Jonas Marosi


»Wie lange können sie die Welt anhalten?« die Frage stellt sich einmal mehr unvermutet und in Abwesenheit eines Fragestellers Gibt es Aktionen des Raums ohne Akteur, so, oder so ähnlich, war die Frage, mit der man beschäftigt war, als der eigenen Person die Zeit abhanden gekommen war und wieder einmal nichts anderes zu tun war als nachzudenken. während die Gedanken so umherschweiften, geschah etwas unerwartetes: Bilder setzten sich in bewegung. Ohne den Inhalt der Bilder zu begreifen, gerät die eigene person ins Schauen ... als, ausgelöst durch ein leises Klicken, der Film plötzlich an einer Stelle anhält ... Sie erinnern sich? Am Ende der letzten Folge war man ins Innere einer Maschine gelangt. Natürlich fehlte wieder einmal der Gedanke, wie dieser Raumwechsel stattgefunden haben mochte. Das Stück des Übergangs, des Verlassen des Einen und das Betretens des Anderen, fehlte. Dafür wiederholte sich hier immer und immer wieder das selbe Bild. Die Sequenz wird verfolgt: Das herausgerissene Stück Film zeigt einen Geschäftsmann (einen Pinguin), der mit seinem Fahrrad den Platz überquert. Da der Film an dieser Stelle hängen geblieben war, tut er das Immer und Immer wieder. von Rechts nach Links, von der einen Ecke des Bildausschnitts zur Anderen.
(Unbeeindruckt von dieser sich wiederholenden Bewegung, bemerkt die eigene Person nebenbei, dass dem körper wieder einmal die Bewegung abhanden gekommen sei. Es ist nicht möglich den Blickpunkt dieses Raumes zu ändern, er scheint erschreckend eingefroren – Ein Zeitstillstand, in dem sich ein Bild bewegt.)
»Sie Befinden Sich in Phase II«, die Stimme klingt unwiderruflich, allein ihre Herkunft ist unbekannt. (- aber das sind wir ja schon gewohnt. kurz drängt sich der Gedanke auf, was passiert, wenn in einem Raum, in dem die Zeit still steht, plötzlich die zeit stehen bleibt.) »Vergessen sie die Dimensionen. Achten sie darauf, dass sie nicht durchstrukturiert werden«, seltsam doch (die stimme klingt sehr ausdrücklich) »wo bin ich?« wagt man zu fragen und denkt es vorsichtshalber auch. »und wie komme ich hier raus?« diese frage schließt sich eher unbeabsichtigt den Gedanken an. »Ich rate ihnen, das bild genauer anzuschauen.« Die eigene Person beschließt das Gespräch als Dialog zu bewerten und den letzten Satz als Antwort. die Gedanken kehren zum Bild zurück: Ein Geschäftsmann auf einem Fahrrad überquert einen platz. als sein handy läutet, hebt er ab, hört zwar auf zu Treten, fährt aber weiter, ohne zu Bremsen. Er rollt und telefoniert, dann biegt in eine Kleine Seitengasse ab und verschwindet vom Platz. (gleich darauf taucht er am rechten Bildrand wieder auf, und seine Handlungen wiederholen sich. Er fährt über den Platz, das Handy läutet, er hebt ab.) »Ich kann nichts merkwürdiges an diesem Bild erkennen«, bemerkt, spricht und denkt man, »es ist einfach nur ein Geschäftsmann, der fahrradfahrend und telefonierend einen Platz überquert.« »Sehen sie doch genauer hin. Vielleicht können sie Etwas erkennen. Was denken sie; Fährt das Fahrrad das Handy, oder das Handy das Fahrrad? – (Bedenken sie es ist Phase II)« (Es gibt Situationen im Leben, wo es zwecklos ist, zu argumentieren. Am Besten ist es dann, so zu tun, als ob die eigene Person nachdenke, und in wirklichkeit Zahlen zu zählen.)
»Haben sie ein Ergebnis?« die Stimme klingt erwartungsvoll. »Papperlapapp und dreiundzwanzig«, kontert man, »in einem Raum, in dem zwei mal die Zeit stehen geblieben ist, kann man den geringfügigen unsinn, den ein fahrradfahrendes Handy verursacht, nicht bewerten.« (Nun ist es die Stimme ohne Standort, die sich in schweigen hüllt.) Die eigene Person schwelgt in zufriedenheit, anscheinend sei diese Aufgabe von ihr zum Besten gelöst. Es gab klare Strukturen Es gab ungeahnte Möglichkeiten in der zweiten Potenz, und bis vor kurzen gab es sogar einen Dialog. »Gibt es noch einen Dialog?« ... Nichts passiert. Fahrrad und Handy fahren von der einen Bildkante zur anderen. Immer und immer wieder.
Wenn es darum geht, wie man die Dinge sieht – so denkt man – muss es auch möglich sein, die Augen zu schließen. (Erleichtert macht die eigene person von diesem Gedanken Gebrauch. Das gezeigte Bild schien sich schon ein wenig `eingefressen´ zu haben. außerdem wurde es langweilig.) Die Augen schließen sich, zumindest verschwindet das bild. Es erscheint ein dunkles Nichts. Stille. Unheimlich ein wenig.
»Was haben sie getan ?«, die Stimme klingt verblüfft. »nichts«, ist man angesichts der Lage geneigt zu behaupten, zumindest wäre diese Antwort dem derzeitigen Eindruck entsprechend. »Ich meine, Wie haben sie es getan? Oder anders formuliert: Wo befinden wir uns?« Nun ist es die eigene person, die verblüfft ist: »das Ich befindet sich, so weit ich mich erinnern kann, im Innenraum einer Maschine. Wo wir uns befinden, darüber möchte ich gar nicht erst nachdenken.« (einundzwanzig, zweiundzwanzig ...) mit einem male erinnert man sich an die gegen sie ausgesprochene Warnung, man solle sich nicht durchstrukturieren lassen. Aber was sollte unsinnig daran sein, ein Bild zu verlassen, das Unsinn zeigte? Die eigene Person verstand die Panik nicht. »Das ich befand sich, im Inneren einer Maschine, als sie die Augen geschlossen haben. Was denken sie was passiert, wenn sie die Augen wieder Öffnen.« Zugegeben, darüber hatte man noch nicht nachgedacht. »(Habe ich schon gesagt, dass diese Dialoge mich ermüden.) Dachten sie, ihre Augen würden zum selben Bild greifen, wenn sie sich wieder öffneten. und um es einmal klarzustellen: Letzteres war ein harmloses Bild.«


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