Hinweise & Tipps (2009-01-01)
Postcapital
Der spanische Künstler Daniel García Andújar hat in den letzten zehn Jahren über 250.000 verschiedene Dateien (Texte, Audiodokumente, Videos etc.) aus dem Internet gesammelt, die nun die Basis für sein Kunstprojekt darstellen, welches momentan im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart zu sehen ist.
Das Projekt mit dem Titel Postcapital thematisiert die gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen und kulturellen weltweiten Veränderungen anhand der genannten Artefakte. Für Andújar sind in diesem Wandlungsprozess vor allem zwei Ereignisse prägend, die gleichzeitig auch den Anfangs- und Endpunkt des Projekts Postcapital darstellen: der Fall der Berliner Mauer (1989) und die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York (2001). Der expandierende Kapitalismus und der zunehmende Einfluss westlicher Demokratien werden dabei vom Künstler kritisch hinterfragt. Dass diese Institutionen nicht immer halten können, was sie in Bezug auf Sicherheit, Stabilität und Frieden versprechen, wird anhand von Beispielen wie den Konflikten in Ex-Jugoslawien, dem Irakkrieg aber auch der aktuellen Finanzkrise illustriert. Denn bereits der Titel macht Andújars Absicht deutlich: capital steht hier sowohl für das Kapital, aber auch für den Begriff der Hauptstadt. Das heißt, es werden sowohl die Transformationen der kapitalistischen Gesellschaften als wie auch die Verschiebung ihrer urbanen Machtzentren thematisiert.
Postcapital – Archive 1989-2001
Ein Kunstprojekt von Daniel García
Andújar/Technologies To The People
Württembergischer Kunstverein Stuttgart
22. November 2008 bis 18. Januar 2009
Weitere Informationen:
http://www.wkv-stuttgart.de/programm/2008/ausstellungen/postcapital
Fotografien von den Rändern Wiens
Das Wienmuseum Karlsplatz widmet sich mit der kleinen und trotzdem sehenswer-ten Foto-ausstellung Elfriede Mejchar: Fotografien von den Rändern Wiens dem Wandel der Stadtlandschaft im Südosten der Stadt.
Von 1952 bis 1984 für das Bundesdenkmalamt fotografisch tätig, dokumentierte Elfriede Mejchar in unzähligen privaten Streifzügen zu Fuß die Peripherie, um festzuhalten „was einmal war“, noch bevor die brachliegende Landschaft von Autostraßen, Industriearealen und Bürokomplexen überzogen wurde. Dabei entstanden Aufnahmen von eigenwilliger Schönheit zwischen dokumentarischer Bestandsaufnahme und ästethischer Inszenierung. Die Ausstellung zeigt rund 50 Aufnahmen von 1960 bis heute: Simmeringer Heide, Erdberger Mais, Wienerberger Ziegelöfen oder Triester Straße – in Kombination mit der in der Mitte des Raumes befindlichen Google Maps-Luftaufnahme der dokumentierten Gebiete im heutigen Bebauungszustand eine spannende Zeitreise.
Elfriede Mejchar: Fotografien von den
Rändern Wiens
Wien Museum Karlsplatz, 1040 Wien
23. Oktober 2008 bis 25. Jänner 2009
Weitere Informationen:
http://www.wienmuseum.at
„fast modern“
Im Stadtmuseum Graz läuft seit 20. November 2008 eine Ausstellung zum Thema Grazer Werkbundhaus & Architektur 1918-1938. Der Titel der Ausstellung bezieht sich dabei auf die Sichtweise der Grazer Architekturszene in der Zwischenkriegszeit. Denn diese sah die Verbindung von bodenständiger Bautradition und modernen Einflüssen als durchaus erstrebens-wert an, wenngleich auch das allzu revolutionär Neue noch eher abgelehnt wurde. Zentrales Beobachtungsobjekt der Ausstellung ist das Grazer Werkbundhaus, welches heute unter Denkmalschutz steht und 1928 aus Anlass des 800-Jahr-Jubiläums der Stadt Graz durch den Steiermärkischen Werkbund geplant und erbaut wurde. Das Haus in der Grazer Schubertstraße war als Modell und Besichtigungsobjekt für ein „neues Wohnen“ konzipiert, dass ein Gegenentwurf zu dem als „kalt“ und „seelenlos“ empfundenen Wohnen der Moderne darstellen sollte. Auch die Inneneinrichtung wurde nach diesen Prinzipien extra für das Werkbundhaus entworfen, die Verwendung zahlreicher Holzmöbel etwa, sollte eine besonders gemütliche und wohnliche Atmosphäre schaffen.
Daneben beschäftigt sich die Ausstellung mit einigen der wichtigsten Grazer Architekten dieser Zeit, sowie mit weiteren Vereinigungen in diesem Kontext, wie etwa dem „Verein für Heimatschutz“ oder der „Sezession Graz“.
Fast Modern – Grazer Werkbundhaus & Architektur 1918 – 1938
Ausstellung im Stadtmuseum Graz
20. November 2008 bis 3. Mai 2009
Weitere Informationen:
http://www.stadtmuseumgraz.at
Anne Erwand
Elke Rauth ist Obfrau von dérive - Verein für Stadtforschung und Leiterin von urbanize! Int. Festival für urbane Erkundungen.