-Zeitschriften ´scape und JoLa.
Schon manches Mal wunderte man sich als Landschaftsarchitekt, dass im „Mekka“ der Disziplin – nämlich in den Niederlanden – lediglich die Blauwe Kamer als niederländischsprachiges Magazin Landschaftsarchitektur an sich und in Kombination mit Stadtplanung thematisierte. Mit ´scape ist nun von einer aus der Redaktion eben jener Zeitschrift hervorgegangenen Vereinigung Lijn in de Landschap in Kooperation mit dem Birkhäuser Verlag eine englischsprachige Zeitschrift zu landscape and urbanism erschienen. Unter dem Schwerpunkttitel hot spots versammelt die erste Ausgabe eine Auswahl an Projekten, die von Beijing bis Barcelona reichen und die Rolle der Landschaftsarchitektur und Architektur in der rasanten urbanen Entwicklung thematisieren. So ist eine kritische Wiederbegehung Barcelonas eine Bereicherung des Blicks auf das immer gerne erwähnte Vorzeigebeispiel der landschaftsarchitektonischen Stadterneuerung, wie auch bei dem Verhältnis von europäischen ArchitektInnen und den Entwicklungen in China nicht auf einen kritischen Kommentar verzichtet wird. In der Rubrik Portrait werden Karres en Brands Landscape Architects vorgestellt, die in ihrem Projekt Herhugowaard einen neuen Weg der Kombination beider Arbeitsfelder beschreiten. Eine Erweiterung der Sichtweisen auf Landschaftsarchitektur und Stadtplanung ist in jedem Fall wünschenswert, ob sich jedoch ein weiteres Magazin neben Topos des Callwey Verlags halten kann, das auf der Basis seines langjährigen Erscheinens seit kurzem auch durch einen Wechsel zur englischen Sprache auf Internationalisierung setzt, wird sich noch zeigen.
Eben bei jenem Callwey Verlag, der mit dem deutschsprachigen Garten und Landschaft einen weiteren fachspezifischen Bereich abdeckt, erscheint seit Frühjahr 2006 auch JoLa – Journal of Landscape Architecture. Der Mut der Initiative des European Council of Landscape Architecture Schools (ECLAS) und dessen ProtagonistInnen von verschiedensten Hochschulen Europas, eine die theoretischen Aspekte der Landschaftsarchitektur thematisierende Zeitschrift, welche den wissenschaftlichen Diskurs unterstützen soll, zu publizieren, kann nicht hoch genug bewertet werden.
In der ersten Ausgabe sammeln sich Beiträge, die von der Thematisierung der rural landscape Anatomy bis zur Rolle des qualitative research als Perspektive für urbane Freiraumplanung reichen. Die Rubrik under the sky fungiert als Plattform für Projektvorstellungen, und das Heft wird des Weiteren durch einen visuellen Essay unter dem Titel thinking eye ergänzt. Beiträge zu den Rubriken können bei der international besetzten Redaktion eingereicht werden und werden dann, in bester wissenschaftlicher Tradition, durch ein blind peer review von zumindest zwei referees ausgewählt. JoLa ist ein weiterer, sehr empfehlenswerter Beitrag zur Unterstützung des theoretischen und inhaltlichen öffentlichen Diskurses über Landschaftsarchitektur, der im deutschsprachigen Raum in dieser Form bis dato eindeutig unterrepräsentiert ist.
Beide vorgestellten Zeitschriften erscheinen zweimal im Jahr, und ihre Herausgeber ECLAS sowie Lijn in de Landschap sind beide in Wageningen (NL) angesiedelt. Also kann das Unterschiedliche durchaus am gleichen Ort existieren.
Stichting Lijn in Landschap Foundation (Hg.)
´scape – The international magazine for landscape architecture and urbanism
Birkhäuser Verlag
www.scapemagazine.com
ECLAS (Hg.)
JoLa – Journal of Landscape Architecture
Callwey Verlag
www.info-jola.de
Erik Meinharter