Arbeit Leben
Einleitung zum Schwerpunkt.
Seit jeher markiert und organisiert Architektur Räume der Produktion, formuliert strukturelle wie symbolische Ordnungen, die nach innen wie nach außen wirken. Es ist dabei egal, ob die Arbeitsgemeinschaften von einem/einer quasi-transzendenten HerrscherIn oder UnternehmerIn von außen gesetzt werden oder ob es selbstorganisierte Interessensgemeinschaften sind, die Architektur rahmt. Die Exklusivität der Produktionsräume ist in unterschiedlicher Art und Weise konzipiert, jedoch immer durch Verhaltensmaßregeln und Kodices reglementiert. Sie werden zudem seit jeher in Relation zum Leben – zum Wohnen und zur Freizeit – definiert. Ihre innere Logik entsteht zunächst in Abgrenzung dazu, gleichzeitig werden aber Aspekte des Lebens in ihr etabliert. So sind Produktionsstätten auch Designs, die Arbeitsbedingungen der versammelten Arbeiter und Arbeiterinnen in Differenz zu vorhandenen Lebensbedingungen modifizieren.
Brennpunkt moderner Produktionsräume ist das Arbeitsleben des Menschen, dessen Arbeitskraft an einfache, dynamische oder energetische Maschinen oder auch kyber-netische Apparate und Computer angeschlossen ist.[1] Im Innenraum wird die Arbeitskraft hervorgebracht und nimmt dort idealerweise zu. Dabei geht es mit den Mitteln der Architektur darum, eine Gruppe von Menschen zu versammeln und deren Arbeitsleben anzureichern, es produktiv zu machen, zu maximieren, es zu komponieren und zu administrieren.[2]
Arbeitsarchitektur ist Teil diskontinuierlicher Prozesse der Subjektivierung, denen entsprechend sich ArbeiterIn, LeistungsträgerIn, ArchitektIn, UnternehmerIn als Subjekt „das heißt als rationale, reflexive, sozial orientierte, moralische, expressive, grenzüberschreitende, begehrende etc. Instanz zu modellieren hat und modellieren will“,[3] und stellt mithin nicht einfach bloß neutralen Raum bereit, sondern ist als Praxis direkt auf Subjekte ausgerichtet. Als Mittel der Subjektivierung ist sie Teil einer Organisation und Repräsentation von Produktion, die das Leben durch Arbeitszeiten und Produktionszyklen rhythmisiert, organisiert und strukturiert und gleichsam die Arbeitsverhältnisse und Produktionsbedingungen spiegelt und auf sie einwirkt. So kann Arbeitsarchitektur als ein spezielles Konfliktfeld verstanden werden, das für die Produktion von Subjekten mitkonstituierend ist, wie sie im vorliegenden Heft von dérive anhand zeitgenössischer Beispiele verhandelt wird.
Die in diesem Heft vorgestellten Untersuchungen beleuchten spezifische zeitgenössische Formen einer sich verändernden Architektur der Arbeit, in der Arbeit und Leben zunehmend konvergieren, was seit den 1960er Jahren in den Zentren des Kapitalismus vermehrt im Diskurs thematisiert wird. Der Philosoph Antonio Negri und der Literaturwissenschafter Michael Hardt beschreiben diese Veränderungen als Übergang vom Massenarbeiter zum gesellschaftlichen Arbeiter. In Anlehnung an den (und gleichzeitiger Distanzierung vom) italienischen Philosophen und Operaisten Mario Tronti[4] nennen sie dies die gesellschaftlichen Fabrik:
„Die Verallgemeinerung des Fabrikregimes ging einher mit Veränderungen in der Art und Qualität der Arbeitsprozesse. Arbeit heißt in den gegenwärtigen metropolitanen Gesellschaften mit ungebrochener Tendenz immaterielle Arbeit – also intellektuelle, affektiv-emotionale und technowissenschaftliche Tätigkeit, Arbeit des Cyborg.“[5]
Negri und Hardt erweitern den traditionellen marxistischen Begriff der Arbeit durch die Vielfalt der gesellschaftlichen Produktion, die als wertschaffende Praxisform gleichermaßen natürliche Bedürfnisse, künstliche Wünsche und gesellschaftliche Verhältnisse anspricht und auch die Sphäre der Marx’schen Nichtarbeit beinhaltet. Indem Negri und Hardt Arbeit mit den Prozessen der Selbstverwertung als Möglichkeit verstehen, durch Affirmation eine andere Gesellschaft zu denken, versuchen sie subversive Kräfte zu erkennen, die Ordnungen des Kapitals und der Staatsapparate, die der Kontrolle und Ausbeutung dienen, zu unterwandern und ihnen eine radikale Alternative entgegenstellen können (Multitude).[6]
Die beiden Autoren thematisieren damit Konditionen und Modi des Lebens, die in westlichen Industriegesellschaften immer bedeutender werden, weisen auf die Veränderung der begrifflichen Konzeption, der Eigenschaften und Bedingungen der Arbeit hin, die sich zusehendes vom vormals festgeschriebenen und bestimmten Ort der Produktion löst und eine Kategorisierung von produktiver versus unproduktiver Arbeit, oder auch die Unterscheidung zwischen Arbeiten, Herstellen und Handeln,[7] obsolet macht. Der Begriff der gesellschaftlichen Fabrik ist einer, der „die informationelle und kulturelle Dimension der Ware hervorbringende Qualität [...] artikuliert“[8]und damit eine Form der Arbeit beschreibt, die heute zunehmend diffus wird:[9] Arbeitszeit und Freizeit vermischen sich, die eigentliche Tätigkeit wird ununterscheidbar zur Aus- bzw. Weiterbildung, das Privatleben und die Vita Activa vermengen sich, wie dies Mario Tronti bereits 1966 beschreibt:
„Wenn sich die Fabrik zum Herren der gesamten Gesellschaft aufwirft – die gesamte gesellschaftliche Produktion wird industrielle Produktion –, dann verlieren sich die besonderen Merkmale der Fabrik innerhalb der allgemeinen Merkmale der Gesellschaft. Wenn die gesamte Gesellschaft auf die Fabrik reduziert wird, dann scheint die Fabrik als solche zu verschwinden.“[10]
Natürlich existiert diese Form der Arbeit gleichzeitig zu anderen Formen der Fabrikation und Produktion, die aber zusehends aus den westlichen Industrienationen ausgelagert werden. Ihre Signifikanz liegt darin, dass sie den erstarkenden Produktionsmodus einer kulturellen Praxis und einer Diskursformation beschreibt, die Luc Boltanski und Eve Chiapello als Den neuen Geist des Kapitalismus bezeichnen und als eine neue, allgemeine Ideologie darstellen, „die das Engagement für den Kapitalismus rechtfertigt.“[11] Dessen massenhafte Verbreitung verbinden die beiden französischen AutorInnen eng mit der Emanzipationsbewegung der 1960er Jahre und ihrer Kritik am Kapitalismus. Neue Arbeitsorganisationen, unsichere Beschäftigungsverhältnisse, Aufspaltung der Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer (Outsourcing, Gastarbeiter, Gastarbeiterinnen), der Abbau des Arbeitnehmerschutzes und der Sozialstandards sowie die wachsende Arbeitsbelastung bei gleichbleibenden Lohn sind für Boltanski und Chiapello die sichtbaren Folgen.[12]
Dem räumlichen Aspekt einer allseits in der Gesellschaft aufgehenden Produktionsform geht dieses Heft von dérive nach. Die Artikel, die hier versammelt sind, erforschen räumliche Konstruktionen, die keiner herkömmlichen Fertigung von physischen Erzeugnissen entsprechen und sich gleichermaßen überall in unseren urbanen Agglomerationen verteilen. Die Texte verfolgen Bewegungen und spüren Formationen nach, die in den paradigmatischen Arbeitsarchitekturen der 1960er Jahre erstmals modellhaft sichtbar werden.[13] Exemplarisch sind hier zu nennen: die Bürolandschaften (1956ff.) der Gebrüder Schnelle und ihres Quickborner Teams, Cedric Price’ Fun Palace (1962-66), das Bürogebäude der Versicherungsanstalt Centraal Beheer (1968-71) des Architekten Herman Hertzberger, die Hollein’sche Fernsehperformance Mobiles Büro (1969), der Friedensaktivismus von John Lennon und Yoko Ono, das Bed-In (März und Mai 1969) in Amsterdam und in Montreal, aber auch die als Freizeitarchitekturen im Diskurs flottierenden Projekte wie Constants New Babylon oder auch die Ville Spatiale von Yona Friedman sind Beispiele, die teils reaktiv auf einen erstarkenden Diskurs, der sich in den 1960er Jahren am Denkmodell der Kybernetik und dem damit einhergehenden politischen Versprechen einer konsensualen, konfliktfreien Demokratie und am Populärdiskurs über die Freizeitgesellschaft orientiert und teils – im Blick auf eine heute erst voll absehbare Entwicklung der Arbeitsmodi und Arbeitsbedingungen – prophetisch sind.
Die Organisationsberater Gebrüder Schnelle haben eine wissenschaftlich-ökonomische Planungsmethode, die Organisationskybernetik, entwickelt, in der sie, in Verlängerung der Tradition des scientific management und gleichzeitig in Distanzierung dazu, über die diagrammatische Analyse des Informationsflusses die Arbeitsorganisation von Menschen und Maschinen optimierten und einen horizontalen, schier unendlichen, dennoch nach außen hin klar begrenzten Raum der Bürolandschaft produzierten. In dem sollten sich Menschen wie Maschinen möglichst frei, ungezwungen und dennoch einfach fassbar und kontrollierbar anordnen lassen.[14] Die innere Organisation gehorcht einer funktional differenzierten, flachen Hierarchie, in der alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Expertinnen und Experten gleichgestellt in Teams, funktional getrennt von einer disziplinarischen Instanz, selbstorganisiert und konsensual zusammenarbeiten sollen.[15]
Der Fun-Palace stellt einen netzwerkartigen Raum als Infrastruktur dar, in dem nicht mehr gearbeitet werden muss, sondern die Fort- und Weiterbildung Programm ist. Die bewegliche, räumliche Struktur ist die architektonische Repräsentation des kybernetischen Modells, das sich ohne Grenzen als gigantisches Mobile in permanenter und fortdauernder Modulation und Reform über die Welt zieht. Wie der Innenraum der Bürolandschaft wird der Raum des Fun-Palace in kleinen überschaubaren Gruppen, den Enclosures, organisiert, die als Aktivitätszonen architektonisch möglichst neutral gehalten werden, um jedes beliebige (zukünftige) Programm aufnehmen zu können.
Herman Hertzberger dagegen versucht im Bürokomplex Centraal Beheer, eine Art Kolonie in einer neuen Stadt, ein statisches Bollwerk der Arbeit als Wohnhaus zu schaffen, das er als Antithese zur Bürolandschaft versteht und das ausschließlich durch den Gebrauch, durch die aktive Appropriation der Struktur zum wohnlichen Arbeitsplatz werden kann. Hertzberger setzt in seinem Entwurf aktive, autonome und mündige Subjekte voraus, die in horizontaler Organisation kleiner untereinander abhängiger Gruppen in der dreidimensionalen Matrix des Gebäudes angeordnet werden. Die geschlossene Idealform, die noch charakteristisch für die Bürolandschaft ist, wird zur Stadt hin geöffnet und durch die Situierung eines quasi-öffentlichen Konsumraumes hybridisiert. In Material und Organisation werden privater Innenraum und öffentlicher Stadtraum ununterscheidbar. Ideell gedacht beginnt der kybernetisch organisierte Raum ins Außen zu fließen und sich in der Stadt auszubreiten.
Die beiden experimentellen Architektur-projekte New Babylon des niederländischen Künstlers Constant Nieuwenhuys und die Raumstadt des israelischen Architekten Yona Friedman zählen ebenfalls zu einer Reihe von Projekten, die reaktiv den vorherrschenden Diskurs spiegeln, die Architektur u. a. durch kleine überschaubare, horizontal organisierte Gemeinschaften – Teams, wenn man so will – ordnen, die zueinander in enger Relation stehen und deren Mitglieder untereinander abhängig sind. Sie reflektieren dabei den Diskurs der Kybernetik und postulieren die unschuldige Gesellschaft jenseits jeglichen Konflikts, die durch Verflachung der Hierarchien, durch Teambildung und Feedbackschleifen, sprich durch den Umbau der Gesellschaften von einer disziplinaren hin zu einer kontrollierenden, konstruiert wird.
In seinem Projekt Mobiles Büro, das im Rahmen der Sendung Das österreichische Portrait im Dezember 1969 im österreichischen Fernsehen präsentiert wurde, inszeniert sich Hans Hollein als der hybride, global agierende Unternehmer, als Idea Man, der ein erweitertes Verständnis von Architektur hin zu einem ganzheitlichen Design propagiert und umsetzt. Hollein öffnet sich den neuen Informationstechnologien und setzt sich als virtuoser visionärer Pragmatiker ohne moralischen Impetus in Szene. Mit dem radikalen Design des Mobilen Büros macht er eine Arbeits- und Lebenssituation sichtbar und umreißt damit die Problematik, aber auch gleichzeitig die notwendigen materiellen und programmatischen Qualitäten einer Arbeitsarchitektur für den modernen, individualisierten Arbeitsnomaden: eine klimatische und psychologische Schutzhülle, die sich jeder Situation und jedem Gebrauch anpasst und die als Blase für den Einzelnen notwendigerweise adäquate technologische Anschlussmöglichkeiten für Gesellschaft beinhaltet.
John Lennon und Yoko Ono dagegen eignen sich in einem unternehmerischen Akt für ihre Vision einer alternativen Gesellschaft den hybrid gebrauchten Arbeits- und Lebensraum des Grand Hotels an. Mit dem Bed-In affimieren sie den hegemonialen Raum einer exklusiven Gesellschaft, den öffentlichen Charakter der transparenten Architektur und die Praxis der bürgerlichen Produktion, das Gespräch, für ihre verstörendes Unternehmen und drehen im Augenblick der Performance den Status des Hotelzimmers und des Bettes um. In der Performance werden das Hotelzimmer und das Bett zum Symbol eines Inklusionsraumes einer künstlerisch-unternehmerischen Praxis des Entzugs. Sie refigurieren den gewohnten Raum des Establishments für den Moment als utopischen Ort des Rückzugs als Zeichen einer anderen Gesellschaft, indem sie die künstlerische Praxis Yoko Onos mit der unternehmerischen Handlung John Lennons konvergieren lassen.
So nehmen das Mobile Büro wie auch das Bed-In Formen zeitgenössischer Arbeitsweisen und den Gebrauch von Architektur vorweg: Zum einen der flexible, permanent mobile Kreativarbeiter, der Projekte macht, zum anderen die ultimative Arbeitsutopie des Arbeitens im Bett. Sind sie jedoch für die 1960er Jahren als politische Projekte lesbar, die im Moment der Intervention die Verhältnisse, die den gewohnten Arbeitsplatz bestimmen, im Verhältnis zur Gemeinschaft neu ordnen, kippt die emanzipatorische Vorstellung des neuen Arbeitens heute dialektisch um und wird zur Norm, Arbeit wird Leben ... oder in den Worten Negris und Hardts: „Die Welt ist Arbeit.“[16]
Hier schließen die Beiträge dieses Hefts an. Sie thematisieren anhand von konkreten zeitgenössischen Phänomenen und Situationen eine Entwicklung, hinter die wir nicht mehr zurück können, und explizieren eine Forschung, die sich auf eine zeitgenössische Arbeitsarchitektur einlässt und sie als ein sich permanent veränderndes Netzwerk räumlicher Praxen versteht, das sich nicht einzig auf exzellente, herausragende Gebäude oder urbane Strukturen reduzieren lässt, sondern verschiedenste Formen von Interventionen und Vermittlungen inkludiert.
Das Heft wird von einem Text der Ökonomin Ulrike Mühlberger eröffnet. Mühlberger diskutiert die rechtlichen Konstruktionen formal Selbstständiger, die ohne MitarbeiterInnen exklusiv für eine Firma arbeiten und dort angestellten-ähnliche Bedingungen vorfinden, jedoch arbeitsrechtlich schlechter gestellt sind, und eine hybride Position zwischen Beschäftigung und Selbstständigkeit einnehmen müssen, in der sie einen Teil des Unternehmensrisikos tragen und gleichzeitig durch Kontrollmechanismen an einer echten Selbstständigkeit gehindert werden. Mühlbergers Beitrag rahmt mit ihrer empirischen Analyse die vier Fallbeispiele, von denen Katharina Morawek, Julia Wieger, Christina Linortner und Gabu Heindl berichten.
Den ersten Fall stellt der Themenpark Minopolis in Wien-Floridsdorf dar. Katharina Morawek, Kunstvermittlerin und Lehrbeauftragte an der Akademie der bildenden Künste in Wien, berichtet darüber, wie Kindern zwischen 4 und 12 Jahren urbanes Arbeitsleben, das ausschließlich durch Arbeit und Konsum bestimmt scheint, spielerisch vermittelt wird. Im zweiten Fallbericht begleitet die Architektin Julia Wieger den Umgestaltungsprozess des Max-Winter-Platzes als Form eines exklusiven Arbeitsprozesses der Kommunikation. Das aufgrud der Präsenz von Sexarbeiterinnen als Problemviertel deklarierte Stuwerviertel in Wien-Leopoldstadt soll durch ein exklusives partizipatives Verfahren aufgewertet werden. Dabei werden einerseits Kinder in den Arbeitsprozess integriert und andererseits die Sexarbeiterinnen ausgeschlossen. Im dritten Fallbeispiel dieses Heftes portraitiert Christina Linortner gute Geister in Los Angeles. Sie berichtet über zweierlei Arten von Ghostwritern, einerseits den working poor, die als mobile Putzkräfte, oft ohne Aufenthaltsbewilligung in den Vereinigten Staaten, meist mehrere Jobs haben und permanent in der „Stadt der Engel“ unterwegs sind, und andererseits den AutorInnen, die für andere Menschen Bücher schreiben und oftmals eine bestimmte Zeit hinweg in den Villen ihrer meist berühmten AuftraggeberInnen wohnen. Zuletzt berichtet die Architektin Gabu Heindl über ein zeitgenössisches Leben in Zellen. Heindl spannt einen großen Bogen und analysiert das Motiv der Zelle anhand verschiedener kultureller Artefakte, um auf eine spezifische Form einer aktuellen Arbeitszelle zu kommen: die Manga Kissas, die Internetcafés in Japan.
Illustriert werden die Berichte von Portraits aus der Fotoserie Reservate der deutschen Künstlerin Sinje Dillenkofer. Sie zeigen Sekretärinnen von Vorstandsvorsitzenden aus New York und verschiedenen deutschen Städten. Das inszenierte (im Original) farbige und das dokumentarisch schwarzweiße Portrait wurden jeweils am Arbeitsplatz aufgenommen. Die farblosen Bilder zeigen die Frauen in ihrer alltäglichen Arbeitskleidung und werden mit den Inszenierungen ihrer wahren oder imaginierten privaten Identitäten in Relation gesetzt und konfrontiert.
Vgl. dazu Deleuze, Gilles (1993): Kontrolle und Werden, in: Ders.: Unterhandlungen, 1972-1990. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 243-253 (zuerst publiziert in: Futur antérieur, Nr.1, Frühjahr 1990). Im Gespräch mit Toni Negri exemplifiziert Deleuze den Übergang von den Disziplinargesellschaften zu den Kontrollgesellschaften. Dabei assoziiert er mit jedem Gesellschaftstypen einen Maschinentypen: „Jeden Gesellschaftstyp kann man selbstverständlich mit einem Maschinentypen in Beziehung in Beziehung setzen: einfache oder dynamische Maschinen für die Souveränitätsgesellschaften, Kybernetik und Computer für die Kontrollgesellschaften.“ (S. 251). ↩︎
Vgl. Foucault, Michel (2006): Sicherheit, Territorium, Bevölkerung. Geschichte der Gouvernementalität I. Frankfurt: Suhrkamp (Franz. Originalausgabe: 2004, Vorlesung: 1978), S. 145-150. ↩︎
Reckwitz, Andreas (2006): Das hybride Subjekt. Eine Theorie der Subjektkulturen von der bürgerlichen Moderne zur Postmoderne. Göttingen: Velbrück Wissenschaft, S. 10. ↩︎
Vgl. Tronti, Mario (1974): Arbeiter und Kapital. Frankfurt: Verlag Neue Kritik,1974 (Italienisches Original: 1966; der Text Fabrik und Gesellschaft wurde erstmals in *Quaderni Rossi *2/1962 publiziert), S. 17-40. Zu einer ausführlichen Diskussion Trontis politischer Konzeption in Relation zur Architektur und zu den unterschiedlichen politischen Konzeptionen siehe: Aurielli, Pier Vittorio (2008): The Project of Autonomy, Politics and Architecture within and against Capitalism. New York: Princeton Architectural Press, vor allem S. 31-38. ↩︎
Negri, Antonio; Hardt; Michael (1997): Die Arbeit des Dionysos. Materialistische Staatskritik in der Postmoderne. Berlin/Amsterdam: Edition ID-Archiv,(Original: 1994 und 177), S. 14f. ↩︎
a.a.O., S. 5 und 13. Zum Begriff der Multitude: Negri, Antonio; Hardt; Michael (2004): Multitude. Krieg und Demokratie im Empire. Frankfurt: Campus, (Englisches Original: 2004). ↩︎
Vgl. Arendt, Hannah (2007): Vita Activa oder Vom tätigen Leben. München: Pieper, (Englisches Original: 1958). ↩︎
Lazzarato, Maurizio (1998): Immaterielle Arbeit. Gesellschaftliche Tätigkeit unter den Bedingungen des Postfordismus. In: Atzert, Thomas (Hg.); Negri, Antonio; Lazzarato, Maurizio & Virno, Paolo: Umherschweifende Produzenten. Berlin: ID Verlag, S. 39-52, hier: 39. ↩︎
Vgl. auch: Boutang, Yann Moulier (1998): Vorwort. In: Atzert, Thomas (Hg.); Negri, Antonio; Lazzarato, Maurizio & Virno, Paolo: Umherschweifende Produzenten. Berlin: ID Verlag. ↩︎
Vgl. Tronti, Mario (1974): Arbeiter und Kapital. Frankfurt: Verlag Neue Kritik,1974 (Italienisches Original: 1966; der Text Fabrik und Gesellschaft wurde erstmals in Quaderni Rossi 2/1962 publiziert), S. 17-40, hier: S. 32. ↩︎
Boltanski, Luc; Chiapello, Éve (2006): Der neue Geist des Kapitalismus. Konstanz: UVK VerlagsgesmbH, (Französisches Original: 1999), S. 43. ↩︎
a.a.O., S. 270-304. ↩︎
Ich habe unter dem Titel Architektur immaterieller Arbeit meine Untersuchungen der im Folgenden genannten Projekte im Dezember als Dissertation an der Königlichen Akademie der Künste in Kopenhagen eingereicht. Eine digitale Fassung findet sich auf http://www.rumpfhuber.org. ↩︎
Das Team der Gebrüder Schnelle weist an mehreren Stellen darauf hin, dass das Bürogebäude als klare, eindeutige räumliche Markierung nur notwendig sei, so lange die Technologie nicht weit genug entwickelt sei, von zu Hause oder sonstwo aus zu arbeiten. Vgl. zum Beispiel: Gottschalk, Ottmar; Lorenzen; Hans J. (1966): Eine neue Form von Bürogebäuden. In: Kommunikation, Nr. 4, Vol. II. ↩︎
Die Belegschaften, die in die neuartigen Büroräume umgesiedelt werden sollen, werden in Seminaren auf die Arbeitsräume vorbereitet. Zudem sind sie in den Organisationsprozess eingebunden, um ein möglichst friktionsfreies Klima zu schaffen. ↩︎
Negri, Antonio; Hardt; Michael (1997): Die Arbeit des Dionysos. Materialistische Staatskritik in der Postmoderne. Berlin/Amsterdam: Edition ID-Archiv,(Original: 1994 und 177), S. 16. ↩︎
Andreas Rumpfhuber is an architect and researcher in Vienna.