Dasein: Wie öffentliche Büchereien trotzdem zur städtischen Daseinsvorsorge beitragen
Öffentliche Büchereien gelten als Orte der Bildung, Information und Wissensvermittlung. Doch im Alltag vieler, nicht zuletzt aus Perspektive der Mitarbeiter:innen, erfüllen sie schon lange auch andere Funktionen: Büchereien dienen als Orte des Zusammenkommens, des Lernens, der Begegnung und Beratung. Sie bieten sich als geschützter Aufenthaltsort an, sei es im Winter, um zu wärmen, oder, und diese Rolle wird zunehmend wichtiger werden, im Sommer als kühlender Ort. Diese flexible Orientierung an alltäglichen Bedarfen wird immer wieder erschwert durch staatlichen und kommunalen Spardruck, von dem auch Büchereien als öffentliche Infrastrukturen betroffen sind. Wie und von wem öffentliche Büchereien als sozio-kulturelle Infrastrukturen im städtischen Alltag produziert, ›performt‹ und gepflegt werden, ist Thema des Forschungsprojekts Infrastructuring the Social: Public Libraries and their Transformative Capacity in Austerity Urbanism (ILIT), das Büchereien in Rotterdam, Malmö und Wien untersucht. Die Bücherei als Ort der Teilhabe und damit als ›dritter Ort‹ zählt hier zum Selbstverständnis der Mitarbeiter:innen, ebenso wie ein großes Bewusstsein für die dafür notwendige Care-Arbeit.
Alexa Färber ist Professorin am Institut für Europäische Ethnologie der Uni Wien. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind kulturwissenschaftliche Stadtforschung, Wissensanthropologie und multimodale Forschung.
Marion Hamm ist Postdoc-Mitarbeiterin im Forschungsprojekt ILIT. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind u.a. soziale Bewegungen, Politiken der Erinnerung, Mobilitäten.