Wer haut dem Millionär eine in die Goschen?
Schon am Reumannplatz stehen sie. Polizisten, deren Aufgabe es ist, den FPÖ-Parteitag in Oberlaa zu bewachen. Die Kälte lässt mich wünschen, dass diese um die tausend OrdnungshüterInnen sich alleine draußen den Arsch abfrieren. Während mutmaßlich drinnen ein Kabas-der-Exhump, davon spricht, wie toll es nicht ist, dass die Linke am Sonntagmorgen auch lieber länger pennt (ein paar Hundert waren schon da). Der Saal wird eingeheizt. ATV und ORF zeigen Ausschnitte - die nicht einmal annähernd beschreiben, was passiert. Kabas ist weg. Helene Partik-Pablé wird neue Spitzenkandidatin. Der Sager über die Natur der Afrikaner ist noch nicht vergessen. Gerüchten zufolge hätte sich die FPÖ einen prominenteren Kandidaten gewünscht - einen vielleicht, der bei der Jugend besser ankommt. Einen wie Walter, der aus der TaxiOrangeWG bekannt ist. So abwegig ist das nicht. Erstens ist Walter ein guter Patriot - leider nicht Wiener, sondern Tiroler (Tirol, Tirol, du bist mein Heimatland), aber dort wird ja auch wieder einmal gewählt werden -, zweitens schweißt der Protest gegen Temelín die TaxibewohnerInnen, die Krone und die FPÖ zusammen, da geht's ja um die nationale Sicherheit - und drittens kann Walter Verantwortung übernehmen. Er ist einfach ein klasser Bursch. Und »Tupfen« ist sein Lieblingswort. Doch jetzt warten wir mal auf die nächste TaxiOrangeStaffel. Scheint die Frauenfeindlichkeit von Taxi Orange gegenüber den Pendants in den Privatsendern noch relativ gering, geht's bei zweiteren voll ab. In den letzten Monaten wurden Formate geschaffen, die Frauen so offen diskriminieren, dass es wie eine Welle über RTL, SAT1 zu MTV schwappt. Hier suchen Frauen einen Millionär, dort wird ein Mann mit fünf Frauen in ein Appartement eingesperrt und wählt täglich diejenige raus, die für ihn am ungeilsten ist. Bei MTV geht's in der so genannten Alternativmusikszene auch meistens darum, welcher coole Typ welche Tussi gebumst hat oder bumsen will. Alles ganz im Einklang mit der derzeitig in Österreich (nicht nur, jedoch einen Herrn Frauenminister gibt's nur hier) herrschenden Frauenpolitik. Kinderscheck, Eva2000-Verleihung in no na Kärnten an eine achtfache Mutter durch Jörg Haider. Hier noch ein Zitat aus seiner »Freiheit« von 1993: »Die feministische Illusion von der Selbstverwirklichung der Frau und Mutter im Beruf hat sich als verhängnisvoller Irrtum erwiesen. Wir müssen Frauen dazu ermutigen, was ihr ureigenstes Anliegen ist, nämlich ihr Kind groß und tüchtig werden zu sehen und sich ihm zu widmen.« Solche Aussichten beunruhigen, etablieren sich bzw. da schon etabliert, artikulieren sich in den letzten Monaten spürbar verstärkt oder lauter und das leider nicht nur in der Rechten.
Christina Nemec