Helmut Weber

Sabine Bitter


Wir waren eingeladen, den VIII. Wiener Gemeindebezirk – die Josefstadt – zu umgehen. Wir wählten als Arbeitsfilter den Fragenkomplex der Verräumlichung von Politik, deren Auswirkung und Sichtbarkeit in Bezug auf städtischen Raum.
Ein gutes Beispiel dafür fanden wir in der Hauptbücherei der Stadt Wien und dem Adolf Schärf Studentenwohnheim. Der Gebäudekomplex wurde im fordistischen Wien der 60er und 70er Jahre errichtet, ein modernistisches Implantat sozialdemokratischer Bildungspolitik im sonst historistisch gehaltenen architektonischen Bezirksensemble.
In einer Art topografischer Wendung wechselten wir bei diesem Wien-Umgehen vom Außen- in den Innenraum: die Innenräume des Gebäudes, deren Einrichtung und Möblierung wurden zum urbanen Setting. Wir produzierten SUPER_BOOKS, ein Video, das die Ästhetik funktionaler Ordnungs- und Speichersysteme (Bücherregale) als architektonischen Aussenraum suggeriert.
Formale Ähnlichkeiten mit spätmodernen Stadtstrukturen (Superblocks) verweisen auf strukturelle Elemente, die in den 60er und 70er Jahren auch gesellschaftspolitisch, stadträumlich wirksam waren.
Mit dem Wissen, dass die Bücherei in einen Neubau am Gürtel abgesiedelt wird, machten wir in der Videopräsentation die Hauptbücherei der Stadt Wien zum dominanten Schauplatz, der das Bild einer (homogenen) bürgerlichen Gewachsenheit / Durchwachsenheit des VIII. Bezirks kontrastierte.


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