Die Alltagsökonomie als Fundament zukunftsfähiger Stadtentwicklung
Covid-19 demaskiert die neoliberale Behauptung, es gäbe nur eine Ökonomie, nur einen großen, globalen Markt, als das, was sie wirklich ist: Eine Illusion. Die Pandemie hat die Hyperglobalisierung einer grenzenlosen wirtschaftlichen Verflechtung ins Wanken gebracht. Wäre dieser teilweise Rückbau von globalen Lieferketten und Finanzbeziehungen dauerhaft, eröffnen sich für die Stadtentwicklung neue Handlungsspielräume, die durch geschicktes politisches Agieren genutzt werden können. Es kann aber auch erneut so enden wie nach der großen Finanzkrise 2008, als es mächtigen Kapitalinteressen rasch gelang, zum vermeintlichen Normalzustand einer grenzenlosen Weltwirtschaft zurückzukehren. Um dies 2020 zu verhindern, braucht es zweierlei: einerseits ein gutes Verständnis des Markliberalismus, der das ideologische Unterfutter für städtische Strategien der Liberalisierung, Privatisierung und Finanzialisierung liefert. Andererseits benötigen wir die Vision einer anderen Wirtschaftsordnung sowie Strategien, um die aktuelle neoliberale Marktordnung abzulösen. Dies kann durch die Stärkung der Alltagsökonomie gelingen. Die ihr zugrundeliegenden Infrastrukturen bilden das Fundament einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung, die die grundlegenden Bedürfnisse ihrer Bewohner*innen befriedigt (FEC 2018). Dies gelingt, wenn stadtpolitische Ent- scheidungen getroffen werden, die sich von der Logik des Marktliberalismus verabschieden und sich auf die kollektive Bereitstellung dieser städtischen Infrastrukturen konzentrieren.
Richard Bärnthaler ist prae-doc am Institute for Multi-Level Governance and Development an der WU Wien.
Sigrid Kroismayr ist Soziologin und Mitarbeiterin am Institute for Mulitlevel Governance and Development an der WU Wien im Rahmen des Projekts "The Governance of Foundational Economy in Innerfavoriten“.
Andreas Novy ist Leiter des Institute für Multi-Level Governance and Development und Teil des Foundational Economy Collective.
Leonhard Plank arbeitet als Senior Scientist am Forschungsbereich Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik im Institut für Raumplanung der TU Wien und ist Teil des Foundational Economy Collective.
ist politische Ökonomin, zuständig für Theorie-Praxis-Dialoge am Institute for Multi-Level Governance and Development sowie Mitbegründerin von Attac Österreich.