Umbau, umgebaut, die Zweite
Besprechung von »Umbau 19. Diagramme, Typen, Algorithmen« herausgegeben von der Österreichischen Gesellschaft für Architektur und dem Institut für Architekturtheorie der TU WienÖsterreichische Gesellschaft für Architektur
-ÖGFA und Institut für Architekturtheorie der TU Wien (Hg.)
UmBau 19: Diagramme, Typen, Algorithmen
Wien 2002 (Edition Selene)
144 S., Euro 10,90
Ich war gewarnt: »Du wirst all das vermissen, was du bisher am UmBau geliebt hast«. Über gut zwei Jahrzehnte hatte man sich in bester Wiener Tradition einer selbstreflexiven, skeptischen Analyse der Moderne gewidmet. Auf höchstem Niveau behandelten Essays von Koryphäen wie Friedrich Kurrent, Vittorio Magnago Lampugnani, Martin Steinmann und Ákos Moravánszky die ewigen Fragen des 20. Jahrhunderts mit Leitmotiven wie Funktionalismustheorie und Architektursemiotik und -semiologie. Größere Schwerpunkte waren z. B. den Kreisen um Adolf Loos, Ludwig Wittgenstein und Josef Frank oder Christopher Alexanders »Pattern Language« gewidmet.
Nach einer radikalen Revision seiner Konzeption präsentiert sich UmBau nun in seiner zweiten Ausgabe der neuen Phase als vom reflektierten Erwachsenenalter in Richtung jugendlichen Sturm und Drangs modifiziert. Globale Vernetzung heißt die Parole, der zweisprachige Titel ist sichtbares Zeichen der neuen Internationalität. Autoren werden per call for papers akquiriert, was immerhin neue Namen abseits der ohnehin einschlägig bekannten Altmeister verspricht.
Zusammengestellt von Christian Kühn und Kari Jormakka bringt Nr. 19 »Diagramme, Typen, Algorithmen«; nicht die Typisierung als zentrales Thema der klassischen Moderne natürlich, sondern das Diagrammatische im Entwurfsprozess. Auch Christopher Alexanders »patterns« werden in diesem Zusammenhang wieder zitiert. Aufgeworfen werden unter anderem Fragen, wie die nach der Relevanz des Prinzips Flaneur im Zeitalter der Shopping Malls und der Bedeutung der Sprache in der von den fragmentierten Impulsen der Internet-Ära geprägten Gegenwart. Viel soziologisches und philosophisches Grundwissen wird den LeserInnen abverlangt, Deleuze und Foucault werden vorausgesetzt. Kann es in Zukunft vielleicht ein klein wenig weniger abstrakt sein? Letztlich ist das alles aber gar nicht so elementar anders als früher. Und wie man weiß, gibt es ja Beständigkeit ohnehin nur in der Veränderung.
Österreichische Gesellschaft für Architektur
-ÖGFA und Institut für Architekturtheorie der TU Wien (Hg.)
UmBau 19: Diagramme, Typen, Algorithmen
Wien 2002 (Edition Selene)
144 S., Euro 10,90
Iris Meder