
Warteräume / Waiting Rooms (2014–2025)
Die fotografische Serie Warteräume / Waiting Rooms aus dem Archiv von Sabine Bitter, entstanden zwischen 2014 und 2025, setzt sich auf vielschichtige Weise mit dem Phänomen der Zeit auseinander. Im Zentrum steht dabei die architektonische Gestaltung von Mobilitätsstrukturen sowie die Konfiguration von Räumen des Transits, des Wartens und des Übergangs.
In einer Welt, die zunehmend durch Globalisierung, Beschleunigung und scheinbare Entgrenzung geprägt ist, nehmen Warteräume eine ambivalente, zugleich funktionale und symbolische Rolle ein. Einerseits sind sie integrale Bestandteile infrastruktureller Systeme – Knotenpunkte im Gefüge der Fortbewegung und Verwaltung –, andererseits wirken sie als Gegenräume oder Zwischenzonen, in denen Zeit stillzustehen scheint oder sich auf spezifische, subjektive Weise erfahrbar macht. Diese Orte – seien es Wartezonen in Krankenhäusern, Unterrichtsräume in Bildungseinrichtungen oder temporäre Treffpunkte für Geflüchtete – besitzen das Potenzial, sich zu Heterotopien im Sinne Michel Foucaults zu verdichten. Sie fungieren als Möglichkeitsräume, in denen sich alternative Erfahrungen von Zeit und Gemeinschaft entfalten können. Inmitten eines gesellschaftlichen Klimas, das durch permanente Selbstoptimierung, Effizienzsteigerung sowie durch subtile Formen der Kontrolle und Disziplinierung gekennzeichnet ist, eröffnen diese Räume die Chance zur Unterbrechung, zur Reflexion – ja, zur Heilung jener Deformationen, die durch den Druck der permanenten Beschleunigung entstanden sind.
S. 9: Raum für Geflüchtete, Hauptbahnhof Wien, 2015.
S. 14: Flughafen Vancouver, 2019.
S. 19: Flughafen Montreal, 2016.
S. 24: AKH Wien, 2018.
S. 30: SFU Simon Fraser University.
Sabine Bitter
Helmut Weber