» Texte / wir dachten, es wären Gedanken, die uns folgten ...

Jonas Marosi


die herbstwelt hat sich wieder ausgebreitet und ein wenig traurig blickt man auf die vergessene zeit des sommers, in der zeit so einfach verstrichen war. ein leises rauschen legt sich in den hintergrund der gedanken und zeit wird zur begleiterscheinung - etwas macht sich auf Ihr zu folgen ... angestrengt überlegt man, was die zeit zum stillstand geführt hatte, sollten es gedanken sein, die sich jetzt ausbreiteten. man hatte den körper auf einen bequemen Wohnzimmerstuhl gelegt, so wie man es immer tut, wenn man nach hause kommt. dieser war daraufhin in vergessenheit geraten und es schien, als ob die zeit das denken aufgegeben hatte. wenn der körper ruht, wagen sich gedanken auf den schauplatz. zwar wollten sie ihren Wirten nicht stören, aber weil dessen körper träge ruhte, wollten sie sich erheben, um nach ein wenig zerstreuung zu suchen. der körper solle nur ruhig entspannen, sie werden sich nicht weit entfernen . . . in der folge verliert sich die zeit, während die gedanken sich ausbreiten - sie tun das sehr klug: zuerst sammeln sie die unmittelbaren eindrücke, die den vergangenen tag verfolgen. haben sie erst mal das vertrauen von diesen gewonnen, gelangen sie ungehindert ins gedächtnis. dort machen sie ein paar der eindrücke, mit ein paar anderen gedanken bekannt. manche erinnern sich, die stimmung hebt sich, während der körper (die Gedanken können sich kaum noch erinnern, wo sie ihn liegen gelassen haben) weiter in den Wohnzimmerstuhl sinkt. von Hier aus gesehen (sehr trüb und vage) macht es den eindruck, als ob die gedanken sich auf dem Speicher versammelt hätten. einer nach dem anderen entfernt sich, manche von ihnen heimlich, andere ganz offensichtlich. es wird beschlossen, diesen gedanken nicht zu trauen und einem der seltsamen gestalten zu folgen. der weg führt die stufen des hauses hinauf, bis zur Tür vom Dachboden. man atmet tief durch, fasst zur türklinke und schließt die augen . . . - während man die augen geschlossen hält, ensteht der eindruck, man habe diese situation schon einmal durchlebt. welches bild auch immer hinter dieser tür stecken sollte, man habe es schon einmal gesehen . inzwischen haben die gedanken, sowohl den ruhenden körper, als auch die zeit vergessen. in einer art der extase, arbeiten sie an einer sequenz. es soll eine ganz wunderbare vorstellung für die erwachende person sein. um diese fertig zu stellen, kramen sie in diversen Kisten und Schränken, und bringen dort alte bilder zum vorschein, die sie zu einem bild zusammentragen, das vor den Wohnzimmersessel projiziert werden soll. das bild war schon fast fertig; es fehlte nur noch der Gedanke, wie es nach unten gebracht werden sollte. dieser gedanke müsste sich doch irgendwo hier befinden und die suche wurde immer hektischer, weil die gedanken wussten, es wären nur noch wenige momente bis zum beginn der vorstellung. vor der tür ensteht mittlerweile der eindruck, es könnte besser sein, sie nicht zu öffnen. irgendwie trägt man den gedanken mit sich, dass das darin befindliche schon auf einen warte. gleichzeitig ensteht der eindruck, dass man gar keine andere wahl hat. das in diesem zimmer befindliche, bestimme den ablauf der dinge und die eigene zeit sei nur eine täuschung, dennoch sei es nun an der zeit sich dieser zu stellen. die türklinke wird ruckartig hinunter gedrückt und die gedanken zerstäuben augenblicklich. was bleibt, ist das bild einer im Wohnzimmersessel sitzenden person, die in einen raum blickt, in dem sich ein bild befindet, das die vorstellung von einem dachboden erweckt, auf dem sich das bild eines Wohnzimmerstuhls befindet, das von dem eindruck begleitet wird, schon einmal hier gewesen zu sein - von irgendwo wird leises gelächter hörbar.


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