Das Verbrechen, einen Blick zu fangen
Blicke nehmen, aufnehmen, weiterverarbeiten, überwachen, überwacht werden zwischen Sicherheitdenken und Hysterie, Lust und DenkdiktatBlicke nehmen, aufnehmen, weiterverarbeiten, überwachen, überwacht werden zwischen Sicherheitsdenken und Hysterie, Lust und Denkdiktat.
Blicke nehmen, aufnehmen, weiterverarbeiten, überwachen, überwacht werden zwischen Sicherheitsdenken und Hysterie, Lust und Denkdiktat.
1.die Stadt, Öffentlichkeit
Versuch einer Verlagerung des allgemeinen Raums in einen spezifischen. Neun Personen (Fernsehmoderator, Frau, Mann, Frau mit Kind, Rollstuhlfahrer, Kind, ältere Frau, Jugendlicher, Tourist) gehen einen vorher definierten Weg durch die Stadt, ausgestattet mit einer Kamera, die in den Mittelsteg einer Brille eingebaut und so unsichtbar für die Umwelt ist. Sie (die Brille) ermöglicht uns einen Einblick in die subjektive Wahrnehmung des/r Trägers/in. Seine/Ihre Blicke können weiterverarbeitet werden. Situationen können gefilmt werden, ohne dass die Kamera bemerkt wird und Aufmerksamkeit bzw. Verhaltensänderung zur Folge hat. Der/Die TrägerIn ist ÜberwacherIn und ÜberwachteR. Die neun Ergebnisse wurden nebeneinandergestellt präsentiert.
Der öffentliche Raum ist eine Komposition, in der alle möglichen Welten ineinandergreifen, sich treffen und/oder auseinander klaffen.
2.die Wohnung, Privatheit
In den Projektraum des Kunstraum Innsbruck haben wir eine Wohnung gebaut (Küche, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Abstellkammer), eine Metapher für Privatheit. Mit der Brillenkamera konnten die Räume betreten werden. Die Blicke wurden aufgezeichnet und live auf einen Monitor außerhalb der Wohnung übertragen.
Die BesucherInnen der Ausstellung sind durchgelaufen, haben gekocht, Kaffee getrunken, gelesen, geschnüffelt, Möbel analysiert, Bilder angeschaut, ferngesehen, gezappt, Fische gefüttert, sich von der Straße auf der Couch erholt, sich wohlgefühlt, sich fremd gefühlt, sich wie bei einem/einer FreundIn gefühlt, der/die die Türe offen gelassen hat, sich beobachtet gefühlt, sich wichtig gefühlt, weil die Leute vor der Wohnung seine/ihre Blicke anschaute, sich total überwacht gefühlt, sich wie einE verdeckteR ErmittlerIn gefühlt, mit chirurgischen Blick die Dinge erfasst, die Blicke schweifen gelassen, Dinge verstellt ...
Jeder Mensch bewegt sich anders, nimmt unterschiedlich wahr, begegnet dem Raum mit seinem eigenen spezifischen Wissen. Alltägliche Berührungsschnittstellen, die sich durch Blicke, Gesten, und auch Worte manifestieren, wurden sichtbar gemacht. Zwischen Befangenheit und Unbefangenheit: ein Experiment (das Wort, das der japanische Tourist, den wir für das Projekt ansprachen und der kein Englisch oder Deutsch sprach, aus dem Wörterbuch herausgesucht hatte, nachdem er den Weg gegangen war).
Annette Sonnewend
Ralf Jacobs