Breaking the Visual
»Breaking the Visual«, Ausstellung im Pavelhaus, LaafeldBreaking the Visual
3. Oktober -6. Dezember 2004
Pavelhaus / Steirischer Herbst 2004
Das Pavelhaus in Laafeld bei Radkersburg in der Südsteiermark entwickelt sich zunehmend neben seiner Funktion als slowenisches Kulturzentrum zu einem Ausstellungsort feinster diskursiver Gegenwartskunst. Nach Marina Grzinics Ausstellung »Radikale Positionierung« setzte Walter Seidl mit der Ausstellung »Breaking the Visual« im Rahmen des diesjährigen Steirischen Herbstes das anspruchsvolle Programm an der steirisch-slowenischen Grenze fort. »Breaking the Visual« geht von Lacans Iconoclash aus, um Positionen zwischen Vorstellungen, Erwartungen und Zerstörungen von Bildern gegeneinander arbeiten zu lassen.
Die Performance »moving soundscapes III« von dy’na:mo (immer an der Wand entlang – ein Grenzgang) versucht, entlang des überdachten Laubenganges zwischen »Erfahrbarem und dem Verborgenen« zu vermitteln. Nikolaus Gansterer ist in dieser Ausstellung gleich zweimal vertreten: einmal gemeinsam mit Stefan Geissler mit einer Performance der »Maultrommel-Maschine« und andererseits mit der »Ideenplantage«, einem Glashaus, in dem er biologische Versuchsanordnungen mit gedanklichen Ebenen verknüpft, welche eine Vielzahl von Imaginationen zwischen Kultur und Genmanipulationen hinterfragen (Bild). Die Künstlerin Katharina Heinrich verwendet diesmal für ihre »geflochtenen Readymades« einen Baum auf der Wiese neben dem Haus, um ihre Hängungen dem herbstlichen Alterungsprozess der Natur gegenüberzustellen. Die inszenierten großformatigen Fotos von Boris Missirkov/ Georgi Bogdanovs bedienen sich des Mediums Fotografie als Kontrapunkt der Bilderzerstörung, um auf Bilder jenseits fotografischer Darstellungen zu verweisen. Die beiden Künstler suchen sich dabei verschiedene europäische Städte als Hintergründe für ihre Panoramafotos, wobei hier konkret Athen durch den »verzerrten Winkel des Objektives als Kulisse für ihre alltäglichen Verfremdungen« dient. Die in der Enge eines winzigen Zwickelraumes des Pavelhauses montierte Diainstallation von Richard Crow nützt diesen Ort schließlich für Bilder und Ton als Spielwiese zwischen Poesie und Paranoia. Weiters sind noch Arbeiten von Ursula Mayer, Dustin Dis und Tomo Brejc in der Ausstellung vertreten.
Insgesamt will die Ausstellung »unterschiedliche Zugänge zu realen und virtuellen Situationen von Raum untersuchen« und diese auch für Rezipienten und Rezipientinnen an den verschiedenen räumlichen Situation des Pavelhauses erfahrbar machen. Diese Zugänge stellen sich dabei durchaus den Fragen Bruno Latours, der seinen Begriff anfänglich mehr als Frage darstellt: »So können wir Iconoclash als das definieren, was eintritt, wenn Ungewissheit über die genaue Rolle der Hand besteht, die bei der Produktion eines Mittlers am Werk ist: Ist es eine Hand mit einem Hammer, die im Begriff ist, zu denunzieren, zu entlarven, aufzudecken, bloßzustellen, zu enttäuschen, zu entzaubern, Illusionen aufzulösen, Luft rauszulassen? Oder ist es im Gegenteil eine achtsame und vorsichtige Hand, mit offener Handfläche, wie um Wahrheit und Helligkeit zu ergreifen, herauszuholen, hervorzulocken, in Empfang zu nehmen, hervorzubringen, aufzunehmen, aufrechtzuerhalten, zu sammeln?«[1] Bruno Latour antwortet ganz am Schluss selbst auf seine als Frage formulierte Definition mit einer Abwandlung des zweiten Gebotes: »Du sollst dir kein erstarrtes Bildnis machen«. Walter Seidl reagiert darauf mit einer kleinen feinen Ausstellung jenseits übertriebener Kunsteventkultur mit dem Oeuvre einer offenen Hand für vorwiegend junge und relevante Positionen.
Breaking the Visual
3. Oktober -6. Dezember 2004
Pavelhaus / Steirischer Herbst 2004
Fußnoten
Bruno Latour, Iconoclash, Berlin: Merve, 2002, S. 19 ↩︎
Paul Rajakovics ist Urbanist, lebt und arbeitet in Wien.