Axel Laimer

Sonya Menschik


Vor einigen Monaten ist im Promedia-Verlag das Buch »Das Neue und die Stadt«, herausgegeben von Wiens Bürgermeister Michael Häupl, erschienen.
Im Gegensatz zur oberflächlich gehaltenen Einleitung von Autor Michael Häupl, in der es hauptsächlich um die Errungenschaften der SPÖ im Bereich des Zusammenwirkens von Kommunalpolitik und Bereichen wie Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft geht, wirken die Themen der drei Kapitel vielversprechender. Dem Inhaltsverzeichnis nach sollte man Neues über die Entwicklung der Urbanität, das Leben in der Stadt, Informationsgesellschaft und Kultur erfahren. Doch in den Texten bewahrheitet sich der Verdacht, der schon nach der Lektüre des Einleitungskapitels gehegt wurde. Die Texte halten nicht was der Buchtitel verspricht.
Einerseits schreiben die AutorInnen über Themen, die in der Stadtentwicklungsdiskussion nicht neu, sondern teilweise sogar veraltet sind. Wolfgang Höhl visioniert von einer Stadtentwicklung, vor der Klaus Ronneberger bereits warnt, Rüdiger Lainer stellt sein Projekt »Flugfeld Aspern« vor, dass schon im Stadtentwicklungsplan 1994 zu finden war. Anderseits wurden für das Kapitel »Leben in der Stadt« Themen gewählt, die sich zwar mit sozialen Problemen auseinander setzen, aber keinen direkten Bezug zur Stadt haben. So stellen sich z. B. Cheryl Benard und Edit Schlaffer die Frage »Haben die Väter Zukunft«, beschäftigen sich ausführlich mit der Vater-Sohn-Beziehung und Fragen der Erziehung, stellen aber nie eine Beziehung der von ihnen beobachteten Phänomenen zur Stadt her.
Doch am Enttäuschendsten ist es, wenn sich ein Vorsitzender des Kulturausschusses des Wiener Gemeinderats über sein Aufgabengebiet nicht mehr zutraut als einen eineinhalbseitigen Aufsatz mit dem Titel »Wien als Kulturhauptstadt«.
Laut Michael Häupl verweist der Buchtitel darauf, »dass die Stadt eine Art kulturelles bzw. intellektuelles Biotop ist, in dem sich allerlei Neues entwickeln kann, das eben die spezifischen urbanen Voraussetzungen benötigt«. Den Zeitfaktor lässt der Herausgeber nicht nur inhaltlich außer Acht, denn das Buch enthält zum Teil Referate, die bei der bisher letzten »Wiener Sommer-Werkstadt« unter dem Titel »Das Neue und die Stadt« 1998 gehalten wurden. Die Wiener Sommer-Werkstadt ist eine Nachfolgeveranstaltung der seit 1992 stattfindenden Wiener Sommerakademie und wurde vom SPÖ-Klub Wien und den Wiener SPÖ-Frauen, der SPÖ Wiener Bildung und dem Dr.-Karl-Renner-Institut veranstaltet. So gesehen ist es kein Wunder, dass einige SPÖ PolitikerInnen zu Wort kommen und sich eher mit bereits Errungenem als Neuem auseinander setzen.
Abschließend kann man zur Beurteilung des Buches am Besten mit den Worten Kilian Franers, einer der AutorInnen des Buches sagen: »Die Frage, ob das Neue nun gut oder schlecht sei, lässt sich nur entscheiden, wenn geklärt ist, wobei es sich bei dem Neuen im Konkreten handelt.« (154)

Autorinnen und Autoren
Eugen Anatalovsky
René Berger
Wolfgang Höhl
Rüdiger Lainer
Thomas Sieverts
Cheryl Bernard
Edit Schlaffer
Renate Brauner
Rosa Logar
Rainer Münz
Klaus Ronneberger
Michael Strähle

Michael Häupl (Hg.)
Das Neue und die Stadt
Wien 2000. Promedia Verlag. (Edition Forschung)
160 Seiten. ATS 218.-


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Michael Häupl (Hg.)
Das Neue und die Stadt
Wien 2000. Promedia Verlag. (Edition Forschung)
160 Seiten. ATS 218.-