Wir alle schätzen einander als Gestalten des Erstbesten
Besprechung von »Die Stadt im Werden« von Marcel HénaffMarcel Hénaff
Die Stadt im Werden
Hamburg: Adocs, 2019
210 Seiten, 16 Euro
Es gibt mittlerweile eine Menge an Literatur über die Stadt, meist geschrieben von SoziologInnen, GeographInnen, RaumplanerInnen und ArchitektInnen, auch HistorikerInnen und PolitologInnen. Zumeist sind diese Bücher aus der Perspektive der jeweiligen Disziplin verfasst und damit kaum in der Lage, die Gesamtheit der Stadt zu erfassen oder zumindest den Versuch zu wagen eine solche zu denken. Der französische Ethnologe Marcel Hénaff gehört zu jener raren Spezies von WissenschaftlerInnen, der sich dieser umfassenden Aufgabe stellte und man muss sagen, mit Erfolg. Denn mit dem relativ schmalen Büchlein Die Stadt im Werden liegt nun eine deutsche Übersetzung seines bereits 2002 in einer Zeitschrift, 2008 in Buchform, zunächst auf Französisch erschienenen, erweiterten Aufsatzes vor, der, von Eva Moldenhauer souverän übersetzt, in der Lage ist, dem Stadtforscher Freude zu bereiten. Hier ist ein Autor zu beobachten, der die Stadt in einigen zentralen Dimensionen des Monuments, der Maschine und des Netzwerks zusammen denkt und in einem historischen Aufriss den Werdegang jenes uns so selbstverständlichen, wie auch in anderer Hinsicht geradezu unfassbaren Phänomens der Stadt skizziert. Der Text ist, obwohl schon 2002 erstmals erschienen, von einer geradezu selbstverständlichen Aktualität, wenn man vom Fehlen der Klimafrage, die damals noch nicht gestellt wurde, absieht. Hénaff selbst ist leider im Vorjahr verstorben, er war Professor an der Universität von Kalifornien in San Diego, wohl einer jener französischen Gelehrten, der den Aufbruch in das sonnige Kalifornien unternahm, ganz in der Tradition vieler französischer Kollegen, die damit auch nachhaltigen Einfluss auf die amerikanischen Universitäten ausübten. Er war Philosoph und Anthropologe, und es ist unschwer zu erkennen, dass sich diese Voraussetzungen für einen holistisch und diachron angesetzten Bericht zum Werden der Stadt als höchst vorteilhaft erwiesen. Als Schüler von Michel de Certeau war er natürlich mit dem Prinzip der übereinandergeschichteten Orte vertraut, und damit ein Leser der Stadt, der sie sowohl in synchronen als auch diachronen Zusammenhängen zu lesen verstand. Nur wer die Schichtenfragmente kennt, kann das Zusammenspiel der großen Kräfte, die das Werden der Stadt ausmachen, zutreffend beschreiben.
Monumentales
Man muss die Stadt vom Grund her denken und das bedeutet eine Interpretation ihrer Wurzeln, die in Mesopotamien liegen, aber ebenso in China, wie auch in der griechischen und römischen Antike. Hier werden die ersten Ansätze der städtischen Zivilisation geprägt. Stadtgründungen sind religiöse Akte und mit komplexen rituellen Handlungen verbunden, die Stadt selbst ist in ihren Anfängen eine kosmologische Totalität, die nicht nur eine Welt erschafft, sondern auch Welt ist. Der bemerkenswerteste politisch-soziale Aufschwung wird in der griechischen Antike genommen, indem die Königsherrschaft durch die Demokratie mit ihren zahlreichen städtischen Institutionen abgelöst wird. Die Geometrie wird zur Entsprechung der Demokratie, indem als Isokratie alle Punkte gleich weit vom Zentrum entfernt sind. Hippodamos ist Astronom, Stadtplaner und Philosoph und vereinigt damit drei Elemente einer Idee der Stadt: den Himmel, die politische Ordnung und das Denken. Der Stadtraum repräsentiert die kosmologische Ordnung. Daher ist die Stadt als Monument einer Gemeinschaft zu errichten. Die Wichtigkeit dieses Umstands hatte schon Lefebvre betont und es zählt zu den Stärken Hénaffs, immer wieder diese Notwendigkeit einer Erscheinung der Stadt als Monument zu betonen. So sagt er mit Bezug zum himmlischen Jerusalem aus der Offenbarung des Johannes: »Die Stadt ist nicht nur ein Ort der Monumente, sie ist selbst das Monument schlechthin.« Zugleich wird er aber auch an die später auftretenden Widersprüche zwischen den gegensätzlichen Merkmalen der Maschine und des Monuments erinnern. Zunächst, insbesondere in der mittelalterlichen Stadt entwickelte sich etwas, das man heute mit Bewohnbarkeit bezeichnen würde. Ein Raum, in dem es sich gut leben lässt und wo vor allem eine Vertrautheit zwischen Körpern und Orten hergestellt wird. Im Spätmittelalter und der Renaissance ändert sich die Wahrnehmung der Stadt, denn durch die aufkommende Perspektive wird nun ein dreidimensionaler Raum auf eine ebene Fläche, ein Bild projiziert. Die Stadt wird nun als etwas Anzuschauendes verstanden und damit entsteht eine neue Ordnung der Szenerie. Der öffentliche Raum wird zu einer Bühne für den Fürsten, dessen Macht sich nun auf die neue Wirkung optimaler Sichtbarkeit stützt. Der taktile, diskontinuierliche, mobile Raum wie ihn der Bewohner und Fußgänger fühlte und das Element der Vizinalität, wie Hénaff die Dimension der Nachbarschaft bezeichnet, wurden damit abgeschwächt. »Hier siegt das Sehen über das Wohnen.« Zugleich kommt ein neues Paradigma der Stadt als Bild, als Panorama, als Skyline auf. Doch mit diesen Merkmalen ist das Wesen der Stadt noch lange nicht erfasst. Es bedarf einer Quelle der Kraft, des permanenten Antriebs, die die Motivationen der Stadt speist. In dieser Frage orientiert sich Hénaff an Lewis Mumfords Geschichtsphilosophie, der ja ebenfalls die Stadt mit der Maschine zusammendachte.
Maschine
Im Paris des 19. Jahrhunderts wird die alte Ganzheit der Stadt, die durch ihr Bild vermittelt wurde, durch die riesigen Baustellen Haussmanns nicht nur aufgewühlt, sondern die traditionelle Stadt wird durch die Maschine der industriellen Revolution wie durch das Auftauchen einer unheilvollen und unkontrollierbaren Macht verwüstet. Diese Megamaschine wird von Hénaff als ein soziales Dispositiv zur Organisation der Arbeit ganz in Anlehnung an Lewis Mumford verstanden. Aufgrund der Kontinuität von Raum und Zeit kann die Stadt zunächst als eine Konzentration der arbeitenden Bevölkerung erscheinen. Damit geht eine entsprechende soziale Organisation durch Teilung und Komplementarität der Arbeit und Aufgaben einher, die den herkömmlichen Organisationsgrad der landwirtschaftlichen Arbeit weit übertrifft. In diesem Sinne handelt es sich um eine soziotechnische Maschine, die lebende Organismen koordiniert, Körper mit Geräten verbindet und daraus einen Komplex herstellt, der einer neuen eigenen Logik gehorcht. Die Stadt ist nun nicht mehr die Welt als ein mikrokosmisches Abbild des Himmels, sondern sie erzeugt eine eigene, neue Welt, die sie mit Artefakten erfüllt. »Sie ist die Welt, die sie erschafft.« Die Maschine würde aber nicht funktionieren, wenn es keinen Austausch gäbe. Dieser betrifft einerseits den Import der Materialien, die zur Herstellung der Güter notwendig sind und andererseits den Export der fertigen Produkte. Die Stadt kann nur als Markt funktionieren. Durch die Spezialisierung der Berufe wird auch ein Austausch an Menschen begünstigt. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen der Stadt als Markt führen auch zu einer engen Verbindung mit der Entwicklung des Kapitalismus, der nur in den Städten seine Dynamik entfalten konnte. Das berühmteste negative Beispiel ist die industrielle Revolution in England, die sich zugleich zu einer urbanen Krise auswuchs. Engels berichtet zur Lage der arbeitenden Klasse in England über die Ausbeutung der Arbeit und die Manipulation der Bodenrente, die eine veritable Wohnungskrise verursachte. Zugleich kam aufgrund der gesundheitsschädlichen Lebensbedingungen die Hygienefrage auf, die für viele Jahrzehnte die Stadtplanung beschäftigte und auch zu Überreaktionen führte. Die Krise der Stadt durch die Maschine erzeugte auch den Verfall des traditionellen Monuments. Die Abwehrhaltung gegenüber der Maschine übertrug sich auch auf die neuen Materialien Glas, Gusseisen, Stahl und Beton und spiegelte sich in der Diskussion über Form und Funktion wider. Die neuen Bauaufgaben müssen sich den Anforderungen der großen Zahl, das heißt der schnell wachsenden Bevölkerung widmen. Waren die klassischen Bauwerke Paläste, Kirchen und andere öffentliche Gebäude, so wurden die Architekten nun zur Errichtung von Wohnbauten, Versammlungs- und Aufführungsgebäuden, Industrieanlagen und Kaufhäusern angeleitet. Die Zwiespältigkeit der modernen Architektur in Hinblick auf die funktionalistische Frage einer Strukturierung des Stadtraums wurde durch Beispiele wie Le Corbusiers Konzept der cité radieuse und den internationalen Stil exemplifiziert und findet nach Meinung Hénaffs ihren letzten Ausdruck in Koolhaas’ Diktum der Generic City.
Netzwerk
Das Netzwerk ist die dritte zentrale Kategorie, anhand derer Hénaff die Stadt beschreibt. Während die Elemente der Dimensionen des Monuments und der Maschine partiell bekannter sind, ist das Netzwerk vielleicht jener Bereich, der in seiner städtischen Dimension noch weniger durchdacht bzw. denkerisch veranschaulicht wurde. Vielleicht oder auch wegen der begrifflichen Appropriation durch die Welt des Digitalen. Es liegt allerdings in der Tradition der jüngeren französischen Philosophie und des urbanistischen Denkens, dem Netzwerk mehr Beachtung zu schenken als anderswo. Gilles Deleuze etwa bezog sich in seiner Theorie der Singularitäten auf topologische Arbeiten des französischen Mathematikers René Thom. Manuel Castells brachte mit seiner Theorie der Ströme die Idee des Netzwerks in die Stadtforschung ein. Michel Serres’ Kommunikationstheorie basiert auf Überlegungen zum Netzwerk. Bruno Latour ist der aktuellste, letzte dieser Reihe von Netzwerkdenkern. Daher ist folgerichtig, dass auch Hénaff daran erinnert, dass die Wirksamkeit der Dispositive der Megamaschine, die zum Werden der Stadt beitragen, nur durch die urbane Eigenschaft des Netzwerks gegeben ist. Das Lokale und das Globale werden durch die mittels Netzwerk mögliche Anschlussfähigkeit der Stadt verbunden. Man kann zwischen topologischen Netzen mit Verbindungsvorrichtungen wie Straßen, Schienen oder Kabel und rheologischen Netzen, die der Zirkulation von Strömen entsprechen (Fußgänger, Autos, Elektrizität) unterscheiden. Für soziale Beziehungen taugen diese Begriffe allerdings wenig. Daher bezieht sich Hénaff auf Michel Serres und dessen Schriften zum Netz, die ihrerseits auf Leibniz rekurrieren. Wichtig ist das Verständnis des Begriffes Graph, der eine Menge von Ecken oder Punkten bedeutet, deren Verbindungen und Kanten lokal mit einer Befehlsbeziehung versehen sind. Die räumliche Darstellung beruht auf der Atomstruktur der Moleküle in der Chemie, in der Wissenschaft ist diese Theorie auch in andere Disziplinen eingeführt worden, etwa in der Raumplanung zur Untersuchung von Agglomerationen. Die offenkundigste Eigenschaft des Netzwerks ist die Dezentrierung oder Multizentralität, jeder Knoten kann auch Zentrum sein. Dies galt übrigens schon für das orthogonale Schema der alten griechischen, römischen oder chinesischen Stadt (und natürlich auch für die modernen Städte). Von jedem Punkt aus und gemäß einem Minimum von zwei sich rechtwinkelig schneidenden Linien kann ein weiterer Punkt auf einer anderen Linie erreicht werden, ohne durch einen einzigen Konnexionsort zu führen, wie etwa bei einem sternförmigen Dispositiv, dem die Seitenverbindungen fehlen. Die Zirkulationsfreiheit dieses Raums bedeutet Flexibilität und eine Aufwertung der Vizinalität, dem Begriff, mit dem Hénaff die Lageverhältnisse der Nachbarschaft und die daraus folgenden Beziehungen charakterisiert. Vizinalität als netzförmige Straßenanordnung wirkt wiederum dem Monumentalitätsprinzip entgegen. Weitere Merkmale des Netzwerks wie Kohärenz als Effekt lokaler Anschlüsse sind die Voraussetzung für Solidarität innerhalb eines Viertels oder für ein lokales Projekt. Öffnung oder Ausdehnungsfähigkeit bedeutet die mühelose Ausweitung des Netzes, die eine Grundbedingung des modernen Städtebaus darstellt, der mit der Stadterweiterung überall ansetzen kann. Die Spezifizierung ermöglicht die Vielfalt und Besonderheit der Nachbarschaften, die Zugänglichkeit meint eine allgemeine Verfügbarkeit, die Mobilität ist ebenfalls ein Merkmal eines dezentralen, aber zugleich multizentrierten Netzes, weil jeder Punkt bzw. Knoten erreichbar ist. Das bedeutet eine permanente Fluidität der Bewegungen in der Stadt, die eben auch Verkehrsprobleme verursacht. Dies ist ein einfaches Beispiel für die Auswirkung der Netzwerke, die durch ihre Realität die Gestalt der Stadt verändern. Das exponentielle Anwachsen der Netzwerke kann die Idee der Stadt selbst in Frage stellen. Die dem urbanen Ort entsprungene Dynamik führt zu einer Beschleunigung, die nicht nur die traditionelle Stadt, sondern die Stadt als solche obsolet werden lässt.
Öffentlicher Raum
Zu diesem Thema überrascht Hénaff durch die Einführung einer Unterscheidung zweier Begriffe, die von der herkömmlichen Begriffsvorstellung der europäischen politischen Tradition abweicht. Er spricht von einem Typus des öffentlichen Raumes, der sich dem Blick des Publikums darbietet als dem Ort einer gemeinsamen Sichtbarkeit. Es geht hier um kollektive Gebäude, die aber nicht unbedingt allen zugänglich waren, wie die Orte einer souveränen Autorität, die Tempel oder Paläste. Ebenso Museen, Krankenhäuser, Universitäten, Banken, Firmensitze und größere Kaufhäuser. Durch ihre Größe und die Qualität der Architektur haben diese Gebäude teil an der Existenz der Stadt als Monument und sind Teil der urbanen Landschaft als Ganzer mit ihren Avenuen und Plätzen, Straßen und Parks. Als zweiten Begriff meint er die Sphäre demokratischer Debatten wie Parlamente oder Ministerien, die sich aus der Tradition der griechischen Polis ergeben. Tatsächlich aber zeigen die Versammlungspraktiken der Völker sehr unterschiedliche räumliche Anordnungen. Hier ist der Begriff des öffentlichen Raumes eher als ein Dispositiv demokratischer Entscheidungen ohne feste räumliche Ordnung anzusehen. Die Expansion der Netzwerke bedroht aber beide Typen. Die Stadt verliert heute die uralte Funktion einer Megamaschine, eines Dispositivs der Organisation und Produktion. Zugleich ist die soziotechnische Funktion der Stadt auf das Kommunikationsnetz übergegangen. Ist damit der bebaute Raum und die Konzentration der Bevölkerung nicht mehr wichtig? Ist damit die Monumentalität am Ende? Hénaff verneint diese Frage energisch. Gewiss, der Staat benötigt diesen Ausdruck zur Bekräftigung seiner Legitimität nicht mehr und man könnte annehmen, dass der private Wolkenkratzer diesen Ausdruck des Monumentalen übernommen hat. Öffentliche Gebäude ähneln immer mehr irgendwelchen utilitären Bauten (Präfekturen, Rathäuser, Justizpaläste, Schulen und sogar Kirchen). Damit geht jedoch ein Verlust des Typus einher, als der Gesamtheit der architektonischen Merkmale anhand derer wir auf den ersten Blick eine Kirche von einem Ministerium und eine Schule von einer Bank unterscheiden können. Die Kritik am Wolkenkratzer beruht bei Hénaff nicht so sehr auf der utilitären Basis, sondern weil er in keinem Verhältnis mehr zum menschlichen Raum steht. Er kommt von irgendwo her und ist kein Ausdruck des Ruhmes der Stadt. Am Beispiel Los Angeles als einer explodierenden Stadt kritisiert er das Verschwinden eines Raumes des Öffentlichen, also öffentlicher Orte wie Straßen, Trottoirs, Läden, Restaurants, Plätze, Cafés, Parks, Museen. Möglicherweise hat sich aufgrund dieser Urbanismuskritik, die wohl schon 20 Jahre alt ist, in den Vereinigten Staaten in den vergangenen Jahren eine Besinnung auf die alten Qualitäten des öffentlichen Raumes ergeben, die sich durch einzelne neuere Projekte ausdrückt. Hénaffs ethnologischem Blick verdanken wir in diesem Zusammenhang übrigens den Begriff des gemeinsamen Raumes, der sich inhaltlich etwas von dem des öffentlichen Raumes absetzt. Er besteht zwischen dem privaten und öffentlichen Raum, ihm liegt eine gemeinsame Welt der zwischenmenschlichen Praktiken zugrunde, wie die Bindungen der Nachbarschaft, eine geteilte und vertraute Lebensweise, die zufälligen Begegnungen auf der Straße oder anderen Orten, ebenso die organisierten Treffen bei zivilen und religiösen Feiern, Festen in Stadtvierteln oder am Arbeitsplatz, bei sportlichen Ereignissen. Auch die gemeinsame Welt der Sitten, der Höflichkeit und Traditionen aller Art, wie die Wahl der Lebensmittel und der Kleidung, der Gesten, Sprachgewohnheiten, religiösen Haltungen, des gegenseitigen Umgangs der Mitglieder desselben Berufs, ihres Ausdrucks der Arbeitsbeziehungen und der Reaktionen auf Statusunterschiede. Es ist hier der Anthropologe, der von einer Signatur des Lokalen spricht, die die Singularitäten konfiguriert und die einen Stil ausmacht. Diese bilden das Fleisch der städtischen Welt, die Atmosphäre, in der die Beziehung zum öffentlichen Raum empfunden wird. Daraus folgt ein Plädoyer für die Straße und den Platz als den Orten des gemeinsamen Raumes, denn sie exemplifizieren das gemeinsame Leben und geben ihren Bestandteilen Form: Vizinalität, Zivilität, Visibilität und Diversität. Hénaff möchte die Straße sprechen lassen. Die Straße macht uns verfügbar für das, was anderswo programmiert ist. Wir alle schätzen einander als Gestalten des Erstbesten.
Manfred Russo ist Kultursoziologe und Stadtforscher in Wien.