» Texte / The Politics of Queer Curatorial Positions / research trip Ljubljana

Barbara Holub

Barbara Holub ist Künstlerin und Mitglied von transparadiso, einer Platform für Architektur, Urbanismus und Kunst.

Marina Grzinic

Paul Rajakovics

Paul Rajakovics ist Urbanist, lebt und arbeitet in Wien.

Turm 4


As a video artist, theoretician and curator, I can suggest an unequivocally clear queer politicization of a proper position. Such positioning allows us to think not only »what is art?«, but what are we, as critical intellectual activists, compelled to do, in order to change the state of things in art, culture and politics especially, as it is today definitely obvious that the effective but simple critical avant-garde assertion, used in the past, about the Art Institution being over-empowered and obscene, is not enough! The queer politicization of a proper position is reconstructed here with a reference to Christopher Makos' portrait of Andy Warhol from the series, The Altered Image (1981), as a relation not just between individuals and their private inequalities and sexual differences, but as a positioning that brings to the surface a much deeper structural inequality and disproportion affecting relations to history, philosophy and life (Agamben), gender and politics, in different ways. Queer, therefore, is not only to be posited through different sexual practices and gender roles, but has to be re-thought also in connection with the political within art and culture, or of taking a position that Homi Bhabha described as not-quite/not-right. Seen through queer optics, the answer to what is political, what is male and what is female, what is art and culture, is today troubling many histories and many spaces.

Marina Grzinic

Beispiel »celica«, Metelkova, Ljubljana: Neuadaption eines Militärgefängnisses, Integration von KünstlerInnen, Wiederaufwertung des baulichen Kontexts.

Im Mai 2003 ist der Umbau des Gefängnisgebäudes mit staatlicher Hilfe abgeschlossen. Von außen sticht besonders die farbliche Gestaltung in Rot-, Gelb- und Orangetönen ins Auge, die Südseite wurde als halboffener Wintergarten adaptiert. Innen behielt man die räumliche Grundstruktur mit Gang und einzelnen Zellen weitgehend bei, einzelne Marker eines Gefängnisses wurden noch zusätzlich betont, wie z. B. Gitter, Stahltüren oder Durchreichen; die sanitären Einrichtungen wurden dem heutigen Standard angepasst. Die thematische Grundatmosphäre eines kleinen Gefängnisses wird auch von den Angestellten mitgetragen: In wachdienstartiger Uniform sorgen sie für den reibungslosen Betrieb. Im persönlichen Gespräch streichen sie besonders die Zusatzangebote heraus, wie z. B. den Meditationsraum mit fernöstlichem Touch, die Bibliothek oder das orientalische Café im Erdgeschoß.

Besondere Erwähnung findet das Design der einzelnen ehemaligen Zellen: Lokale und internationale KünstlerInnen wurden eingeladen, jeweils einen Raum zu gestalten. Eine Zelle ist nun der Kartographie verschrieben, eine andere bietet eine Holzwohnlandschaft; die meisten unterstreichen mittels Variationen von minimal style die Kargheit des Raumes. Neben dieser Integration von Kunst in die Architektur selbst gibt es im Erdgeschoß eine kleine Galerie mit wechselnden Ausstellungen.

Die Eröffnung Anfang Juni wird von einigem medialem Echo begleitet, auch österreichische Zeitungen berichten über die slowenische Kreativleistung. Mit der Unterstützung des Umbaus verfolgen offizielle Stellen nicht zuletzt auch das Ziel, die Gegend der Metelkova Ulica wieder aufzuwerten. Die Renovation des Blocks zu einem freundlich strahlenden youth hostel-themepark soll ein Pionierprojekt sein: Das Metelkova Areal, über ein Jahrzehnt ein Raum alternativer Kultur in Ljubljana, steht in den Augen einer hegemonialen »Öffentlichkeit« ebenso lange auch für ein Phantasma aus linkem Chaos, Punkszene und Drogenkonsum. Wenn nun Jugendliche aus aller Welt als zahlende Gäste in die Jugendherberge »celica« (Zelle) einkehren, bringen sie viral auch die schleichende Ökonomisierung eines alternativen Raumes mit sich. Das Ziel einer solchen Politik ist es, subtil die Kontrolle über partiell autonome Räume wieder herzustellen: ohne offene polizeiliche Maßnahmen, Surplus eines gewachsenen alternativen Netzwerks inklusive.

Metelkova:

Militärbaracken »Vierter Juli« an der Metelkova Straße im Zentrum von Ljubljana

Das Areal ist 12,500m2 groß. Es besteht aus sieben Gebäuden.

1882-1911 Bau im Auftrag von K.-u.K.-Wien
1911 Fertigstellung der Baracken. Befehle kommen von Wien, Rom, Berlin, Belgrad
1988 Im Mai werden zwei Journalisten und zwei Militärs verhaftet, da sie einen Geheimplan der Armee gegen die Unabhängigkeitsbewegungen veröffentlichen wollten. Die Inhaftierung in der Metelkova-Kaserne führt zu starken Protesten in der Bevölkerung.
1991 Nach dem 10-Tage Krieg zieht die Jugoslawische Volksarmee ab. Gründung des Netzwerks für Metelkova. Das Netzwerk stellt einen Antrag zur Nutzung der Gebäude an die Stadt.
1992 Im Mai wird eine Nutzungsgenehmigung erlassen. Im September strebt der Stadtrat jedoch den Abriss Metelkovas an.
1993 Gegen den völligen Abriss Besetzung Metelkovas durch 200 Menschen. Der Stadtrat stellt sämtliche Wasser- und Stromzufuhr ein.
1995 Metelkova erhält Strom und Wasser zurück. Die Gerichtsverfahren gegen Personen des Netzwerks werden eingestellt.

www.metelkova.org

Conceptual practices / turm 4, Akademie der bildenden Künste Wien; research trip Ljubljana 2003, Teil des Projekts »Untersuchungen der Arbeitsweisen aktueller alternativer Präsentationsräume und -formen im Kontext theoretischer und praktischer Auseinandersetzungen«


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