Heinz Kaiser


Zwei engagierte Experten der Architekturkritik, Walter Zschokke und Otto Kapfinger, widmen sich mit zwei Neuerscheinungen den Vorarlberger Architekturbüros Dietrich/Untertrifaller und Hermann Kaufmann, die in den letzten 25 Jahren auf eigene Weise zur Etablierung von Baukultur in Österreich maßgeblich beigetragen haben.

Walter Zschokke hat mit dem Buch Dietrich/Untertrifaller – Bauten und Projekte seit 2000 seine monografische Bearbeitung des erfolgreichen und anspruchsvollen Duos fortgesetzt, nachdem 2001 im SpringerVerlag quasi der erste Teil, untertitelt mit Architektur, Städtebau, Design, erschienen war. Erfolgreich im Ausmaß der Bauaufträge – 222 (großteils realisierte) Projekte in 25 Jahren – und anspruchsvoll, weil Dietrich/Untertrifaller immer individuelle, den örtlichen Gegebenheiten entsprechende Lösungen entwickeln. Wer sich mit den in dieser Publikation vorgestellten rund 40 Projekten aus den Bereichen öffentliche Bauten, Gewerbebauten, Mehr- bzw. Einfamilienhäuser auseinandersetzt, wird angetan sein vom Umgang mit Holz und Glas, wird begeistert sein von den klaren und doch spannungsreichen Formen, die sich nie auf-dringlich in Szene setzen, und wird bemerken, wie sehr das Büro Dietrich/Untertrifaller auf Details und Materialwahl Wert legt. Am Ende der Lektüre, des Lesens, Blätterns und Schauens, stellt sich die Einsicht ein, dass dieses Buch schon auch ein Bilderbuch für verwöhnte Menschen ist.

Otto Kapfinger war als Herausgeber von Wood Works mit der Aufgabe konfrontiert, die Leistung Hermann Kaufmanns als jenes Architekten zu würdigen, der den Holzbau in Österreich quasi salonfähig machte. Kapfinger ist mit diesem Buch etwas Besonderes gelungen: Anhand von seit dem Jahr 2000 realisierten Bauten schildert er die eindrucksvolle kaufmannsche Erfolgsgeschichte vom Bauen mit Holz, deren Höhepunkt die Errichtung des 2006 fertiggestellten, international ausgezeichneten Gemeindezentrums Ludesch ist. Eingebettet in das Kapitel Entwickeln wird dieses Gemeindezentrum (mit einem Passivhaus-Energiewert von 14 kWh/m²a) ausführlich und detailreich vorgestellt, ein „Modellfall nachhaltigen Planens und Bauens im Hinblick auf interdisziplinäre Projektentwicklung, energetische, baubiologische und ökologische Standards“. Die Detailschnittpläne und technischen Diagramme sind zwar nicht leicht zu entziffern, doch Kapfingers Ausführungen bringen auch für Nicht-Architekten Licht in die Komplexität der Bauaufgabe.

Der Kulturwissenschaftler Bernhard Tschofen hat einen Text beigesteuert, in dem er die Widersprüchlichkeit betont, mit der der Baustoff bzw. das Material Holz beurteilt wird. „Wir schätzen das Gewachsene, hätten aber gerne ein Holz, das weder schwindet noch arbeitet, wir schwärmen für das Unverwechselbare und Authentische, können es aber eigentlich nicht homogen genug haben, wir reden von der Lebendigkeit des Materials, aber wehe wenn es Anzeichen von Leben zu zeigen beginnt.“ (S. 215) Wood Works – der Buchtitel ist wörtlich zu nehmen. Wie es sich in und mit den Bauten von Kaufmann lebt, zeigen knapp fünfzig Schwarz-Weiß-Bilder des Fotografen Nikolaus Walter am Ende des Buches – und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Holz als Baustoff wahrlich genial ist!


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