Sind Bettler Roma, sind Roma Bettler?
Kritik einer einseitigen WahrnehmungBettler, so wie andere marginalisierte Gruppen, werden immer öfter mittels Verordnungen, Kontrollen und sozialem und medialem Druck aus den Zentren der Städte verdrängt. Das Problem für die Gesellschaft ist nicht ihre Armut, sondern ihre Sichtbarkeit. Gleichzeitig hat es sich in den letzten Jahren durch- gesetzt Bettler generell als Roma wahrzunehmen, unabhängig davon, ob das den Tatsachen entspricht oder nicht. Damit werden die in der Öffentlich- keit herrschenden Vorurteile gegenüber Roma und das Bild, das Politik und Medien oft von ihnen zeichnen, auf Bettler übertragen, gleichzeitig wird dadurch das Bild der Roma in Österreich völlig verzerrt. Die Folgen sind schwindende Hilfsbereitschaft und Spendenfreudigkeit gegenüber Bettlern und wenig bis kein Widerstand beim Einsatz von polizeilichen Maßnahmen zur Verdrängung.
Ferdinand Koller arbeitet bei Romano Centro – Verein für Roma und ist Herausgeber der Berichte zu Antiziganismus in Österreich.