Auslagern, Einlagern, Verlagern – Raumpraktiken im äußeren Stadtraum
Dieser Text ist der Versuch einer Positionierung im Rahmen verschiedener, oft konkurrierender urbanistischer Diskurse in Bezug auf das Verhältnis von Stadt, Territorium und Hinterland (Global City und Planetary Urbanism, Zwischenstadt und Europäische Stadt).1 Wir fokussieren dabei auf die Übergangszone zwischen Stadt und einer zunehmend globalisierten Landschaft in Zusammenhang mit Praktiken des Ein-, Ver- und Auslagerns von Programmen, Stoffen und anderen Entitäten. Diese oft abstrakten Vorgänge werden in solchen Zonen räumlich konkret und sichtbar. Sie kennzeichnen diese Zonen an sich, vor allem aber auch prägen sie das Denken, das zu ihrer Entstehung geführt hat. Der Artikel beschreibt das Kontrollieren, Isolieren und Verlagern als räumliche Auswirkung moderner Fortschrittslogik, das planerischem Tun oft innewohnt. Dieses gilt es zu hinterfragen, wenn wir Antworten auf die drängenden Herausforderungen einer heraufziehenden ökologischen Katastrophe finden wollen. Im Kern führt der Artikel damit auf die Frage hin, wie sich unsere Stadtränder verändern würden, wenn wir unsere Abhängigkeit vom Territorium zunächst anerkennen und dazu dieses Territorium neu zu definieren versuchen (vgl. Latour, 2021). Dazu müssten wir einerseits unsere gewohnte Vorstellung von Kontrolle und andererseits die Praktiken eines Verlagerns in ein globales Anderswo anzweifeln. Um nicht allein im begrifflich Abstrakten zu verharren, werden Referenzen vom Wiener Stadtrand als exemplarische Zwischenzone zur Diskussion dieser Überlegungen herangezogen.
Andre Krammer ist selbstständiger Architekt und Urbanist in Wien.
Johannes Bretschneider forscht und lehrt am Forschungsbereich Städtebau der TU Wien.