Die französische Revolution hatte die Neuformatierung der Stadt vorexerziert. Die alte Trennung zwischen sakralem und profanen Raum, die durch ein heiliges Zentrum in der Stadt begründet und zunächst durch die Kirche und später durch den König magisch aufgeladen wurde und seit der römischen Antike bestimmend war, galt nun endgültig nicht mehr. Die Hinrichtung des Königs an jenem Platz in Paris, der das Denkmal seiner Ahnen beherbergt hatte, bedeutete nicht nur die reale, sondern auch die symbolische Ausradierung des Geschlechtes und seiner städtischen Verwurzelung. Die metaphysische Ordnung der Stadt war endgültig zerstört, die Kraft ging nun nicht mehr in konzentrischen Wellen abnehmender Stärke von der Mitte zur Peripherie aus.
Manfred Russo ist Kultursoziologe und Stadtforscher in Wien.