Christoph Gollner


Von der gar nicht so einfachen Bewertung des Phänomens ethnischer Ökonomien

Ethnische Ökonomien sind auch in Wien Thema geworden. Über der Euphorie angesichts des frischen Windes in unserer eher grauen Stadt wird das durchaus problematische System hinter dem Phänomen gerne übersehen. Und doch: Hier eröffnen sich neue Chancen für die Stadtentwicklung. Das Brunnenviertel muss wieder einmal als Exempel herhalten…

Das Brunnenviertel in Ottakring ist schick geworden: Bei SOHO in Ottakring trifft sich alljährlich Wiens alternative Kulturszene, an Samstagen beginnt es als Ort des Sehens-und-Gesehen-Werdens dem Naschmarkt Konkurrenz zu machen, und das Frühstück im Kent ist schon lange kein Insider-Tipp mehr. Beginn von Aufwertungsprozessen? Gentrification gar? Die KünstlerInnen- und StudentInnenschaft der Stadt, ausgehungert auf der Suche nach kreativer Inspiration durch kulturellen Pluralismus und Authentizität, wurde offenbar fündig.
Als Voraussetzungen für die offensichtliche Attraktivität des Brunnenviertels sind zunächst natürlich auch einige Hard-Facts der Standortqualität zu nennen: etwa die gute Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz oder die öffentlichen Investitionen zur Um- und Aufwertung des Gürtelbereichs im Rahmen von URBAN-Gürtel Plus. Vor allem jedoch unterscheidet sich das Brunnenviertel von den allermeisten Stadtteilen Wiens durch seine intensive und expressive, von vor allem aus der Türkei stammenden ZuwandererInnen geprägte Unternehmenslandschaft. Der kulinarische Reiz der »exotischen«, ja fast urlaubsartigen Atmosphäre verführt gerade diejenigen zu einer gewissen Naivität, die sich eigentlich der Kapitalismus- und Globalisierungskritik verschrieben haben. Denn ethnische Ökonomien sind gerade auch ein Produkt des freien Marktes, der sich für sein funktionieren soziale Randständigkeit bestimmter Bevölkerungsgruppen ganz gerne erhält.

Tugend und Not: Ethnische Ressourcen

Zunächst ein wenig graue Theorie. Ethnische Ökonomien - das sind »Selbständige sowie ArbeitgeberInnen und deren Beschäftigte aus einer ethnischen Gruppe« (vgl. Haberfellner/Betz 1999: 16). Eine Begrifflichkeit, die erstens unscharf ist - denn ethnisch sind auch die eingeborenen ÖsterreicherInnen, gemeint jedoch nicht - und zweitens höchst unterschiedlich bewertet wird und zu bewerten ist. Das Phänomen ethnischer Ökonomien ist bis dato vor allem aus dem anglo-amerikanischen Raum bzw. westeuropäischen Ländern mit ausgeprägter Zuwanderungstradition bekannt und auch primär in diesen Ländern vor einem integrationstheoretischen Hintergrund thematisiert. Das Entstehen einer ethnischen Ökonomie wird als Wechselverhältnis zwischen den Rahmenbedingungen der Aufnahmegesellschaft - rechtliche Position von MigrantInnen, Zugang zum Arbeitsmarkt und zur Selbständigkeit, Marktbedingungen - und den Ressourcen der ZuwandererInnengruppen - Organisationsgrad der Communities, kultureller Hintergrund, spezifische Bedürfnisse und Konsumgewohnheiten - skizziert. Auf Seiten der so genannten »ethnischen Ressourcen« sind die mehr oder weniger dichten sozialen und familiären Bindungen innerhalb einer ZuwandererInnengruppe hervorzuheben, welche die unternehmerische Tätigkeit erst ermöglichen: Aus der eigenen ethnischen Gruppe bzw. der eigenen Familie wird eine kostengünstige (bis unbezahlte) ArbeiterInnenschaft rekrutiert; innerhalb der eigenen ethnischen Gruppe etabliert sich ein internes Kreditvergabesystem. Für die MitarbeiterInnen wiederum fungiert ein Betrieb, der von einem Mitglied der eigenen ethnischen Gruppe geführt wird, als Ausbildungsstätte und als »Auffangbecken« im Falle von Arbeitslosigkeit. Gemeinhin wird das als Selbstausbeutungssystem bezeichnet. Ein Geflecht von wechselseitigen Abhängigkeiten auf zu­ meist prekärem ökonomischem Niveau. Für die Ausbildung einer ethnischen Ökonomie bedarf es außerdem einer Nachfrage nach dem entsprechenden spezifisch »ethnischen« Angebot; Entstehung und Ausprägung sind also nicht zuletzt von der Größe der ZuwandererInnengruppe bzw. deren räumlicher Konzentration abhängig. Durch die Besetzung von Marktnischen - und die finden sich nun einmal vor allem im Bereich »kultureller« Produkte - kann auch der aufgeschlossenere Teil der einheimischen Bevölkerung als zahlungskräftigere Klientel gewonnen werden.

Ethnische Ökonomien - ein Übergangsstadium?

Es stellt sich die Frage nach der Funktion solcher ethnischer Ökonomien im Integrationsprozess. Robert E. Parks Race-Relations-Cycle stellte die räumliche Abgrenzung der ZuwandererInnengruppen im Chicago der zwanziger Jahre - und damit verbunden deren spezifische Infrastruktur und Ökonomie - als zeitlich begrenzte Phase im »unausweichlichen« (Park) Assimilationsprozess dar und erklärte dies mit dem »Schutzbedürfnis« der ZuwandererInnengruppen in einer fremden und oft feindseligen Umgebung. Parks Prognose einer unausweichlichen Assimilation traf nicht ein. Im Gegenteil: Ethnisch-kulturelle Konflikte und Unruhen, ethnisch definierte Ghettos der Hoffnungslosigkeit in US-amerikanischen Städten wurden zum Schreckbild für die »soziale Stadt« (Häußermann) Europas.
Die oben angedeuteten Funktionsweisen ethnischer Ökonomien verstärken Befürchtungen, wonach sich ethnisch definierte Subkulturen zu einer Art Parallelgesellschaft entwickeln, welche die ohnehin marginalisierte Position ethnischer Minderheiten in den Aufnahmegesellschaften dauerhaft verfestigt. Die Verbindung von sozialer Position und ethnischer Zugehörigkeit birgt sozialen Sprengstoff, den man in den Wohlfahrtsstaaten Europas für überwunden hielt. Die Zunahme der Bedeutung von Ethnizität auch in europäischen Städten sind wie beim amerikanischen »Vorbild« in den Rahmenbedingungen der Aufnahmegesellschaften zu suchen: Erstens war man auf Zuwanderung und die damit verbundene Aufgabe der Integration nicht vorbereitet. GastarbeiterInnen sollten ja nach getaner Arbeit das Land eigentlich wieder verlassen - eine nachhaltige Arbeitsmarktintegration war da nicht nur nicht vorgesehen, sondern auch eher unerwünscht, da das auf InländerInnen (also auf das Wahlvolk) abzielende System des Sozialstaats gefährdet schien. Zweitens haben sich die ökonomischen Rahmenbedingungen - Globalisierung, Deregulierung - radikal verändert. Dass sich die europäische Stadt in Richtung des amerikanischen Stadtmodells entwickelt, sollte insofern nicht verwundern.

Globalisierung: gespaltener Arbeitsmarkt

Im Zuge der Globalisierungsdebatte wird eine Spaltung des Arbeitsmarktes thematisiert: Hier, unten, die eigentlich anachronistisch anmutenden kleinen DienstleisterInnen mit unsicherem Arbeitsplatz, unabsehbaren Arbeitszeiten fern aller arbeitsrechtlichen Regelungen und schlechter Bezahlung; da, oben, die smarten, dynamischen, gut bezahlten IT-Dienstleistungsjobs. Einigen ProfiteurInnen (den »GlobalisierungsgewinnerInnen«) steht eine große Zahl an ökonomischen »VerliererInnen« gegenüber; und nur weil die einen verlieren, können die anderen profitieren. MigrantInnen dienen in diesem Kontext als Arbeitskräftereservoir für das untere Segment des Arbeitsmarktes, welches von den Einheimischen in den Industrieländern nach Möglichkeit verlassen wurde. Die Funktionsweise des Kapitalismus macht sich kulturelle Verhaltensweisen »zunutze«: Die Mobilisierung der ethnischen Ressourcen durch bestimmte ZuwandererInnengruppen - insbesondere der dichten familiären und sozialen Netze der ethnischen Communities, aber auch eines kulturell bedingten besonderen »Unternehmergeists« - wird zum willkommenen Unterbau eines dualen Arbeitsmarktes.

Österreich: verkorkste Integrationspolitik

Die besondere Brisanz in Ländern wie Österreich liegt darin, dass durch die traditionell große Zahl an Arbeitsplätzen in öffentlichen - »geschützten« - Bereichen (Verwaltung, staatliche und halbstaatliche Betriebe) MigrantInnen zu weiten Teilen des Arbeitsmarktes quasi »von oben« sanktioniert keinen Zugang hatten. Für AusländerInnen war der klassische Sozialstaat österreichischer Prägung also durchaus eine zusätzliche Bürde. Die Liste der Versäumnisse der österreichischen Integrationspolitik ist lang. Resultat ist nicht nur etwa eine ausgeprägte ethnische Segregation in den gründerzeitlichen Problemgebieten Wiens - der kommunale Wohnungsbau ist für AusländerInnen bekanntermaßen nicht zugänglich-, sondern auch eine im internationalen Vergleich nachhaltig, also über Generationen fortbestehende, schlechte Arbeitsmarktintegration. Am sozialen Aufstieg wurden und werden ZuwandererInnen weitgehend erfolgreich gehindert, Teilnahme an politischen Entscheidungsprozessen ist ohnehin eher unerwünscht. Die prekäre Situation vieler MigrantInnen lässt den Gang in die Selbständigkeit häufig als die einzige Alternative erscheinen. Pikanterweise ist aber auch dieser Gang in einem Land ohne besondere Unternehmerkultur bürokratisch und finanziell zusätzlich erschwert. Umstände, die dazu führen, dass die ökonomische Basis der meisten von MigrantInnen geführten Unternehmen nicht allzu tragfähig sein kann; andererseits wird geradezu dazu eingeladen, rechtliche Bestimmungen zu umgehen. Keine günstigen Bedingungen für ethnische Ökonomien, keine günstigen Bedingungen für die Integration. Gute Chancen für Ethnisierungstendenzen?

Ethnische Ökonomie im Brunnenviertel

Es ist insofern fast schon erstaunlich, dass sich im Brunnenviertel eine derart lebendige Szene entwickelt hat. Aber was für Prozesse sind angesichts der oben angedeuteten Rahmenbedingungen hier zu beobachten? Ein Abbild der marginalisierten Position von MigrantInnen in Österreich? Der Beginn eines ethnisch-kulturellen Abkapselungsprozesses? Eine Phase auf dem Weg zu nachhaltiger Integration durch selbstbewusste Präsenz der eigenen kulturellen Identität? Oder einfach die Rettung der Wiener Nahversorgung? Welche Perspektiven ergeben sich - für den Stadtteil, für den Integrationsprozess? Um diesen Fragen nachzugehen, habe ich in meiner Diplomarbeit (vgl. Gollner 200 l) die Ausprägung der ethnischen Unternehmenslandschaft zweier Wiener Stadtteile - des Brunnenviertels im 16. und des Volkertviertels im 2. Bezirk - untersucht und miteinander verglichen. Bei den folgenden Darstellungen beschränke ich mich auf die Situation im Brunnenviertel.
Im Brunnenviertel werden 43 % aller erhobenen Betriebe von ZuwandererInnen geführt. Augenfälligstes Merkmal ist die türkische Dominanz: Eine absolute Mehrheit von 54 % aller ZuwandererInnenbetriebe ist in der Hand von türkischstämmigen MigrantInnen. Die Verteilung der Unternehmen auf die unterschiedlichen Branchen ist als typisches »Pionierstadium« einer ethnischen Unternehmenslandschaft zu bezeichnen: Die meisten Betriebe richten sich mit ihrem Angebot an die eigene ethnische Gruppe (also im Fall des Brunnenviertels vor allem an die türkische) bzw. an die spezifischen Bedürfnisse von ZuwandererInnen im Allgemeinen. 37 % aller ZuwandererInnenbetriebe sind Gastronomiebetriebe. Im Einzelhandel dominiert der Lebensmittel- und Textileinzelhandel, im Bereich sonstiger Dienstleistungen Friseure, Reisebüros und Versicherungen. Nur wenige Betriebe richten sich an ein unspezifisches Zielpublikum (dazu könnte man noch am ehesten Handy­ Shops oder ein türkisches Internetcafé rechnen).
Die Fluktuation ist hoch: Alle paar Wochen sperrt hier ein Betrieb zu, ein anderer wieder auf. Die geringe Lebensdauer vieler Betriebe liegt häufig - neben den bereits angedeuteten grundsätzlichen vor allem finanziellen Schwierigkeiten - in der scheinbar wenig durchdachten Wahl der Branche: So sperrten erst kürzlich im zeitlichen Abstand von wenigen Wochen und im räumlichen Abstand von kaum hundert Metern zwei türkische Konditoreien auf.
Auch das ist weniger ein Resultat der Unbedarftheit der ZuwandererInnen als vielmehr von Unzugänglichkeit und Ignoranz österreichischer (Beratungs-) Institutionen, wenn es um spezifische Problemstellungen von MigrantInnen geht.

»Little Istanbul«: Entwicklungsfaktor türkische Community

Besondere Beachtung für die Entwicklung des Stadtteils verdient die türkische Community. Für diese fungiert das Brunnenviertel als eine Art Community-Zentrum. Diese Tatsache scheint ein Schlüssel für die Dynamik im Stadtteil zu sein: Ausgehend vom Brunnenmarkt als einem für ZuwandererInnen klassischen Einstiegsbereich in die Selbständigkeit ist ein beidseitig von der türkischen Community getragenes relatives Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage entstanden (die ÖsterreicherInnen, die drei Tomaten und vier Äpfel kaufen, fallen da eher wenig ins Gewicht).
Die »Sogwirkung« des Brunnenviertels auf türkische ZuwandererInnen sowohl auf der Angebotsseite - hier probiert man es einfach mal - als auch auf der Nachfrageseite - angeblich wird der Brunnenmarkt von türkischen ZuwanderInnen am Samstag auch aus Mödling, Wiener Neustadt und St. Pölten bereist - lässt das Brunnenviertel gegenüber Stadtteilen mit ähnlichen Voraussetzungen, aber ungleich undynamischerer Entwicklung - etwa dem Volkertviertel - hervorstechen. In Selbstverstärkungseffekten werden hier Standortbedingungen reproduziert, die mittlerweile eine weit über die türkische Community hinausreichende Attraktivität entwickelt haben. Es wurde jene Atmosphäre geschaffen, die vor allem auch auf eine alternative österreichische Klientel anziehend wirkt: Eingangs erwähnte Betriebe wie das Restaurant Kent konnten sich so tatsächlich zu interkulturellen Treffpunkten entwickeln. Andererseits drückt dieses postulierte Angebot-Nachfrage-Gleichgewicht auch die Beschränkung der türkischen Unternehmenslandschaft auf den so genannten »ethnischen Markt« aus. Eine Tatsache, die langfristig eher geringes Entwicklungspotenzial hat und - im schlechtesten Fall - Tendenzen zu einer von der Gesamtgesellschaft abgehängten Entwicklung nicht nur der Community, sondern auch des Stadtteils in sich birgt.
Die zwar dynamische, aber eher noch »pionierhafte« Struktur der lokalen ethnischen Ökonomie des Brunnenviertels lässt die Entwicklungsmöglichkeiten offen: Entwicklungs- und integrationsdynamisch sehr positive Tendenzen sind ebenso möglich wie ein Kippen der Entwicklung. Mitentscheidend ist der Umgang der Mehrheitsgesellschaft mit dem Phänomen.

Einbeziehen und einbeziehen lassen

Es gibt in der Tat einiges, was das Phänomen ethnischer Ökonomien höchst zwiespältig erscheinen lässt: die sehr relative »Freiwilligkeit«, die selbstausbeuterischen Strukturen, das Abhängigkeitsgeflecht innerhalb einer Community, die etwa bei türkischen ZuwandererInnen häufig ausgeprägten patriarchalen Strukturen mit der damit verbundenen doppelten Diskriminierung der Frauen, die Gefahr ethnisch-kultureller Selbstüberhöhung in Verbindung mit religiösen Symbolen.
Dennoch ist das Phänomen, wie es sich derzeit im Brunnenviertel darstellt, unter den gegebenen Rahmenbedingungen als Chance zu betrachten - vor allem gegenüber der Alternative vollkommener Verarmung oder Abschiebung. Die lokale ethnische Ökonomie hat den Stadtteil nicht nur belebt, sie entfaltet auf der Basis individuellen und kollektiven Selbstbewusstseins auch integrative Wirkung. Die Strategie der Wahl kann also nicht das Bestreben nach einer Verhinderung ethnischer Ökonomien sein, sondern muss im Gegenteil in einer gezielten Förderung derselben liegen - mit dem Ziel, dass sich diese - weniger in ihrer Angebotspalette als in ihrer Funktion und Funktionsweise - auf Dauer als obsolet erweisen.
Hier ist kreatives Potenzial vorhanden, das es zu nutzen gilt. Zumindest auf Stadt­ oder Stadtteilebene sollte - wenn schon die Regelungen auf Bundesebene Integration eher erschweren als erleichtern - offensiv mit dem Thema umgegangen werden. Es gilt Wahlmöglichkeiten und Perspektiven für die Betroffenen zu eröffnen: Vieles hängt von simpler, aber elementarer kauf­ männischer Basisinformation ab - die Angebote der Wirtschaftskammer sind da zu elitär. Und es gilt diejenigen, die einen so großen Anteil an der Entwicklung des Stadtteils haben, nämlich die zugewanderten UnternehmerInnen, in diese Entwicklung auch aktiv miteinzubeziehen. Beziehungsweise umgekehrt, und vielleicht besser, sich - also die Institutionen der Stadt - von der Dynamik im Stadtteil einbeziehen zu lassen. Dass hier der Kommunikationsfluss noch nicht wirklich ausgebildet ist, zeigen weitgehend monoethnisch österreichisch besuchte Bürgerversammlungen sehr deutlich.

Endogene Potenziale und Strukturanpassung

Es kann nicht darum gehen, bestehende informelle Netzwerke zu formalisieren und damit zu zähmen. Richtiger und innovativer wäre es, diese Netzwerke anzuerkennen und Impulse für eine lokale Kooperation der ansässigen Betriebe und auch BewohnerInnen in Richtung einer vor allem auch ökonomisch tragfähigen Entwicklung zu geben. Strukturanpassung ist das ansonsten eher gefährlich klingende Wort dafür; Strukturanpassung, die von innen getragen und nicht von außen aufoktroyiert wird. Strukturanpassung, die, basierend auf den lokalen Ressourcen, eine Diversifizierung des Angebots und einen innovativere Branchenmix mit sich bringt - weg vom reinen ethnischen Markt, hin zum »offenen« Markt.
Und ein wesentlicher Aspekt einer positiven Entwicklung ist nicht zuletzt auch eine manchmal vielleicht etwas blauäugige Begeisterung der erwähnten KünstlerInnen- und StudentInnenschaft über die fröhliche Multikulti-Buntheit. Denn als »Pioniere« im Rahmen eines Aufwertungsprozesses hätten diese die Funktion, auch wieder vermehrt österreichische Unternehmen für das Gebiet zu interessieren. Gewissermaßen steht das Brunnenviertel erst am Anfang einer Entwicklung, über deren Verlauf Ambitionen und Fingerspitzengefühl der österreichischen Institutionen - und hoffentlich die tatsächlich vor Ort agierenden Menschen entscheiden werden.


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Literaturliste

Dangschat, J.S.: Nur ein Irrtum? Von der eigenen Überschätzung der Erfinder der »multikulturellen Gesellschaft«. In: Honegger, C., Hradil, S., Traxler, F. (Hg.): Grenzenlose Gesellschaft? Verhandlungen des 29. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, des 16. Kongresses der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie und des 11. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Freiburg i. Br. 1998, Teil 2. Opladen: Leske + Budrich, 1998, S. 519-538

Gollner, Ch.: Lokale ethnische Ökonomien als Beitrag zur Stadtentwicklung. Die Wirkungen unternehmerischer Aktivität von MigrantInnen auf Entwicklungs- und Integrationsdynamik – eine Untersuchung am Beispiel von Brunnenviertel und Volkertviertel in Wien. Diplomarbeit am Intitut für Stadt- und Regionalforschung, TU Wien, 2001.

Haberfellner, R., Betz, F.: Ethnische Ökonomien als Lebens-, Arbeits- und Ausbildungssätten. Endbericht Teil 1: Ergebnisse der Forschungsarbeit. Hg. Zentrum für soziale Innovation – ZSI. Wien 1999.

Häußermann, H., Oswald, I. (Hg.): Zuwanderung und Stadtentwicklung: Leviathan Sonderheft 17/ 1997: Opladen /Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 1997.

Heitmeyer, W., Dollase, R., Backes, O. (Hg.): Die Krise der Städte. Analysen zu den Folgen desintegrativer Stadtentwicklung für das ethnisch-kulturelle Zusammenleben. Frankfurt/ Main: Suhrkamp, 1998.

Heitmeyer, W., Anhut, R. (Hg.): Bedrohte Stadtgesellschaft. Soziale Desintegrationsprozesse und ethnisch-kulturelle Konfliktkonstellationen. Reihe Konflikt- und Gewaltforschung. Weinheim und München: Juventa, 2000.

Sassen, S.: Metropolen des Weltmarkts. Die neue Rolle der Global Cities. Frankfurt/ New York: Campus, 1996.

Treibel, A.: Migration in modernen Gesellschaften. Soziale Folgen von Einwanderung, Gastarbeit und Flucht. Grundlagentexte Soziologie. Weinheim und München: Juventa, 2. Erweiterte Auflage, 1999.